Lennestadt. Wie wird man Western-Held beim Elspe-Festival? Schauspieler Martin Krah alias Old Surehand trainiert nicht nur Reiten.

Wie spannend sein neuer Job wirklich ist, hat Martin Krah aus der Reaktion seiner Freunde gelernt. „Du bist der Held meiner Kindheit“, haben sie gerufen, als sie erfuhren, dass der 36-Jährige der neue Old Surehand beim Elspe-Festival wird. Derzeit fährt der Schauspieler einmal in der Woche von Köln nach Lennestadt, um sich als Reiter für die Vorstellungen ab dem 20. Juni in Form zu bringen.

„Das ist eine ganz andere Bühne, als ich sie gewohnt bin“, begeistert sich Krah, „ein riesiges Panorama. Ich stelle es mir toll vor, auf diesem Felsen zu spielen.“ Die Bühne in Elspe nötigt jedem Darsteller Respekt ab. Sie ist 96 Meter breit, 34 Meter tief und weist einen Höhenunterschied von 25 Metern auf. Wer hier auftritt, sollte nicht nur wissen, wie sich Apachen-Häuptling buchstabiert, er braucht auch Kondition. Und er muss sattelfest sein.

In Essen aufgewachsen

Winnetou Jean-Marc Birkholz und Old Surehand Martin Krah in der Maske des Elspe-Festivals in Lennestadt.
Winnetou Jean-Marc Birkholz und Old Surehand Martin Krah in der Maske des Elspe-Festivals in Lennestadt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Martin Krah wurde auf der Insel Rügen geboren und ist in Essen aufgewachsen. In Münster hat er Germanistik, Latein und Sport studiert, um dann an der Theaterakademie Vorpommern in Zinnowitz eine klassische Schauspielausbildung zu absolvieren.

In Elspe hat Krah sich bereits vor einem Jahr initiativ beworben. Nun kam das Festival wegen Old Surehand in dem Stück „Der Ölprinz“ auf ihn zu. Rund 200.000 Besucher werden ihn im Sommer sehen, soviel Publikum gibt es für Darsteller sonst selten.

Der 36-Jährige ist ein Theaterschauspieler aus Leidenschaft. Er dreht auch für Film und TV, war in „Soko Köln“ und „Unter Uns“ zu sehen, doch sein Herz gehört dem Sprechtheater. Mehrere Jahre war er in Detmold fest engagiert, hat sich aber jüngst für die Freiberuflichkeit entschieden, um flexibler zu sein, auch wegen seiner kleinen Tochter. Mit seiner jungen Familie ist er nach Köln gezogen.

Cowboy und Indianer

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Dort liest Martin Krah jetzt alles über Karl May, was er in die Finger bekommen kann.„Wir haben zwar früher auch Cowboy und Indianer gespielt, aber in der DDR wurde Karl May erst ab den späten 1980ern wieder geduldet“, sagt er. „Ich habe mich mit dem Ölprinzen beschäftigt, die Filme gesehen, die Bücher gelesen, Sekundärliteratur studiert und geschaut, wie Leute aus unterschiedlichen Epochen die Figuren bewertet haben.“

Voller Vorfreude wartet Krah auf den Probenbeginn mir Regisseur Jochen Bludau. „Da bin ich sehr gespannt, auch wie die Beziehungen meiner Rolle zu den anderen Figuren angelegt werden. Den Old Surehand kann man als wilden Haudegen interpretieren oder als den Suchenden, der an sich zweifelt, weil er dieses Geheimnis mit sich herumträgt, dass seine Eltern im Gefängnis waren. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.“

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Zur Theaterarbeit in Elspe gehören nicht nur Stimme, Mimik und körperliche Fitness für die Action-Szenen. Von den 100 Akteuren sind 40 Tiere, das macht die Inszenierungen so besonders. „Ich habe noch nie Theater mit Pferden gemacht. Mit ihnen zusammen zu agieren und zu harmonieren, das stelle ich mir als spannende Herausforderung vor.“

Im Einklang mit dem Pferd

Elspes Chef-Stuntman Marco Kühne und dessen Frau Sarah trainieren den Kölner und seine Spanier-Stute Tizona derzeit. „Ich muss mich an das Pferd gewöhnen, und das Pferd sich an mich. Wenn die Proben laufen, komme ich wahrscheinlich jeden Tag sechs, sieben Stunden zum Reiten. Es macht wirklich Spaß, im Einklang mit dem Pferd zu sein.“

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Das Publikum spielt mit

Old Shatterhand spielt in „Der Ölprinz“ nicht mit. Und doch ist Winnetous bester Freund stets präsent. „Old Shatterhand ist das geistige Ideal von Karl May“, weiß Martin Krah. „Das Publikum kann Freund dieser Freunde werden, es kann sich als dritten Freund begreifen.“ Das gehört für die Besucher aller Altersgruppen, die in jeder Saison zum Festivalgelände pilgern, mit zur Faszination.

Manche kommen sogar in Kostümen nach Elspe, als Cowboy oder Indianer verkleidet. Die Identifikation mit den Geschichten ist hoch. Martin Krah: „Das hat man sonst relativ selten in anderen Theatern. Hier in Elspe kann das Publikum sich in die Kulisse hineinbegeben und mitspielen. Darauf freue ich mich.“