Hagen. Die Lockerungen der Landesregierung überraschten so manche Branche. Es herrscht Freude, aber zum Teil auch die Angst vor weiteren Risiken.

Das Leben könnte sich bald wieder zumindest ein bisschen so anfühlen, wie es die Menschen kennen: Die Landesregierung hat am Mittwoch in der Corona-Kriseweitreichende Lockerungen beschlossen. Fitnessstudios, Freizeitparks, Schwimmbäder, Restaurants und Ferienhäuser dürfen u.a. wieder öffnen. Ein Überblick darüber, wie die Betreiber reagieren, wie sie sich vorbereiten – und an welche Grenzen sie stoßen.

Der Ferien-Haus

Erster Anruf. Besetzt. Zweiter Anruf. Besetzt. Dritter Anruf. Besetzt. Dann erst ist Sabine Köhne am Apparat. „Seit gestern steht das Telefon kaum still“, sagt die Chefin des Familienbetriebs Hof Köhne in Schmallenberg, wo vornehmlich Familien mit Kindern Urlaub machen. Mails seit gestern: 40. Nachdem wochenlang Stille in den Postfächern, Leitungen und auf der Anlage herrschte, freut sich Sabine Köhne darüber, dass es ab Montag (11. Mai) wieder losgehen kann.

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„Uns ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen, dass wir beim ersten Schritt der Lockerungen gleich dabei sind“, sagt sie. Die Gäste wollten nach der Bekanntgabe der Lockerungen sofort wissen, ob sie nächste Woche anreisen können.“ Können sie. Am Montag werden – Stand jetzt – 15 Familien ankommen, alles langfristige Buchungen, die nicht storniert wurden. Die Anlage wäre damit etwa zur Hälfte voll. Ob das gewohnte Programm mit Walderlebnistouren und Ponyreiten für Kinder angeboten werden kann, stand für den Hof am Donnerstag noch nicht fest.

Das Restaurant

Rasim Lahi ist gerade in seinem Laden: Tische im Biergarten wegschaffen, Strandkörbe verschieben, Stühle stapeln. Er ist Betreiber des „Blue Jay“, einer American Bar mit Restaurant in Herdecke. Draußen zwischen Sand und Palmen können normalerweise mehr als 200 Menschen sitzen, in Zukunft soll es etwa die Hälfte sein. „Damit der Mindestabstand gewahrt wird.“ Was er sonst noch berücksichtigen muss, weiß er noch nicht genau, weil die Erklärung von Wirtschaftsminister Pinkwart noch nicht vorlag. Wie ist das mit dem Mundschutz? Trägt ihn der Kellner? Trägt ihn der Gast auf dem Weg zur Toilette? "Ich werde mir das alles aber noch genau anschauen."

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Der Chef freut sich trotzdem, dass gastronomische Betriebe ab Montag (11. Mai) wieder öffnen können. Um 17 Uhr wird er den Laden aufsperren. „Lieber zwei Tische als gar keinen“, sagt er über die Begrenzung. Andererseits: Gäste sollen – so hat er gehört – vorher reservieren. Bislang hat das niemand getan. Nicht nur deshalb weiß er nicht, wie die Resonanz sein wird. „Das ist ein großes Risiko, größer noch, als wenn wir geschlossen haben. Denn ich muss ja auch einkaufen und auf alles vorbereitet sein.“

Das Fitnessstudio

„Jawoll, endlich“, sagt Dirk Fastbinder zur Entscheidung, dass die Fitnessstudios am Montag (11. Mai) wieder öffnen dürfen, auch wenn ihm die genauen Auflagen noch nicht bekannt sind. Er ist Geschäftsführer des Bechelte Parks in Hagen. Fastbinder ist am Donnerstag im Auto unterwegs. Im Kofferraum hat er Spuckschutze aus Plastik für den Empfangsbereich, die er noch aufstellen wird. Auch er wird nur etwa die Hälfte der Kunden empfangen dürfen, damit der Abstand gewahrt wird. „Die Mitglieder können sich online oder mit einem Anruf die Stunde Trainingszeit, die offenbar pro Person erlaubt ist, reservieren, damit wir besser planen können“, sagt Fastbinder.

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Das Tragen einer Schutzmaske wird den Sportlern empfohlen, ist aber keine Pflicht. Die Trainingsgeräte werden in den kommenden Tagen noch so verschoben, dass der Mindestabstand gewahrt wird. Wie sonst schon üblich sollen die Gäste das Gerät, das sie benutzt haben, anschließend mit einem Desinfektionstuch säubern. „Wer sich nicht sicher ist, ob es der Vordermann gründlich genug gemacht hat, kann dies natürlich vor der Benutzung wiederholen“, sagt Fastbinder.

Die Trainer, die derzeit keine Eins-zu-eins-Betreuung anbieten können, achten auf die Einhaltung der Regeln. „Es wäre fatal, wenn wir Fehler machen, denn uns ins NRW kommt eine wichtige Rolle zu. Wir sind Vorreiter. Wir müssen zeigen, dass es funktioniert, damit auch die anderen Studios in anderen Gebieten Deutschlands wieder öffnen können.“

Das Freibad

Das Freibad Gambach in Freudenberg wird ab dem 20. Mai wieder öffnen dürfen. „Das ist etwas überraschend. Wir hatten eher darauf getippt, dass das noch bis mindestens Juni dauern wird“, sagt Betriebsleiter Gerd Hinrichs. „Aber irgendwann müssen die Bäder ja aus dem Winterschlaf erwachen. Das ist auch gut für die Leute, die ja wahrscheinlich auf ihren Bade-Urlaub in diesem Jahr verzichten müssen.“

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Aber wie das alles sein wird, das weiß Hinrichs noch nicht. „Das wird spannend: Müssen wir stündlich desinifizieren? Muss es Einbahnverkehr geben?“ Er hätte es offenbar bevorzugt, wenn erst die Spielregeln bekannt gewesen wären und dann ein Öffnungstermin genannt worden wäre. Nun kommt es anders. „In Abstimmung mit der Verwaltung werden wir klären, wo was warum gesperrt werden muss. Wir werden also bereit sein.“

Der Freizeitpark

Der Freizeitpark Fort Fun in Bestwig wird vorerst noch nicht wieder öffnen - obwohl das ab Montag wieder möglich wäre. „Wir brauchen einfach eine gewisse Zeit, um uns vorzubereiten“, sagt der Geschäftsführer Andreas Sievering, der derzeit auf die genauen Formulierungen der Maßnahmen wartet. Ziel sei es, den Park am Donnerstag, 21. Mai, also an Christi Himmelfahrt, wieder für die Besucher zu öffnen.

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Am Samstag vorher soll es einen großen Trainingstag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Parks geben, einen Tag später einen Extra-Öffnungstag für die Jahreskartenbesitzer und den Fanclub. Ein Hygiene-Konzept liege in der Schublade. Nach der Eröffnung wird es in den ersten Wochen - wenn überhaupt - ein sehr reduziertes Showprogramm geben. So solle verhindert werden, dass sich zu viele Menschen an einer Stelle aufhalten.