Hagen/Bestwig. 16 Menschen haben sich seit September 2018 vom neuen Teilstück der A 46 bei Bestwig in den Tod gestürzt. Ein 2,5 km langer Zaun wird nun gebaut.

Hinweis

Normalerweise berichten wir nicht über Suizide, es sei denn, sie erfahren durch ihre Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst depressiv sind und Selbstmord-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge über die kostenlose Hotline 0800/111 01 11 oder 0800/111 02 22. Hilfe für Menschen, die unter Depressionen leiden, gibt es außerdem auch beim Bündnis gegen Depression unter: 0291/941469.

Rund drei Wochen nach der Eröffnung des neuen Teilstücks der Autobahn 46 bei Nuttlar im Hochsauerland müssen am Bauwerk für einen mindestens sechsstelligen Betrag Modifizierungen vorgenommen werden. Sowohl die Talbrücke Nuttlar als auch die Talbrücke Bermecke erhalten auf der gesamten Länge Zaunanlagen. Hintergrund ist ein aktueller und trauriger: Seit dem Bau der Brücken haben sich bereits 16 Menschen in den Tod gestürzt. In der vergangenen Woche waren es zwei Suizide an einem Tag. Der Landesbetrieb Straßen NRW handelt deswegen so schnell wie möglich. Erste Entscheidungen sind bereits getroffen.

Talbrücken Nuttlar und Bermecke: Die große Lösung

„Das Thema hat hohe Priorität“, sagt Oscar Santos, Sprecher des Landesbetriebs in Meschede. „Wir haben die Entscheidung getroffen, auf beiden Brücken über die gesamte Länge eine Zaunanlage aufzumontieren. Eine Arbeitsgruppe erarbeitet gerade, wie dieser Zaun aussehen kann, wie hoch er sein muss, wie er installiert werden kann. Es gibt hierfür keine Musterlösung. Wir hoffen, baldmöglichst mit der Montage beginnen zu können.“ Idealerweise schon Anfang des neuen Jahres.

Bislang sichern Acrylglasscheiben die Brücken an den Seiten. „Die vorhandene Brüstungshöhe von 1,10 Meter entspricht dem, was die Richtlinie für Ingenieurbauten vorgibt“, sagt Santos. Dahinter geht es zum Teil mehr als 100 Meter in die Tiefe. Die Brücken führen unter anderem auch über die Bundesstraße 7. „Erst war überlegt worden, nur die Verkehrswege unter den Brücken mit einem Zaun auf den Brücken zu sichern“, sagt Santos. Nun kommt es zur großen, dauerhaften Lösung.

175 Millionen Euro kostete das Projekt

Klar ist jetzt schon, dass eine Art Gitter nötig sein wird. „Es darf auf beiden Brücken wegen der hohen Windlasten kein geschlossenes System sein“, erklärt Santos. Die Talbrücke Nuttlar ist 660 Meter lang, die Talbrücke Bermecke 624. Da der Zaun auf beiden Seiten installiert werden muss, summiert sich die Länge des Zauns auf rund 2,5 Kilometer. Möglich, dass zur Installation des Zauns jeweils eine der zwei Fahrspuren pro Richtung gesperrt werden muss. Fest steht, dass es „zu Beeinträchtigungen des Verkehrs“ kommen wird, wie Straßen NRW auf Anfrage mitteilt.

Das neue Teilstück der A46 war nach zehn Jahren Bauzeit am 18. November 2019 feierlich eröffnet worden. Insgesamt rund 175 Millionen Euro hatte das Projekt gekostet. Doch die Euphorie und Freude ist längst Betroffenheit und Sorge gewichen. Markus Sommer, der Ortsvorsteher von Nuttlar, hatte berichtet, dass viele Anwohner Angst hätten, die Brücken zu unterqueren. Er fürchtet, dass auch Unbeteiligte zu Schaden kommen könnten. Auch die Mescheder Kreispolizeibehörde formulierte diese Bedenken gegenüber dem Landesbetrieb.

Erleichterung in Nuttlar

Dass nun eine Lösung für die gesamte Länge der Brücken angestrebt wird, erleichtert Markus Sommer. „Vor einigen Wochen hieß es noch, dass nichts unternommen werden könnte. Es ist toll, wenn jetzt ein Umdenken stattfindet und reagiert wird“, sagt der Ortsvorsteher.