Paderborn/Fröndenberg. Pfarrer Norbert Wohlgemuth trat auch aus Protest gegen die Kirche von seinem Priesteramt zurück. Das Erzbistum Paderborn reagiert irritiert.

Das Erzbistum Paderborn hat nach der Amtsniederlegung von Pfarrer Norbert Wohlgemuth in Fröndenberg erstmals Stellung bezogen und zeigt sich „irritiert“ von den Äußerungen des Geistlichen. „Im Erzbistum Paderborn ist es gängige Praxis, seinen Priestern auf Wunsch und nach persönlicher Absprache geistliche Auszeiten zu gewähren. Ebenso unterstützt das Erzbistum Paderborn seine Priester aktiv im Krankheitsfall oder bei gesundheitlichen Beschwerden. Auch Norbert Wohlgemuth ist eine geistliche Auszeit gewährt worden“, heißt es in einer Stellungnahme des Erzbistums, die dieser Zeitung erbeten hatte.

Wohlgemuth hatte am Wochenende offiziell sein Priesteramt niedergelegt. Der 58-Jährige begründete seinen gravierenden Schritt mit Kritik an der Kirche, die zu Reformen offenbar nicht imstande sei. Er wirft ihr Überheblichkeit, Arroganz, Klerikalismus, Priesterfixierung, Selbstüberschätzung und Selbstgefälligkeit vor und hält „den Pflichtzölibat für überholt, machtbegründet, menschenunwürdig, krankmachend“ und empfindet ihn „als einen zu starken Eingriff in das Intimleben des Priesters“.

Zusage für Auszeit wieder aberkannt?

Zudem plagten ihn nach eigener Aussage körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und auch depressive Episoden. Wohlgemuth hatte gesagt, dass ihm eine mündlich wie schriftlich erteilte Zusage für eine Auszeit wegen eines Formfehlers wieder aberkannt worden sei. Zudem bemängelte er die mangelnde Wertschätzung nach 30 Jahren im Dienst. „Jeder Vierwochenpraktikant wird anderswo besser verabschiedet.“

Das Erzbistum Paderborn empfindet den Vorgang anders. „In einem persönlichen und ausführlichen Gespräch mit Erzbischof Hans-Josef Becker hat Norbert Wohlgemuth zuletzt mitgeteilt, dass er nicht mehr im priesterlichen Dienst tätig sein möchte. Diese Entscheidung hat der Erzbischof akzeptiert. Im direkten Anschluss an das Gespräch folgten zwei weitere Gespräche mit Offizial Weihbischof Dr. Dominicus Meyer OSB und dem Personaldezernenten Monsignore Andreas Kurte, in denen Norbert Wohlgemuth auch ihnen seine Entscheidung darlegte und mit ihnen seine persönliche Situation besprechen konnte.“

Achtung vor einem persönlichen Entschluss

Versöhnliches enthält die Stellungnahme aus Paderborn ebenfalls. „Norbert Wohlgemuth hat als Diakon und Priester im Erzbistum Paderborn menschennah und zeitgemäß die Botschaft des Evangeliums verkündet und mit persönlichem Einsatz seinen Dienst getan. Dafür gilt ihm aufrichtiger Dank. Es ist bedauerlich, dass Norbert Wohlgemuth zukünftig nicht mehr als Priester tätig sein und als solcher in diesem wichtigen Dienst die kirchliche Weggemeinschaft gerade in Zeiten des Umbruchs nicht weiter wie bisher begleiten und unterstützen möchte. Jedoch ist und bleibt sein Ausscheiden aus dem priesterlichen Dienst seine eigene Entscheidung, sein persönlicher Wunsch. Das gilt es zu achten und zu respektieren.“