Hagen. Südwestfalen ist bei der Krankenhaus-Dichte Experten zufolge unterversorgt. Ist die Reform des Gesundheitsministers eine Chance für die Region?

Die Krankenhauslandschaft in NRW steht vor einer „echten Zäsur“, meint Thomas Köhler, Geschäftsführer des Zweckverbandes der Krankenhäuser Südwestfalen. Während es heute eine flächendeckende Versorgung mit Kliniken gibt, in der das „Bett“ zentrales Element der Krankenhausplanung ist, sollen sich die Häuser künftig stärker auf bestimmte Angebote wie Kardiologie, Chirurgie oder Geburtshilfe spezialisieren. „Weg von der Bettenplanung – das ist für NRW und auch für Deutschland völlig neu“, so Köhler weiter.

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Er sieht in der Reform, die NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Donnerstag ankündigte, sowohl Licht- als auch Schattenseiten: „Insgesamt sind noch viele methodische Fragen offen geblieben. Das weiß das Ministerium aber auch.“ Positiv bewertet der Geschäftsführer des Zweckverbandes hingegen, dass durch die Umstrukturierung der Verschwendung von Ressourcen entgegengewirkt wird. Was Südwestfalen betrifft, sei man hier ohnehin „tendenziell eher unterversorgt“ als überversorgt.

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Schwierige Verhandlungen erwartet

Ist die Reform also eine Chance? „Es wird immer Gewinner und Verlierer geben“, meint Köhler. Doch es könne auch nicht so bleiben, wie es aktuell ist. „Man muss den Mut haben, weiterzugehen. Wir wollen aktiv daran mitarbeiten.“ Der Meinung ist auch Johannes Schmitz, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen. Er weiß aber auch, dass die regionalen Gespräche zwischen den Krankenhausgruppen, die voraussichtlich ab 2021 starten sollen, nicht einfach werden.

„Natürlich möchte keiner freiwillig einen Fachbereich abgeben“, so Schmitz. Im Umkehrschluss könnten die Patienten aber genau davon profitieren. Ein Beispiel: Im Kreis Olpe gibt es zwei Kompetenzzentren im Bereich der Endoprothetik, aber keines im Bereich der Neurologie. Je nachdem wie die Umstrukturierung erfolgt, könnten die Patienten möglicherweise dort mit einem zusätzlichen Angebot rechnen.

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Genügend Krankenhäuser im ländlichen Raum

Die Angst vor Schließungen im ländlichen Raum scheint also zum aktuellen Zeitpunkt überflüssig. Oder? „Der Gesundheitsminister gab eine klare Zusage, dass es im ländlichen Raum genügend Krankenhäuser geben wird“, sagt Schmitz.

Wie am Ende aber die vernünftigste Lösung konkret aussieht, in der neben der Versorgungssicherheit des Patienten auch die strukturelle, personelle und wirtschaftliche Situation einzelner Krankenhäuser berücksichtigt werden, das werde sich laut Schmitz und Köhler erst im Laufe der Zeit zeigen.