Schmallenberg. Die NRW-Landesregierung will beim Waldgipfel eine „Baumprämie“ durchsetzen. Bei einer Sitzung im Sauerland wurde ein Hilfspaket beschlossen.
Einhundert Millionen Euro sollen in den nächsten zehn Jahren allein für die Wiederaufforstung des nordrhein-westfälischen Waldes aus dem Landesetat zur Verfügung gestellt werden.
„Die Lage unserer Wälder ist kritisch“, betonte Ministerpräsident Armin Laschet am Dienstag nach einem Gespräch mit Waldbesitzern, Vertretern von Naturschutzverbänden und der Forstwirtschaft am Rande einer zweitägigen Kabinettssitzung im Hochsauerland, bei der die „Schmallenberger Erklärung“ zur Rettung des Waldes verabschiedet wurde.
Gipfeltreffen aller Bundesländer und der Bundesregierung
Sämtliche Ministerinnen und Minister trafen sich im Hochsauerland, um dieses drängende Thema vor Ort zu besprechen. Die Zukunft des durch Hitze und Borkenkäfer geplagten Waldes scheint ungewiss. „Das Thema wird uns leider noch einige Jahre beschäftigen“, erklärte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, die am Mittwoch in Berlin mit den Fachministern der anderen Bundesländer und Bundesministerin Julia Klöckner zu einem Waldgipfel zusammenkommt.
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Ein Kernpunkt soll dann auch die von NRW geforderte „Baumprämie“ (Laschet) sein, über die der ökologische und gesellschaftliche Beitrag des Waldes honoriert werden soll. „Im Sommer hat noch niemand darüber gesprochen, dass jeder Baum auch zur CO2-Reduktion beiträgt. Es ist uns aus NRW heraus gelungen, dieses Thema mit in das Klimapaket des Bundes aufnehmen zu lassen“, sagt Ministerpräsident Laschet.
Ein Erfolg, den auch die betroffenen Waldbauern und auch Vertreter von Naturschutzverbänden honorieren. „Es ist eigentlich nur fair, wenn wir auf der einen Seite den CO2-Ausstoß von Autos bepreisen, die Reduktion durch Wälder zu honorieren. Das ist aus unserer Sicht besser als auf Fördergelder angewiesen zu sein“, sagte Max Freiherr von Elverfeldt, Vorsitzender des Verbandes der Familienbetriebe Land und Forst der Westfalenpost.
Diskussionspapier für Waldgipfel ohne finanzielle Zusagen
In der Diskussionsgrundlage des Bundeslandwirtschaftsministeriums für den Waldgipfel in Berlin, die dieser Redaktion vorliegt, ist eine solche Prämie allerdings noch nicht enthalten. Auch konkrete finanzielle Zusagen fehlen bislang.
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„Das hängt mit dem Klimapaket zusammen, über dessen finanzielle Details das Bundeskabinett erst kommende Woche entscheidet“, erklärt Dirk Wiese, forstpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Der Briloner erwartet sich vom nationalen Waldgipfel ein klares Signal dafür, „dass wir den Umbau zu resistenteren Wäldern angehen“.
Wichtig ist ihm bei den vorgelegten Eckpunkten auch die Unterstützung der vielen kleinen und kleinsten privaten Waldbesitzer sowie die Einhegung des Schalenwilds in Jungbaumzonen, also: „Wald vor Wild“.
Waldbauern: Keine Palmen im Sauerland
Im Schmallenberger Sauerland sind die Schäden durch Klimawandel und in der Folge Borkenkäferbefall noch nicht so extrem sichtbar wie in anderen, niedriger gelegenen Regionen des Landes. Aber auch hier sind die bräunlichen Verfärbungen an Nadel- und Laubholz nicht allein auf die Jahreszeit zurückzuführen. Umweltministerin Heinen-Esser rechnet aber lediglich mit einer Verzögerung.
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Aus ihrem Haus wurden die Mittel für die schnelle Beseitigung von Schadholz, die sogenannten Ad-hoc-Hilfen noch einmal von 6,2 auf 9,2 Millionen Euro pro Jahr erhöht. Anträge in Höhe von 5,9 Millionen Euro seien aktuell gestellt, davon seien knapp 5,8 Millionen bereits bewilligt.
Wie in naher Zukunft aufgeforstet werden soll, ist noch offen. Tenor von Experten und Landesregierung war eine Mischbewaldung, „möglichst mit heimischen Arten“, sagt Umweltministerin Heinen-Esser. Freiherr von Elverfeldt rät dazu, offen für alle Sorten zu sein, die klimaresistent sind: „Natürlich möchte ich hier keine Palmen“, sagt der Vorsitzender des Verbandes der Familienbetriebe Land und Forst.