Hagen. Die Fernuni in Hagen startet ihr Sommersemester planmäßig. Aber auch die anderen Hochschulen der Region haben Pläne trotz Corona.

Keine Präsenzpflicht im Hörsaal. Digitales Lernen, teils über Hunderte von Kilometern hinweg -- die Zeiten scheinen wie gemacht für die Fernuniversität Hagen. Doch die Umstände der Corona-Krise belasten auch die – was die Zahl der Studierenden betrifft -- größte Hochschule Deutschlands.

„Prüfungen werden ja vor Ort abgehalten, oft an den Standorten der Studieninstitute in der gesamte Republik“, sagt Fernuni-Sprecher Stephan Düppe. Und weil die etwa in Bayern schon früher geschlossen wurden, sind dort auch noch Prüfungen ausgefallen. Eine weitere Herausforderung, wie in vielen anderen Unternehmen auch: Die Verwaltung, der eigentliche Betrieb, findet normalerweise in vielen Gebäuden auf dem Campus in Hagen statt. Aber auch hier sind nun die meisten im Home-Office. „Das muss ebenso organisiert werden, wie der Versand von Unterrichtsmaterialien oder die Uni-Bibliothek“, sagt Stephan Düppe. „In den Bereich müssen natürlich Menschen vor Ort arbeiten. Jetzt dürfen sie sich aber nicht zu nahe kommen.“

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Davon aber einmal abgesehen ist das Sommersemester an der Fernuni am 1. April normal gestartet. „Wir verspüren durch die jetzige Situation sogar ein verstärktes Interesse“, sagt der Fernuni-Sprecher. Ein reguläres Studium zu beginnen seit jetzt zwar nicht mehr möglich. Aber die Fernuni verlängert die Anmeldefrist für das so genannte Akademiestudium, eine Art Gasthörerschaft, bis zum 30. April.

Schon etwas komplizierter ist die Situation an der Fachhochschule Südwestfalen mit Standorten in Hagen, Iserlohn, Meschede und Soest. „Uns liegt noch immer kein Mitteilung vor, ob der Semesterbetrieb am 20. April wieder aufgenommen werden kann“, sagt FH-Sprecherin Birgit Geile-Hänßel. Ein rein digitales Sommersemester, wie es die Ruhruni in Bochum ins Spiel gebracht hat, steht für die Fachhochschule noch nicht auf dem Programm. Aber auch hier sorgt Corona für einen digitalen Schub. Mit der so genannten Moodle-Plattform habe man eine digitale Basis für die Lehre, in Soest sei auch schon vor Corona ein rein digitaler Studiengang etabliert worden. „Das wird jetzt natürlich alles verstärkt voran getrieben“, sagt die Sprecherin. „Wir arbeiten eigentlich ganz normal. Nur unter andere Umständen.“

Alternative Lehrformate

An der Uni Siegen ist der Beginn der Vorlesungszeit um zwei Wochen auf den 20. April verschoben. „In den ersten beiden Wochen“, so Sprecher André Zeppenfeld, „wird keine Präsenzlehre stattfinden; die Lehrenden werden alternative Lehr-/Lernformate entwickeln.“ Eine Fortsetzung des Online-Betriebs darüber hinaus sei möglich.

Die digitale Lehre sei in Siegen schon weit vor der Ausbreitung des Coronavirus ein fester Bestandteil gewesen, so Zeppenfeld weiter. Hierzu zählen z.B. elektronische Semesterapparate der Universitätsbibliothek, die E-Learning-Plattform Moodle oder die Campus­cloud Sciebo. Zudem gebe es Angebote, um „Präsenzlehre in Online-Formate zu überführen“. Dazu zählten die Online-Aufbereitung von Vorlesungen, Live-Streams, Live-Feedback, Lern-Videos sowie Screencasts (Video einer digitalen Präsentation mit Audio-Kommentar) oder Podcasts.

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Und auch das Sommersemester 2020 an der University of Applied Sciences Europe (UE) mit Standort in Iserlohn (früher: Bits) ist komplett online gestartet. „Eigentlich bleibt beim digitalen Lernen auch erstmal vieles beim Alten, denn die Vorlesungen finden synchron, also in Echtzeit nach dem bestehendem Vorlesungsplan, statt. Der Dozent sitzt vor seiner Laptopkamera, die Studierenden jeweils vor ihren eigenen. Man kann sich melden, diskutieren, austauschen, gemeinsam Gruppenarbeiten machen“, erklärt Ebbo Tücking vom Iserlohner Campus.

Mündliche Präsentationen per Video

Ähnlich bei der FOM Hochschule in Hagen. „Wir tun wirklich alles, damit unsere Studierenden ihre Studienziele trotz der aktuell außergewöhnlichen Situation erreichen werden – und sind uns sicher, dass das gelingen wird“, sagt Christian Kwiatkowski, Geschäftsleiter der FOM Hochschule in Hagen. Die Hagener FOM und alle weiteren 32 FOM Hochschulzentren setzen in Corona-Zeiten auf digitale Lern- und Lehrmethoden – studiert wird nicht im Hörsaal, sondern online. Für Prüfungen, die Präsenz erfordern, hat die FOM hochschulrechtlich abgesicherte Alternativen entwickelt.

Der „Online-Campus“ (OC), die Online-Plattform der FOM Hochschule, ermögliche flexibles Lehren und Lernen – und somit auch eine vorübergehende Lernortverschiebung. Umfangreiche Lehr- und Lernmaterialien, die Online-Bibliotheken und die unterschiedlichen Kommunikationsmöglichkeiten des OC böten den Studierenden zahlreiche Varianten für das Selbststudium.

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Auch Prüfungsleistungen können weiterhin abgelegt werden, so Christian Kwiatkowski: „Unsere Studierenden haben die Möglichkeit, geplante Klausuren durch ein Scientific Essay zu ersetzen. Konkret heißt das: eine schriftliche wissenschaftliche Ausarbeitung und ein kurzes selbsterstelltes Video. Für einige ausgewählte Module sind Open-Book-Klausuren vorgesehen, die auf das Prüfen von Synthese- und Transferleistungen bzw. die Anwendung des Gelernten auf Anwendungsfälle abzielen. Bei wissenschaftlichen Hausarbeiten und Abschlussarbeiten verlängert sich die Bearbeitungszeit pauschal um vier Wochen. Mündliche Präsentationen können die Studierenden als Video einreichen, Kolloquien finden in Form von Webinaren statt.“ Die nächste Online-Infoveranstaltung der FOM Hochschule in Hagen:16. April 2020, 18 Uhr. Anmeldungen über www.fom.de/hagen