Münster/Siegen/Sauerland. Die Frau mit den Wurzeln in Siegen hat es am Ende doch nicht geschafft: Susanne Schulze Bockeloh wollte Bauernpräsidentin in Westfalen werden.

Am Ende ist es doch nicht zu der historischen Entscheidung gekommen: Mit Susanne Schulze Bockeloh (54) hätte am Montag erstmals eine Frau an der Spitze des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands stehen können. Sie wäre dann auch die erste Frau überhaupt in Deutschland an der Spitze einer der 18 landwirtschaftlichen Landesverbände gewesen.

Doch am Ende setzte sich dann doch ein Mann durch: Hubertus Beringmeier, Schweinezüchter aus Ostwestfalen-Lippe, gewann im zweiten Wahlgang mit 57 zu 48 Stimmen gegen Susan Schulze Bockeloh. Die Wahl der Frau aus dem Münsterland wäre nicht nur ihres Geschlechts wegen eine Sensation gewesen. Auch ihre Biografie ist durchaus ungewöhnlich.

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In Siegen 1984 ihr Abitur abgelegt

Denn aufgewachsen ist sie nicht im Münsterland, sondern in Siegen. Und sie stammt auch gar nicht aus einer landwirtschaftlichen Familien. 1984 hatte sie in der Großstadt Siegen ihr Abitur gemacht, erst dann von 1984 bis 1986 eine Ausbildung zur Landwirtin absolviert und danach Landwirtschaft in Soest studiert. Die Mutter zweier Kinder ist mit einem Landwirt aus dem Münsterland verheiratet, seit 1991 führen die beiden gemeinen dessen elterlichen Betrieb.

Nach der Wahl des Nachfolgers im Präsidentenamt des Westfälisch-Lippischen Landschaftsverbandes steht der neue Präsident des WLV Hubertus Beringmeier vor einem Traktor. Der bisherige Amtsinhaber, der CDU-Bundestagsabgeordnete Röring, trat nicht mehr an.
Nach der Wahl des Nachfolgers im Präsidentenamt des Westfälisch-Lippischen Landschaftsverbandes steht der neue Präsident des WLV Hubertus Beringmeier vor einem Traktor. Der bisherige Amtsinhaber, der CDU-Bundestagsabgeordnete Röring, trat nicht mehr an. © dpa | Guido Kirchner

Seit 2012 ist sie Vorsitzendes Landwirtschaftlichen Kreisvereins Münster. Im traditionsreichen WLV, der über fast drei Jahrzehnte vom legendäre Constantin Freiherr Heereman geführt wurde, würde sie sich mehr Frauen wünschen, wie sie gegenüber dem Landwirtschaftlichen Wochenblatt erklärte: „Das würde auch die Realität auf den Höfen widerspiegeln.“

Hubertus Beringmeier siegt

Doch mit einer Frau an der Spitze ist es nun nichts geworden. Ihr letztlich siegreicher Konkurrenz Hubertus Beringmeier (58), bislang Vorsitzender des Kreisverbands Paderborn, stammt aus der Landwirtschaft, hat den elterlichen Betrieb übernommen, den der dreifache Vater mit seiner Frau betreibt – und auch der älterste Sohn ist bereits eingestiegen. Fachlichkeit nach wissenschaftlichen Grundsätzen habe für ihn einen hohen Stellenwert, sagte er nach seiner Wahl.

Kandidiert hatte auch Joachim Pehle (46) aus Erwitte. Er hatte als letzter seinen Hut in den Ring geworfen und galt von vornherein als wenig aussichtsreich. Denn er hat nicht die klassische Verbandskarriere hinter sich, sondern sich zuletzt stark in der Basisbewegung „Land schafft Verbindung“ engagiert, die auch Trecker-Demos in Bonn und Berlin organisiert hatte.

Der WLV hat rund 38 000 Mitglieder und vertritt die Interessen der Bauernfamilien in der Region.