Paderborn/Lippstadt. . Die Fluglinie Small Planet Airline Deutschland hat Insolvenz angemeldet. Hunderte Fluggäste warten noch auf Entschädigungen.

Vor gut zwei Jahren landete die Fluggesellschaft Small Planet Airline das erste Mal auf dem Flughafen Paderborn/Lippstadt. Nun ist der Neuling am deutschen Himmel plötzlich pleite.

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Genauer gesagt hat die deutsche Tochtergesellschaft des litauischen Unternehmens beim Amtsgericht in Berlin einen Antrag auf Insolvenz in Eigenregie angemeldet. Für zahlreiche Kunden bedeutet dies, dass sie aller Voraussicht nach ein paar Hundert Euro verlieren werden, darunter etwa 200 Urlauber, die ab Paderborn-Lippstadt geflogen sind, vielleicht auch mehr.

Sofort in Gläubigerliste eintragen lassen

Geschädigte sollten sich laut Verbraucherschutz sofort an den Sachwalter Joachim Voigt-Salus wenden, um auf die Gläubigerliste zu kommen. Kontakt: 030/2128020 oder joachim.voigt-salus@voigtsalus.de

Zwischen 250 und 600 Euro stehen je nach Entfernung den Verspätungsgeschädigten zu.

Im Laufe des Jahres hatte Small Planet wiederholt für Schlagzeilen gesorgt, weil die Gesellschaft viel mehr versprochen hatte, als sie halten konnte. Extreme Flug-Verspätungen von bis zu 70 Stunden sorgten für enttäuschte und genervte Urlauber auch noch Wochen nach der Landung zuhause.

Die laut Fluggastrecht fälligen Entschädigungen zahlte die Fluglinie offenbar nur zum Teil und nach Verzögerungstaktik. Der Lichtenauer Anwalt Thorsten Fust vertritt rund 400 Betroffene, die eigenständig oder über Veranstalter wie TUI, Thomas Cook oder Schauinsland gebucht hätten: „Die Leute werden zum Teil schon über Monate hingehalten. Solche Machenschaften habe ich noch bei keiner Airline erlebt.“ Lichtenau ist 20 Kilometer von Paderborn/Lippstadt entfernt, so dass sich viele Geschädigte aus der Region an ihn gewendet haben. Etliche mit Erfolg, so dass Faust in der Geschädigtenszene mittlerweile offenbar bundesweit angefragt wird.

Über 106 000 Euro noch offen

Im Fall Small Planet sind aus diesem Jahr aber noch für 238 Mandanten keine Entschädigungen geflossen. Rund 80 Prozent kommen aus der Region. Die Summe, die die Airline laut Gesetz an die Kunden noch zahlen müsste, beläuft sich laut Faust auf über 106 000 Euro. Ob die jemals fließen, hängt nun vom weiteren Verfahren ab. Der vom Amtsgericht bestellte Sachwalter, der Berliner Anwalt Joachim Voigt-Salus, wird nun prüfen, ob überhaupt genug Werte vorhanden sind, damit die Airline weiter machen kann.

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Das ist angeblich das Ziel von Small Planet. Laut Sprecher Jan Limbach seien aktuell neun Flugzeuge in Deutschland stationiert, davon zwei in Paderborn/Lippstadt, von wo aus knapp zwanzig Prozent der Plätze angeboten werden. Dass die aufgelaufenen Entschädigungszahlungen der Grund für die aktuelle Überschuldung seien, wird in verschiedenen Medien spekuliert. „Das kann ich nicht bestätigen“, sagt Limbach, der überhaupt nicht sagen mag, wie es wirklich um das Unternehmen steht. Small Planet Airline behauptet in einer Mitteilung, der Flugbetrieb liefe, als wäre nichts gewesen.

Also, keine Sorge, buchen Sie ruhig weiter? Die Flugrechtsexpertin Sabine Fischer-Volk von der Verbraucherzentrale Brandenburg warnt: „Niemand kann sagen, ob Small Planet in Deutschland in drei Wochen oder drei Monaten noch fliegt“, erinnert sie an Air Berlin. Wer jetzt noch bucht, geht also ein Risiko ein.

Flughafen hofft

Der Antrag auf Insolvenz in Eigenregie mit dem Ziel, die Airline auf Kosten der Gläubiger zu sanieren, ist zwar vom Gericht angenommen worden. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Gesellschaft mangels Masse nicht doch von heute auf morgen endgültig am Boden bleiben könnte. „Für Pauschalreisende nicht ganz so schlimm, weil die Veranstalter Ersatzflüge beschaffen müssen. Direktbucher laufen Gefahr, zwei Flüge zu bezahlen“, sagt Fischer-Volk.

Und der Flughafen Paderborn/Lippstadt, von wo wöchentlich 20 Small-Planet-Flüge starten? „Wir hoffen, dass Small Planet seinen Flugbetrieb langfristig aufrechterhalten kann“, so eine Sprecherin.