Südwestfalen. Wer holt die Schlange aus dem Trockner, die Fledermaus aus dem Klo? Die ungewöhnlichsten Tierrettungen der Feuerwehren in Südwestfalen.
Ein Eichhörnchen im Gullydeckel? Eine Schlange im Wäschetrockner? Ein Reh in einem Pool? Solche tierischen Einsätze haben die Feuerwehren in der Region tatsächlich erlebt. Sie retten nicht nur Menschenleben, sondern schützen auch das der Tiere. Wir stellen einige der ungewöhnlichsten Tierrettungen in der Region vor.
„Wuff, wuff“, hallt es 2015 immer wieder durch ein Abflussrohr in Suttrop bei Warstein. Yorkshire-Terrier Nicki ist weggelaufen und dann dort hineingekrochen. Die 16 Jahre alte Hundedame ist blind – und ein wenig taub. 24 Stunden lang sucht die Familie, bis sie endlich das Bellen unter dem Asphalt hört. Doch bis zur Rettung dauert es noch.
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Die Feuerwehr kommt an das Tier nicht ran. Was tun? Eine Tiefbau-Firma rückt aus. Sie reißt etwa zehn Meter der Straße auf. Nach fast vier Stunden ist Nicki frei und sein Frauchen überglücklich. Allerdings muss die Familie die Kosten von etwa 5000 Euro für die aufwendige Rettungsaktion tragen. Damit ist Nicki vermutlich der teuerste Hund der Welt. Mittlerweile musste das Tier aber eingeschläfert werden.
Ein Reh verirrt sich in Wetter in einem Pool
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Diesen Oktober verirrt sich in Wetter ein Reh in einen leeren Außenpool. Es versucht, sich selbst zu befreien, schafft es aber angesichts der etwa zwei Meter hohen Beckenwände nicht. Über das Ordnungsamt wird ein Jäger informiert. Er packt das Reh an den Hinterläufen und schiebt es nach oben, wo die Einsatzkräfte es entgegennehmen. „Hier bedankte sich das Tier nicht mal für die Rettung und verschwand in die angrenzende Natur“, schreibt die Feuerwehr Wetter.
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Ungewöhnlich ist auch der Fundort einer Fledermaus im Hochsauerlandkreis. Im Mai 2018 sitzt sie im Urinal einer Herrentoilette und zwar direkt im Gebäude der Kreispolizeibehörde in Meschede. „Wir haben uns ganz schön erschrocken“, sagt Pressesprecher Holger Glaremin. Mit einer Klobürste bugsieren er und ein Kollege sie in einen Schuhkarton. „Ein Spezialist hat sie dann in Obhut genommen.“
330 Schafe vor dem Ertrinken gerettet
Erschreckt hat sich wohl auch eine Dame, die 2014 eine Ringelnatter in ihrem Wäschetrockner findet. „Geistesgegenwärtig“ schiebt sie die Schlange hinein und verschließt die Tür. Die Freiwillige Feuerwehr Herdecke holt sie sicher heraus. Wie sie dahin kam, ist unklar. In Herdecke hat die Tierrettung nach der Menschenrettung „die zweit höchste Priorität “, sagt Stadtbrandinspektor Christian Arndt. 23 solcher Einsätze habe es 2018 gegeben.
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Im September drohen 350 Schafe auf einer vom Starkregen überfluteten Weidefläche in Dortmund-Persebeck zu ertrinken. Mit einem Schlauchboot und Tauchern siedeln mehr als 120 Rettungskräfte die Tiere auf einen sicheren Teil der Weide über. „Die Rettung gestaltete sich als besonders herausfordernd, da die Wolle der Schafe mit Wasser vollgesogen war. Das Gewicht der Tiere erhöhte sich so deutlich“, so die Einsatzbeschreibung. Sturm und Regen erschwerten zusätzlich die Rettungsaktion. 20 Schafe schaffen es nicht, doch 330 können die Einsatzkräfte retten. Dafür hat die Tierrechtsorganisation Peta sie vor zwei Tagen zu „Helden der Tiere“ ernannt.
Eine Sammlung der kuriosesten Tierrettungen in Südwestfalen
Für Entenküken ist ein Kran notwendig
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Schweres Gerät braucht die Feuerwehr Hagen, um Entenküken zu retten. Küken? Die hocken im April dieses Jahres in einem Gully. „Der Deckel war so festgerostet, dass die Einsatzkräfte ihn nicht gelöst bekamen. Sie haben buchstäblich Hammer und Meißel bemüht“, erklärt Clara Berwe von der Stadt Hagen. Mit dem Kranwagen der Feuerwehr können sie den Gully schließlich öffnen und die Tiere retten. Um die 175 Euro pro Stunde kostet der Einsatz dieses Fahrzeugs.
Ein Gully wird im Juni auch einem Eichhörnchen in Dortmund zum Verhängnis. Das steckt mit seinem Kopf in einem der Löcher fest. Weil sie es nicht an Ort und Stelle befreien können, bringen die Einsatzkräfte den Nager samt Gullydeckel in eine Tierarztpraxis. Dort wird das Tier unter Narkose befreit. Ein paar Blessuren am Hals bleiben.
Steuerzahler zahlt?
Was tun, wenn ein Tier in Not ist? Rettungskräfte raten: Abstand halten, nichts anfassen, sich selbst nicht in Gefahr bringen, Feuerwehr informieren.
Sofern es sich um keine Haustiere handelt, die einem Besitzer zugeordnet werden können, trägt der Steuerzahler die Kosten für den Rettungseinsatz.
Tierrettung in Feuerwehr-Ausbildung verankert
Doch nicht nur für die in Not geratenen Tiere kann es gefährlich werden, auch die Rettungskräfte müssen aufpassen. Sie müssen die Gefahrenlage richtig einschätzen, erklärt Maik Hoheisel von der Pressestelle der Feuerwehr Hagen: „Um was für ein Tier handelt es sich, giftig oder ungiftig? Ist das Tier verletzt oder gestresst durch die missliche Lage? Tiere verstehen nicht immer, dass wir nur helfen wollen und können angreifen.“
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Seit einem Jahr ist das Thema Tierrettung bei der Hagener Feuerwehr fest in der Grundausbildung verankert. Berufsanwärter werden in Tierkunde, Tierkrankheiten, im Umgang mit Tieren sowie in Eigenschutz und Verhalten bei einer Tierrettung unterrichtet.
Auch sind Exkursionen in Wildgehege oder ins Jagdmuseum geplant, „um das theoretische Wissen noch einmal praktisch zu festigen“, so Maik Hoheisel. Die Feuerwehr Hagen verfügt zudem über einen Fachberater, der sich mit Schlangen, Echsen und anderen Tieren, die in Terrarien gehalten werden, auskennt.