Balve. Präses wird Schützenkönig: Die Geschichte hat inzwischen bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Was sagt Pfarrer Schulte am Tag danach?
Da sitzt er in der Höhle an einem Holztisch, in Polo-Hemd und dunkler Jeans, zwischen Mitgliedern des engeren Vorstandes der Schützenbruderschaft St. Sebastian Balve: Der neue König gibt sich als Gleicher unter Gleichen. Dabei ist der neue Herrscher der Balver Schützenschar ihr Präses, der katholische Pfarrer Andreas Schulte.
„Ich will ein bescheidener König sein“, sagt er. Wer ihn ein bisschen kennt, weiß: Pfarrer Schulte gehört ohnehin zu den zurückhaltenden Zeitgenossen. Zugleich spielt auch Vorsicht eine Rolle. Pfarrer Schulte weiß: „Wer heute hochgejubelt wird, kann morgen tief fallen.“
Dennoch erinnert er sich bereitwillig an Momente, die für ihn mit starken Gefühlen verbunden waren. „Das läuft alles ab wie im Film“, sagt Pfarrer Schulte. „Ich habe das nicht geplant.“ An den Schuss Royal habe er nicht geglaubt. Zwischenzeitlich sei er angefrotzelt worden, er habe auch schon mal besser geschossen. Da hatte der Präses seine letzte Patrone noch.
Am Tag danach ist Pfarrer Schulte vor allem dankbar. „Mich haben so viele Menschen unterstützt, etwa bei der Suche nach dem Hofstaat. Das stand nicht fest.“ Dankbar ist der Präses auch für ungezählte Begegnungen nach dem Festzug, dankbar, euphorisch ist er nicht.
Zweifellos in Jubelstimmung ist indes der Vorstand der Bruderschaft. Die Bilanz des gerade beendeten Schützenfestes hat Geschäftsführer Thomas Scholz als „sensationell“ empfunden. „Wir hatten mehr Zuschauer als in den vergangenen Jahren bei den Festzügen. Auch die Beteiligung der Schützen war gut.“
Vorsitzender Christoph „Keksi“ Rapp beklagt zwar nasse Füße beim Samstagsfestzug. Der guten Stimmung in der Höhle habe der Guss allerdings nicht geschadet. „Alle Veranstaltungen waren gut besucht, die Stimmung war super, die Musik kam gut an.“ Oberst Andreas Fritz: „Der Musikzug aus LA war wie eine zweite Festkapelle.“ Und dass die Musiker aus Lichtringhausen auf ihren erkrankten Stammdirigenten Martin Theile verzichten mussten, hat niemand gemerkt. Adrian Extremera-Mayo hat ihn perfekt ersetzt.
Die Schützen sind gut beraten gewesen, die Höhle nicht ganz auszuverkaufen. Die Tropfstein-Arena bietet 3000 Feierbiestern Platz. Die Veranstalter haben nur eine 2600-köpfige Party-Meute hereingelassen.
Sie hat mächtig Durst gehabt. Der Bier-Umsatz steht noch nicht ganz fest. Fakt aber ist: Schnaps ging so gut, dass er nachgeordert werden musste. Thomas Scholz: „Außerdem wurden sechs Hektoliter Eistee getrunken: Damit hat sich die Menge fast verdreifacht.“
Vor der Party hat der Große Zapfenstreich gestanden. Die personell aufgestockte Security hat, wie es heißt, gute Arbeit geleistet. Beim Zapfenstreich sorgte sie zumindest in der Höhle für Ruhe. Draußen indes gab es gelegentlich Gemurmel.
Weniger Scherben für mehr Glück
icherheit hat auch in der Höhle obenan gestanden. Glassammler kehrten Scherben weg. Thomas Scholz: „Im Vergleich zum Vorjahr sind 500, 600 Gläser weniger zu Bruch gegangen.“ Das spart Geld und erhöht, wichtiger fürs Party-Volk, das Sicherheitsgefühl der Besucher. In der Höhle hat es keine Probleme mit Raufbolden gegeben. Die Polizei hat kleinere Vorfälle gemeldet. Sie spielten sich allesamt auf dem unteren Vorplatz ab.
Zu den Gewinnern des langen Wochenendes dürfte der Döner-Mann gehören. Er ließ Dienstagfrüh um 0.30 Uhr einen neuen Spieß rotieren. 100 Portionen sind da drauf. Sie waren später komplett weg.
Thomas Scholz sieht derweil auf seine berühmten gelben Zettel. „Am Anfang waren das mal viele“, erzählt er. Am Dienstag ist es nur eine schmale Sammlung.