Balve/Medebach. Pfarrer Andreas Schulte ist Schützenkönig der Balver Bruderschaft St. Sebastian. Er freut sich auf das Bundesschützenfest in Medebach.
Mehr als 250 Schützenbruderschaften und -vereine aus den sieben Bezirken des Sauerländer Schützenbundes sind beim 24. Bundesschützenfest vom 13. bis 15. September in Medebach dabei. Die ausrichtende St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft 1486 Medebach erwartet zum großen Festumzug mehr als 12.000 Teilnehmer.
Die Delegation der Balver Bruderschaft St. Sebastian wird von ihrem Präses und König angeführt: Andreas Schulte, Pfarrer im katholischen Pastoralverbund Balve-Hönnetal. Der 53-Jährige wird aber nicht Nachfolger des seit 2016 amtierenden Bundesschützenkönigs Hendrik Günzel (Küntrop). Beim Vogelschießen ist er nicht dabei. Als Schirmherr der Veranstaltung wird NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Sonntagvormittag nach der Messe zu den Schützen sprechen.
Pfarrer Schulte, am 22. Juli um 11.20 Uhr haben Sie mit dem 132. Schuss den Vogel von der Stange geholt. Beim Schießen um den Bundesschützenkönig fehlen Sie. Wollen Sie das Glück kein zweites Mal herausfordern?
Andreas Schulte: Nein, nein. An diesem Tag steht schon seit langem der Termin einer Trauung. Das Brautpaar hat mich noch besorgt angerufen und gefragt, ob ich sie denn trotz des Bundesschützenfestes traue. Ich habe gesagt: „selbstverständlich!“ Ich bin in erster Linie Priester, danach kommt der Schützenkönig.
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Gab und gibt es denn nicht Terminkollisionen?
Keinesfalls. Bei dem einen oder anderen Termin wäre ich als Präses ohnehin dabei. Und die Vorstandssitzungen, zu denen ich als König eingeladen werde, sind ohnehin montags. An meinem freien Tag. Und im Zweifel haben die Vorstandskollegen großes Verständnis, wenn ich einen Termin wegen meiner Tätigkeit als Pfarrer nicht wahrnehmen kann oder zeitig verlasse. Wenn Sie am Sonntagmorgen um 9 Uhr am Altar stehen wollen, müssen Sie sich abends entsprechend verhalten.
Wie haben Sie die Zeit seit dem 22. Juli erlebt?
Es war eine spannende Zeit. Viele haben mir gratuliert, die Reaktionen waren überwiegend positiv. Ich habe in der Vergangenheit schon häufiger versucht, Schützenkönig zu werden. Jetzt ist mein Traum in Erfüllung gegangen. Es war schon sehr emotional, als ich als König in die Balver Höhle - im dortigen besonderen Ambiente feiern wir unser Schützenfest – eingezogen bin.
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Sie gehen ohne Königin an Ihrer Seite durch das Schützenjahr. In ihrem Hofstaat sind Mitglieder des „Netzwerks katholische Kirche im Hönnetal“ und auch Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde. Eine bewusste Entscheidung von Ihnen?
In Bezug auf den Verzicht auf eine Königin ja. Ich bin aus Überzeugung Priester, lebe im Zölibat und möchte keine Spekulationen aufkommen lassen. Den Hofstaat – das muss ich gestehen – haben andere zusammengestellt. Nach dem Königsschießen war so viel Trubel. Aber ich bin mit der Auswahl hoch zufrieden. Unser Hofstaat ist auch ein Beispiel für gelebte Ökumene.
Warum wollten Sie unbedingt Schützenkönig werden?
1975 war ich in meinem Heimatort Neheim Kinderschützenkönig. Das fand ich ganz toll und wollte es auch als Erwachsener werden. Zudem bin ich ja als Präses den Schützenbruderschaften schon länger verbunden und finde, dass man in einer Gemeinschaft Verantwortung übernehmen sollte. Also: Nicht nur predigen, sondern auch handeln.
Im Erzbistum Paderborn ist es nach wie vor eine große Ausnahme, dass ein Priester Schützenkönig wird. Hat es eine Reaktion des Erzbischofs gegeben?
Indirekt. Ein Sprecher des Erzbistums hat Medien gegenüber gesagt, dass es positiv sei, wenn Priester sich einbringen und verortet sind. Das hat mich gefreut.
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Sie wollen zusammen mit anderen Schützenbrüdern am Sonntag um 6.45 Uhr in Balve losfahren, damit sie um 9 Uhr das Festhochamt in der Pfarrkirche in Medebach mitfeiern können. Werden Sie die die grün-weiße Schützenuniform tragen?
In Balve trägt der Schützenkönig einen schwarzen Anzug. Es kommt mir sehr entgegen, dass ich quasi meinen Dienstanzug anziehen kann.