Eslohe. . Beim Wahlkampfauftakt der CDU Südwestfalen in Eslohe geriet das Thema Europa etwas in den Hintergrund. Im Fokus: Merz und Kramp-Karrenbauer.

Die CDU feiert sich selbst am Freitagabend in einer Schützenhalle in der kleinen Sauerländer Gemeinde Eslohe. Eigentlich geht es um Europa, aber nicht nur. Es soll zwar der Auftakt für die so wichtige Wahl Ende Mai sein, aber bei allem Bemühen darum, den Blick nach Straßburg und Brüssel zu lenken, geht es auch um Berlin. „Phantastisch“ findet der junge Generalsekretär Paul Ziemiak, dass Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz erstmals nach ihrem Duell um den Bundesvorsitz im Dezember vergangenen Jahres in Hamburg gemeinsam bei einer öffentlichen Veranstaltung auf der Bühne stehen.

„Für Deutschlands Zukunft“ hat die CDU auf der Bühne plakatiert. Darunter „Unser Europa“. Die Prioritäten sind deutlich sichtbar. Wer darauf wartet, dass Merz die „liebe Annegret“ (Merz) an diesem Abend demonstrativ umarmt, verlangt wohl doch ein bisschen viel von dem 63-Jährigen.

Auch interessant

Sie verstehen sich gut, seien sich in den Wochen vor dem Bundesparteitag sehr viel näher gekommen, sagt der Kontrahent aus dem vergangen Jahr. „Und es war auch angenehm“, bemerkt Friedrich Merz. Wie nah sie sich in den letzten Wochen und Monaten wohl wirklich gekommen sind, bleibt den Gästen in der Schützenhalle verborgen. Im Anschluss an den Auftritt ging es dem Vernehmen nach zum gemeinsamen Abendessen zu Merz nach Hause. Noch viel enger geht es kaum.

Heimat in ländlichen Regionen

Merz und Kramp-Karrenbauer verbindet vielleicht tatsächlich mehr als es auf den ersten Blick scheint. Beide haben ihre Heimat in Regionen, die als äußerst ländlich gelten. Und beiden ist an diesem Abend deshalb daran gelegen zu betonen, dass diese Herkunft nicht mit Provinzialität zu verwechseln sei. „Heimatverbundenheit und Weltoffenheit sind keine Gegensätze“, betont Merz. Dem Politrückkehrer nimmt man dies aufgrund seiner Posten in zahlreichen Aufsichtsräten großer Unternehmen ab, nicht zuletzt wegen des Vorsitzes bei Blackrock-Deutschland. Aus Sicht von Merz-Kritikern ein Manko auf dem Weg zurück an die Spitze der Bundespolitik. Vielleicht passt da der gerade verkündete Rückzug aus dem Aufsichtsgremium der Düsseldorfer Bank HSBC Trinkaus als Signal ganz gut.

Auftakt zur Europawahl am 26. Mai

Eslohe war für die CDU im Sauerland mit ihrem Kandidaten Dr. Peter Liese der Auftakt zum Europawahlkampf.

CDU und CSU ziehen demonstrativ mit einem gemeinsamen Programm in den Wahlkampf, der in Nordrhein-Westfalen offiziell erst am 27. April, also vier Wochen vor der Wahl, mit einer Veranstaltung in Münster startet.

Dass Merz in den vergangenen Tagen bereits als Wirtschaftsminister im Bundeskabinett gehandelt wurde, ist so abwegig nicht. Auch wenn Merz selbst dies natürlich ins Reich der Fabel verweist – noch. Dass ausgerechnet der geballte Mittelstand den amtierenden Minister Peter Altmaier ins Visier nahm und zunehmend kritisiert, sogar als Fehlbesetzung bezeichnet, dürfte kaum Zufall sein. Ob der Zeitpunkt für Merz tatsächlich günstig ist oder vielleicht doch zu früh kommt, diskutieren parteiinterne Kreise, die sich den weltmännischen Sauerländer sehr gut in Berlin vorstellen können, bereits hitzig. Ausgeschlossen scheint dies aber in einem Kabinett mit Kanzlerin Angela Merkel. Ihr Abtreten vor Ende der Legislatur wird da schon für realistischer gehalten.

Europa hat an Bedeutung gewonnen

Danach scheint die Fantasie vieles zuzulassen, aber doch wohl erst nach der Europawahl Ende Mai.

Keiner der Rednerinnen und Redner an diesem Abend wird müde darauf zu verweisen, wie sehr Europa an Bedeutung gewonnen hat. „Am Ende geht es um die eine Frage, ­wollen wir in der Welt in Zukunft noch eine Rolle spielen“, ruft Kramp-Karrenbauer kraftvoll in die Halle, lobt die Errungenschaften wie das Schengen-Abkommen, das Freiheit innerhalb der Grenzen der Europäischen Union garantiert. „Aber Europa muss auch grenzen­lose Sicherheit garantieren“, fordert sie, plädiert für „ein Europa des ­gesunden Menschenverstandes“. Klimaziele halte man im Übrigen nicht durch ein Verbot von Osterfeuern ein, die „gelebte Heimat sind“. Merz dürfte ganz ihrer Meinung sein. (Weiterlesen: Ganz Deutschland blickt auf das kleine Eslohe)