Duisburg/Kreuztal. Den Stahlarbeitern bei Thyssenkrupp platzt bei einer Demo in Duisburg der Kragen. „Hier geht es ums nackte Überleben“, sagt Betriebsrat Renk.

Mit 300 Kollegen beteiligten sich die Standorte Ferndorf und Eichen an der Demonstration voller Wut vor dem Verwaltungsgebäude von Thyssenkrupp Steel in Duisburg. „Hier geht es ums Ganze, ums nackte Überleben“, sagt Helmut-Rudi Renk, Betriebsratsvorsitzender des Werks in Kreuztal-Eichen. Ob es auch eine Demonstration der Stärke wird, hängt von den kommenden Entscheidungen ab.

Helmut-Rudi Renk, Betriebsratsvorsitzender bei Thyssenkrupp Steel Europe am Standort Siegerland (Kreuztal-Eichen und -Ferndorf) war mit 300 Kollegen vor Ort in Duisburg und kritisierte das Management, das jahrelang nicht in die Standorte investiert habe.
Helmut-Rudi Renk, Betriebsratsvorsitzender bei Thyssenkrupp Steel Europe am Standort Siegerland (Kreuztal-Eichen und -Ferndorf) war mit 300 Kollegen vor Ort in Duisburg und kritisierte das Management, das jahrelang nicht in die Standorte investiert habe. © WP - Jens Helmecke | Jens Helmecke

Die rund 1100 Beschäftigten an den TKS-Standorten im Siegerland sind die Ungewissheit leid. „Wir haben uns jetzt drei Jahre im Koma auf das Joint-Venture mit Tata bewegt, das, zum Glück, nichts geworden ist. Das waren drei Jahre Lähmung“, beschreibt Renk die Stimmungslage der Stahlarbeiter. Dabei seien seit Jahren Investitionen an den Standorten notwendig, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können.

Keine Bestandsgarantie

Während seine in Bussen angereisten Kollegen Richtung Heimat unterwegs waren, verharrte Renk in Duisburg, wo der Stahl-Vorstand um Premal Desai dem Aufsichtsrat am Nachmittag sein Konzept für die Zukunft vorstellte.

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„Ob es wirklich Klarheit gibt, ist offen“, munkelte der Betriebsratsvorsitzende am Nachmittag. Seit 35 Jahren sei er dabei – ein so schlechtes Gefühl hat ihn in dieser langen Zeit offenbar noch nicht beschlichen: „Um die Arbeitsplätze zu erhalten, werden wir alles tun. Und wenn es sein muss, werden wir den Druck noch erhöhen.“

Der Standort Eichen gehörte schon in dem schließlich gescheiterten Tata-Fusionskonzept zu den Werken, die 2020 auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft werden sollten. Neben Bochum und Duisburg-Hüttenheim zählte auch das Siegerland mit dem Werk in Eichen zu den Standorten, für die es keine langfristige Bestandsgarantie geben sollte. Wie auch immer das Konzept des Stahlvorstands aussieht, welche Konzern-Entscheidungen in Essen getroffen würden, sei dann immer noch offen, glaubt Renk.