Hagen. . Staus auf der A 45 zwischen Olpe-Süd und Dortmund-West haben sich in den letzten neun Jahren fast verdoppelt: von 2325 auf 4320 Kilometer Länge

  • Staus ohne Ende auf den Autobahnen vor der Haustür
  • Besonders betroffen ist die Sauerlandlinie
  • 4320 Kilometer Stau zwischen Olpe-Süd und Dortmund-West

Wenn der Mann vom ADAC im Gespräch musikalisch wird, muss es ernst sein. Peter Meintz, Sprecher des Automobilclubs für Westfalen, verweist auf das Motto der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss (1825-1899): „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht zu ändern ist.“

Der 63-Jährige weiß um die Not der Autofahrer, weiß um ihre Verzweiflung. Endlose Staus nerven. Tag für Tag. Stillstand auf den Autobahnen vor der Haustür. Wer losfährt, steht wenig später.

Baustellen, Engpässe, Sperrungen, Unfälle. Das Auto als Sofa in der Landschaft. PS-starke Wagen in permanenter Wartestellung. Die Verkehrshinweise verkommen zu Botschaften für Masochisten auf Rädern. Wo bleibt der Protest?

30 Großbaustellen in NRW

„Mit dieser Lage müssen wir leben“, sagt Meintz. „Wir sind ja froh, wenn Geld in die Straßen fließt. Wir brauchen die Baustellen, um das System am Leben zu erhalten.“ Ohne Ausbau und Sanierung geht nach seiner Einschätzung in zehn Jahren nichts mehr, „weil Brücken und Straßen für den Verkehr komplett gesperrt werden müssten“.

Für Meintz hat Straßen NRW längst den „Nobelpreis für Mangelmanagment verdient“. Ohne ausreichendes Personal und finanzielle Ressourcen habe der Landesbetrieb in den vergangenen Jahren alles möglich gemacht, um den Verkehr aufrecht zu erhalten.

Niemand habe in den 1970er Jahren beim Bau der Brücken der A 45 gedacht, dass sich das Verkehrsaufkommen so vervielfachen würde und die Bauwerke dem so nicht mehr gewachsen wären.

Und die Prognose des Bundesverkehrsministeriums sieht düster aus: Bis 2030 soll allein der Lkw-Güterverkehr um 39 Prozent wachsen. Besonders betroffen: NRW. Warum? Weil es genau auf der Achse des Ost-West-Transitverkehrs mit den Häfen Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam liegt.

Erklärungsnöte angesichts des mobilen Wahnsinns hat Jan Lohoff nicht. „Aktuell gibt es 30 Großbaustellen im Land“, sagt der 37-Jährige, der bei Straßen NRW in der Teamleitung des Baustellenmanagment arbeitet.

Die Problemfälle? „In der Regel versuchen wir, auch in Baustellen, alle vorhandenen Fahrspuren für den Verkehrfluss möglich zu machen“, versichert Lohoff. „Bei Tunneln oder Brücken aber haben wir keinen Spielraum, um seitlich auszuweichen.“ Dieser Umstand habe besonders auf den Brücken der Sauerlandlinie erhebliche Auswirkungen auf den Verkehrsfluss. Dass zu den Stoßzeiten zudem Grünschnittarbeiten zu Behinderungen führen, schließt er aus: „Es gibt Sperrzeiten, an denen solche Maßnahmen definitiv nicht laufen dürfen. Morgens nicht vor 9 Uhr.“

Fehlende Absprachen

Für die vielen Staus nennt er Gründe: Das Verkehrsaufkommen sei höher, weil im November weniger Leute in Urlaub wären, im Winter würden mehr Leute statt mit Bahn und Bus mit dem Auto zum Arbeitsplatz fahren, weil es angenehmer sei und letztlich: das Wetter: „Bei diesem Regen bleiben die Autofahrer in der Baustelle auf der rechten Spur hinter dem Lkw.“ All das summiere sich.

Dass es im Straßenbau brummt, stimmt ihn zufrieden: „Wir bekommen die finanziellen Mittel, die wir brauchen. Auch bei komplizierten Lösungen. Es gab Zeiten, da war das nicht so.“ Den Vorwurf fehlender Absprachen bei der Einrichtung einer Baustelle, weist er zurück: „Alle sitzen vorher im Boot. Die Kommune, die Polizei, die Bezirksregierungl.“ Bei der Kommunikation attestiert Jan Tornow, Fachbereichsleiter Verkehr bei der SIHK Hagen, Straßen NRW eklatante Schwächen: „Je früher alle Beteiligten Informationen haben, desto besser läuft es.“ Das sei in Wetter-Volmarstein bei der A 1 nicht der Fall gewesen. „Trotzdem, wir sind froh, dass investiert wird.“