Schwelm. Nie war der Stau so schlimm wie im Moment. Das ist schon für Pendler ärgerlich – aber noch mehr für Spediteure. Ihre Situation ist ausweglos.
Stau ist Alltag in NRW, seit vielen, vielen Jahren. Aber war es jemals so schlimm wie im Moment? Gefühlt nicht. Und dabei liegt die feuchtkalte Jahreszeit, die traditionell besonders staureich ist, erst noch vor uns.
Hauptgrund für die vielen Verzögerungen und Blockaden gerade in Südwestfalen ist die hohe Zahl der Baustellen. Die sollen natürlich – irgendwann in der Zukunft – dazu führen, dass es wieder besser läuft. Wenn bis dahin nicht noch mehr Verkehr diesen Effekt wieder aufhebt.
Aber vielleicht ist das alles auch nur das subjektive Empfinden genervter Pendler. Fragen wir also einen, der sich professionell mit der Situation beschäftigen muss: Tobias Bos ist Disponent bei der Schwelmer Spedition Schmidt-Gevelsberg. Und der bestätigt den Eindruck der Amateure: „Die Baustellen sind absolut ein Problem für uns. Die Fahrzeiten verlängern sich drastisch, und die Planung wird immer schwieriger.“
Richtung spielt keine Rolle
Für seine Fahrer beginnt der Ärger schon bei der Auffahrt auf die Autobahn: „Die ist wegen der Baustelle an der Anschlussstelle Volmarstein eher ein großer Parkplatz“, meint Bos. Das Problem: Es gibt keine Alternativen. Wer ins Rheinland will steht von hier bis hinter Leverkusen im Stau. „Doch die Richtung spielt eigentlich keine Rolle“, weiß der Disponent. „Die A43 Richtung Recklinghausen ist dicht, die A46, die A45, die A40, die A42 und die A3. Und die A1 sowieso. Nur Nachtfahrten funktionieren noch planmäßig.“
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Und was heißt das für die Spediteure? Bos: „Es ist schwierig vorauszusagen, wann die Waren eintreffen. Wir können nicht sagen, der Transport ist um soundsoviel Uhr in Bielefeld, sondern nur beim Kunden anrufen und sagen, dass der Lkw jetzt weggefahren ist. Teilweise dauert jetzt ein Transport nach Hagen schon über eine Stunde. Das ist doch ein Witz!“
Die wirtschaftlichen F olgen sind klar: Die Preise steigen. Das ist für die einzelne Spedition kein großes Problem, denn der Konkurrenz geht es ja nicht besser. Und die Kundschaft hat keine Alternativen. Aber die Fahrer sind genervt, weiß der Disponent: „Ist doch klar, dass man unzufrieden ist, wenn die Ziele nicht erreicht werden, wenn man unproduktiv ist und eventuell auch noch irgendwo draußen stehen bleibt. Die Fahrer sind natürlich abends lieber zu Hause.“
Verschärfte Nachwuchs-Probleme
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Und die Situation verschärft ein Problem, dass auch alle Speditionen kennen: Es ist schwierig, Nachwuchs zu finden für den Job. „Der Mangel ist sichtbar“, meint Bos. Und er ist nicht sonderlich optimistisch, dass es bald besser wird: „Im Moment ist es besonders hart, aber die Baustellen-Probleme haben wir schon seit mindestens zwei Jahren. Und die Transporte steigen weiter und die Zahl der Lkw aus Osteuropa auch.“
Tja. Da geht es dem verärgerten Pendler vergleichsweise fast gut. Außer, er erinnert sich an die Versprechen aller neuen Verkehrsminister beim Amtsantritt: Dass bald alles besser wird. Andererseits muss man in dem Job wahrscheinlich Optimist sein.