Attendorn. . Das jüngste Mitglied der Nationalmannschaft des Fleischerhandwerks kommt aus Attendorn. Der 21-Jährige bringt neue Ideen ins Metzgerhandwerk.
Das Lebensmittel sieht aus wie eine Hausmacher-Wurst, hängt in einem Räucherschrank, aber ist rein vegetarisch. Was ist das? Keine Tofu-Bratwurst, wie Manuel Kirchhoff beim Blick auf seine Eigenkreation lächelnd berichtet: „Es ist selbst gemachter Grillkäse“, sagt der Fleischermeister, „den habe ich zum ersten Mal gemacht.“
Das Rezept (Gouda, Tomatenmark, Pizzagewürz, Sahne und Wasser) entstammt einem kreativen Kopf. Nicht umsonst ist der 21-Jährige aus Attendorn-Dünschede Mitglied der „Nationalmannschaft des Fleischerhandwerks“. Ja, die gibt es wirklich.
Rotes Nationalmannschafts-Trikot
Auf einem Imagefilm auf Youtube ist Manuel Kirchhoff in seinem roten Nationalmannschafts-Trikot (Fleischerkittel) zu sehen, wie er Rinderhüftspieße herstellt, gefüllt mit grünem Speck und Lauch. Man sieht ihm an, dass es ihm Spaß macht.
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„Das schmeckt gut“, sagt er vergnügt in die Kamera. Er, der Botschafter seines Handwerks, der wie die anderen Mitglieder des National-Teams bei Wettbewerben, Messen und Veranstaltungen die „kreativen, anspruchsvollen und abwechslungsreichen Seiten des Fleischerberufes“ herausstellen will.
Eine wichtige Aufgabe angesichts des Metzgerei-Sterbens: Seit 2008 ist hierzulande die Zahl der Betriebe von 18.300 auf unter 12.900 zurückgegangen.
Im Fleischerhandwerk herrscht Nachwuchsmangel
Szenenwechsel: Es sieht blitzeblank aus in Kirchhoffs Wurstküche im Sauerländer Familienbetrieb. Das Bild entspricht nicht dem Image, den Metzger in weiten Teilen der Bevölkerung „genießen“: „Wir haben leider nicht den besten Ruf“, sagt der 21-Jährige, „als stünden wir immer knietief im Blut und müssten den Arbeitstag mitten in der Nacht beginnen.“
Manuel Kirchhoff will den Vorurteilen als Mitglied der Nationalmannschaft entgegenwirken. Indem der Öffentlichkeitsarbeiter insbesondere jungen Menschen von den Vorzügen eines „sauberen Berufes“ erzählt. Werbung ist dringend geboten: Im Fleischerhandwerk herrscht Nachwuchsmangel.
Herbert Dohrmann, Präsident des Deutschen Fleischer-Verbandes, schlägt Alarm. Seien Betriebe früher aus Pflichtgefühl oder mangels Alternativen innerhalb der Familie weitergeführt worden, hätte sich der Wind gedreht: „Den elterlichen Betrieb übernimmt nur noch, wer dies wirklich will.“
Früh zur Nationalmannschaft des Fleischerhandwerks
Manuel Kirchhoff will. Er hat bereits mit 21 Jahren ein durchaus bewegtes Berufsleben hinter sich. Nach der Schule machte er zunächst eine Kochlehre auf Burg Schnellenberg. „Das machte Sinn, weil wir ja viel mit unserem Party-Service zu tun haben.“
Anschließend ging es zur Fleischer-Ausbildung zurück in den Familienbetrieb, den sein Großvater einst gründete. Nach zwei Jahren hatte Manuel Kirchhoff seinen Meister. Mittlerweile darf er sich auch Fleisch-Sommelier nennen.
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Vater Stefan ist stolz auf seinen engagierten Sohn: „Wir stehen voll hinter seinen Nationalmannschafts-Aktivitäten, auch wenn er oft unterwegs ist.“ Erst kürzlich war Manuel Kirchhoff mit seiner „Elf“ beim Internationalen Leistungswettbewerb der Fleischer-Jugend in Frankfurt. Beim Zerlegen und Herstellen von küchenfertigen Erzeugnissen, einer Grillplatte und einem Hauptgericht sprangen zwei dritte Plätze heraus. Die Vorbereitung – er spricht vom „Training“ – sei anstrengend gewesen, sagt er.
Aber die Mühen lohnen sich, wie er findet. Für einen tollen Beruf: „Wir schlachten Vieh aus eigener Landwirtschaft, stellen Fleisch- und Wursterzeugnisse her, zaubern verschiedenste Grillartikel und bieten einen Party-Service an. Es ist so unglaublich vielseitig.“
Bei Fleisch wird Rewe und Aldi zur harten Konkurrenz
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Und anspruchsvoll, wenn man gegen die Konkurrenz der Rewes und Aldis bestehen will. „Man muss breit aufgestellt sein, um sich abzuheben“, sagt Kirchhoff und nennt ein Beispiel: „unsere küchenfertigen Erzeugnisse wie Gläser-Essen und fertige Pfannen“.
Und natürlich Qualität. Der 21-Jährige stellt ein verändertes Kaufverhalten fest: „Die Leute kaufen bewusster, sind zunehmend bereit, für ein gutes Stück Fleisch mehr zu bezahlen. Und lassen dafür eher einmal eine Fleisch-Mahlzeit aus.“
Apropos Fleisch: Spürt der Dünscheder den Trend zur vegetarischen Ernährung? „Och“, sagt er im typisch Sauerländer Slang, „das ist in Städten mehr verbreitet als bei uns auf dem Land.“ Beliefert sein Party-Service z.B. eine Feier mit 100 Personen, seien „zwei bis drei“ vegetarische Speisen bestellt.
Dennoch: „Man muss mit der Zeit gehen, neue Sachen ausprobieren.“ Seit einem Jahr ist die Fleischerei aus Dünschede bei Facebook. „Wir haben schon 2500 Follower“, sagt Manuel Kirchhoff. Seinen neuen Grillkäse wird er selbstverständlich auch in dem sozialen Netzwerk anpreisen.