Hagen. Hamsterkäufe sorgen für leere Regale in den Supermärkten. Warum das in Bezug auf das Coronavirus übertrieben, aber ansonsten sehr sinnvoll ist.
Die Lage bei Sven Eklöh ist wie in vielen anderen Supermärkten derzeit auch: bisweilen leere Regale, wo sonst Produkte in Reih’ und Glied stehen. „Der Absatz von haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln und Reis sowie von Toilettenpapier und Hygieneartikeln hat seit Freitag stark angezogen“, sagt der Besitzer eines Supermarktes in Hohenlimburg.
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Mit anderen Worten: Die Bürger hamstern, sie sorgen vor, weil ihnen das Coronavirus eine unbestimmte Sorge beschert. So sehr, dass Eklöh manchmal einschreiten muss. Die Regale seien zwar in der Regel schnell wieder gefüllt, dennoch achte er in seinem Markt verstärkt darauf, dass handelsübliche Mengen eingekauft werden. Heißt: Wenn ein Kunde 20, 30 Packungen von irgendwas zur Kasse schiebt, dann kann es auch sein, dass Eklöh um Rücksichtnahme auf andere Kunden bittet.
Vorrat sukzessive erweitern
Denn das ist es ja: Diejenigen, die vorsorgen und die Märkte plündern, hinterlassen leere Regale für andere, die womöglich nur ihren Wocheneinkauf machen wollen. So wird die befürchtete Knappheit zur tatsächlichen Knappheit – zumindest für manche. Was tun? Selber hamstern etwa?
Selbst die offiziellen Stellen sagen, dass es gut und richtig ist, einen Vorrat zu Hause zu haben. Das hat aber nichts mit dem Coronavirus zu tun, sondern ist eine dauerhafte Empfehlung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Demnach sollen „die Vorräte nicht auf einmal“ angeschafft werden, sondern der Vorrat nach und nach erweitert werden. Zudem empfiehlt die Behörde einen „rollierenden“ Vorrat. Das bedeutet idealerweise, „dass der Vorrat in den alltäglichen Lebensmittelverbrauch eingebunden werden sollte“.
Lebensmittel für zehn Tage reichen aus
Lebensmittel für zehn Tage reichen völlig aus: 20 Liter Getränke, 3,5 kg Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis, 4 kg Gemüse und Hülsenfrüchte (4 kg) pro Person (siehe unten). Die Liste geht noch weiter. Von Toilettenpapier steht da übrigens erstmal nichts. „Versorgungsengpässe drohen nach Einschätzung von Vertretern des Einzelhandels, aber auch vom Bundesministerium des Innern und BBK, derzeit nicht“, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion.
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Lukas und seine Familie haben sich bereits einen Vorrat angeschafft. Der 25-Jährige wohnt in Sprockhövel unter einem Dach mit seinen Eltern und seiner herzkranken Großmutter. Allein deshalb schon die Vorsicht. „Ich denke, es macht doch schon sehr viel aus wenn man anstatt einmal in der Woche nur einmal im Monat einkaufen geht“, sagt Lukas, der seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Es geht ihm darum, die Möglichkeiten einer Infektion zu minimieren. „Indem man die Risikoquellen minimiert unternimmt man schon sehr viel. Früher war es auch normal, dass man Vorratskammern oder Keller hatte.“
Er fühlt sich gut vorbereitet, egal was kommt. „Da ich die Sache schon früh verfolgt hatte, haben wir uns auch schon sehr früh gemeinsam Gedanken gemacht. Wir haben uns daraufhin Stück für Stück vorbereitet.“ Ihm fehlt bei Behörden und Bürgern bisweilen das richtige Maß. „Es bringt nichts, nun in Hysterie zu verfallen und kopflos den Supermarkt zu plündern. Es bringt aber auch sicher nichts, die Sache zu bagatellisieren und zu verharmlosen.“ Eine Epidemie sei nichts, das es nur in Filmen gäbe.
Zwei Lager - wie so oft
„Mittlerweile sieht man, wie so oft, dass sich die Gesellschaft in zwei Lager spaltet“, sagt Lukas, „die einen behaupten das Virus ist das Ende der Menschheit und die anderen es sei viel harmloser als die Grippe. Beide haben Unrecht und ich würde mir mehr Menschen wünschen, die hier mit Menschenverstand an die Sache rangehen.“
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Vom BBK empfohlene Bevorratung für zehn Tage jeweils pro Person:
Getränke (20 Liter)
Getreide, Getreideprodukte, Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis (3,5kg)
Gemüse, Hülsenfrüchte (4 kg)
Obst, Nüsse (2,5kg)
Milch, Milchprodukte (2,6 kg)
Fisch, Fleisch, Eier bzw. Volleipulver (1,5 kg)
Fette, Öle (0,357 kg)
sonstige Lebensmittel nach Belieben.