Bad Sassendorf/Hagen. . Wegen der Borkenkäferplage erwarten Waldbauern in Südwestfalen einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Das Umweltministerium lehnt Nothilfen ab.

Den Waldbauern in Südwestfalen drohen massive wirtschaftliche Schäden. Dürre, Stürme und eine Borkenkäferplage lassen die Erlöse beim Holzverkauf in den Keller sinken, befürchten Vertreter der heimischen Forstwirtschaft. Diskutiert wurde darüber auch bei der Agrarministerkonferenz in Bad Sassendorf.

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Die Politiker haben sich zunächst gegen Nothilfen für die Bauern entschieden. Zuerst solle eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe prüfen, ob beim Holz eine Marktstörung vorliege. Diese ist Voraussetzung für Nothilfen.

Die Waldbauern

„So extrem war es noch nie.“ Nikolaus Bauerdick, Vorsitzender der Bezirksgruppe Arnsberg des Waldbauernverbandes, bereitet die akute Borkenkäferplage große Sorgen. Durch Sturmtief Friederike im Januar und den extrem trockenen Sommer findet der Borkenkäfer in Südwestfalen derzeit hervorragende Bedingungen. Die Insekten befallen Fichten und können dafür sorgen, dass sie absterben. Problematisch ist für die Waldbauern, dass Borkenkäfer die bereits gefällten Fichten nahezu unverkäuflich machen. „Das Holz kann nur noch zu Spanplatten verarbeitet werden. Wer will schon einen Dachstuhl aus Holz bauen, das von Borkenkäfern zersetzt wurde?“, sagt Bauerdick.

Klaus Bauerdick, Vorsitzender der Bezirksgruppe Hochsauerland des Waldbauernverbandes.
Klaus Bauerdick, Vorsitzender der Bezirksgruppe Hochsauerland des Waldbauernverbandes. © Ralf Rottmann

Einen Meter Fichte verkauft er derzeit für 60 Euro. Im vergangenen Jahr konnte Bauerdick noch 92 Euro einnehmen. „Wenn die Borkenkäferplage schlimmer wird, werden wir einen Meter Fichte im Winter für 30 Euro verkaufen müssen“, fürchtet Bauerdick. Von der Politik erhofft sich der Arnsberger Direktzahlungen und Hilfe aus anderen Bundesländern. „Außerdem brauchen wir Rat von Experten, auf welche Bäume wir in Zukunft setzen sollen.“

Der Abgeordnete

Dirk Wiese, forstpolitischer Sprecher der SPD im Bundestag, fordert Direktzahlungen für die Waldbauern. Diese sollen aus dem Topf „Gemeinschaftsaufgabe Agrar- und Küstenschutz“ (GAK) zur Verfügung gestellt werden. Unter anderem soll das Geld für Lager- und Transportzwecke eingesetzt werden. Wiese sprach sich zudem dafür aus, die Förderprogramme zum klimaresistenten Waldumbau auszubauen.

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Dabei müsse allerdings der Waldumbau durch Nadelholz möglich sein. Entsprechende Versuche gebe es bereits im Arnsberger Wald. Aktuell werde oftmals aus vorgeschobenen Gründen rein der Waldumbau von Nadel- zu Laubholz gefordert. „Dies ist aber abzulehnen“, sagte Wiese. „Ausschließlich Laubholz kann nicht die Lösung sein. Es gibt auch klimaresistenteres Nadelholz.“

Das Umweltministerium

Direktzahlungen an Waldbauern lehnt das Umweltministerium des Landes NRW ab. Stattdessen setze man auf logistische Hilfe. „Wir unterstützen Waldbauern, indem wir ihnen gute Rahmenbedingungen für Lagerung und Ablage des Holzes verschaffen“, sagte ein Sprecher des Ministeriums auf unsere Anfrage. Ob die Schäden überhaupt so enorm sind, wie die Waldbauern befürchten, sei abzuwarten. „Das dicke Ende kommt erst im nächsten Jahr. Wir müssen abwarten, ob sich überhaupt eine dritte Borkenkäfer-Generation bildet“, erklärte der Sprecher. Zudem müsse man bedenken, dass Fichten „nur“ einen Anteil von 30 Prozent am gesamten Baumvorkommen ausmachen. „Die Fichte ist noch immer der Brotbaum - und das ist nicht gut so. Mischwäldern gehört die Zukunft“, heißt es aus dem Ministerium.

Wann bekommen Bauern Nothilfen?

Für Landwirte, die unter Ernteausfällen leiden, stehen grundsätzlich rund 170 Millionen Euro des Bundes bereit.

Dafür müssen betroffene Bauern zunächst nachweisen, dass ihre Ausfälle existenzbedrohend sind und 30 Prozent unter dem Schnitt der vergangenen Jahre liegen.

Die Agrarminister

In einer Pressemitteilung sprechen sich die Agrarminister nach ihrem Treffen in Bad Sassendorf für ein besseres Risiko- und Krisenmanagement aus, das bei immer öfter auftretenden Extremwetterlagen greifen soll. Mit konkreten Maßnahmen hält man sich allerdings zurück. „Zur Risikovorsorge gehören auch Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Wir müssen die Landwirtschaft klimafest machen. Die Wahl der geeigneten Sorte, die richtige Fruchtfolge und Maßnahmen zum Erosionsschutz können Existenzrisiken abmildern“, sagte NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erklärte in Bad Sassendorf: „Die Schäden in Wald und Forst nehmen meine Länderkollegen und ich sehr ernst. Deshalb haben wir auf der Agrarministerkonferenz beschlossen, eine gemeinsame Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Klimawandelförderung einzurichten.“