Hagen. Die Nachfrage nach Soforthilfen für Unternehmen ist in NRW enorm. Anders als in Bayern oder Hamburg bekommen hier aber nur kleinere Firmen Geld.
Von Jens Helmecke
Hagen. Das Corona-Soforthilfeprogramm des Landes wird enorm nachgefragt. Am Montag (Stand 15 Uhr) waren laut NRW-Wirtschaftsministerium bereits 237.268 Anträge eingegangen und 180.799 positive Bescheide für Soloselbstständige und kleinere Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern ausgestellt worden, teilte das NRW-Wirtschaftsministerium mit. „Für die kleineren Unternehmen ist das spitze“, lobt Klaus Richter, Geschäftsführer des Caterers Rebional aus Herdecke. „Leider sind wir offenbar vergessen worden“, bemerkt der Firmenchef. Gemeinsam mit drei Konkurrenten aus NRW hat Richter deshalb einen offenen Brief an Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) verfasst und am Wochenende abgeschickt.
Tatsächlich zielen die Soforthilfen des Staates, ob vom Bund mit dem 50 Milliarden-Euro-Topf oder den Ländern wie Nordrhein-Westfalen, bewusst darauf ab, genau den kleinsten Unternehmen das wirtschaftliche Überleben zu ermöglichen. Das Geld soll helfen, Ladenmieten, Strom und Gas, bestellte Waren und auch Gehälter für ein paar Wochen weiter zahlen zu können oder Kurzarbeitergeld aufzustocken.
Bayern und Hamburg besser?
Die Ergänzung der Länder zum großen Bundestopf fällt dabei unterschiedlich aus. Auch die Kriterien sind je nach Bundesland unterschiedlich. Während NRW bislang Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten bezuschusst (zwischen 9.000 und 25.000 Euro maximal), gibt es im von Markus Söder (CSU) regierten Bayern bis zu 30.000 Euro für Unternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten – ebenso wie im Stadtstaat Hamburg mit dem 1. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) an der Spitze. In NRW gehen Firmen mit mehr als 50 Beschäftigten derzeit noch leer aus.
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Das Herdecker Unternehmen Rebional mit rund 200 Mitarbeitern hat einen großen Standort in Hamburg, von wo unter anderem 14 Schulen mit Essen beliefert werden. „Aber es ist eben nur eine Niederlassung. Unser Sitz ist in NRW, deshalb gibt es keine Hilfe aus Hamburg“, erklärt Richter. Nordrhein-westfälische Betriebe sind also Stand heute gegenüber Ländern wie Hamburg oder „Söderland“ im Nachteil.
Verderbliche Dienstleistung
Insbesondere die Gastronomiebranche ist aber von der Coronakrise besonders hart betroffen, natürlich auch im größten Bundesland. „Unser Problem ist, dass wir keine Wasserpumpenzangen produzieren, die man auch nach der Krise noch verkaufen könnte“, beschreibt Richter das Dilemma derjenigen, die gewissermaßen Dienstleistungen mit Verfallsdatum anbieten. Findet Schule oder Kindergarten nicht statt, wird auch kein Essen benötigt. Und doppelte Portionen dürften in Zukunft kaum gefragt sein. Caterer wie Rebional oder auch Gaststätten versuchen so flexibel wie möglich zu reagieren und irgendwie noch ein bisschen Geschäft zu machen. „In Hamburg hatten wir jetzt einen Auftrag, 600 Baguettes zu backen“, nennt Richter ein Beispiel – das aber gerade einmal drei Mitarbeiter für einen Moment beschäftigt hat. Für 125 des rund 200-köpfigen Rebionalteams hat der Unternehmer Kurzarbeit beantragt. Zunächst einmal geht er in Vorkasse. Wann von der Bundesagentur Geld fließen wird, ist wie ein Blick in die Glaskugel. Geschätzt wird es wegen Corona wohl etwa 800.000 Anträge auf Kurzarbeitergeld geben, die alle geprüft und bearbeitet werden müssen. Das kann dauern.
Dass es auch schnell und unter Aussetzung der üblichen bürokratischen Gepflogenheiten geht, hat dabei das Land Nordrhein-Westfalen gerade mit den Soforthilfen bewiesen. Ab Freitagnachmittag war die Seite des NRW-Wirtschaftsministeriums freigeschaltet, auf der die Anträge gestellt werden konnten und können. Rund 700 Behördenmitarbeiter in den fünf Bezirksregierungen bearbeiteten dafür sogar am Wochenende die Anträge. Auch IHKs und Handwerkskammern berieten viele hundert Unternehmer am Wochenende. Die positive Resonanz spricht für sich, jedenfalls erst einmal bei Betrieben mit bis zu 50 Beschäftigten.