Für den eigenen Garten sind auch mal Opfer zu bringen: Sei es für ausgiebige Planungen der Beete oder im Nahkampf gegen das Gestrüpp.

Jedes Jahr im Januar spitze ich einen Bleistift, nehme einen Collegeblock zur Hand und zeichne dann recht maßstabsgetreu die Umrisse der Beete meines Gartens auf. Danach grübele ich über folgende knifflige Fragen: Welche Fruchtfolge ist am sinnvollsten und welche Pflanzen harmonieren am besten? Wo muss ich dementsprechend was und wie düngen? Und besonders: Wann muss ich die Samen setzen? Dann zeichne ich meinen Pflanzplan.

Das tat mein Vater auch. Aber eigentlich nur aus Zeitvertreib, um den besonders Gärtner-feindlichen Monaten Januar und Februar ein Schnippchen zu schlagen. Sklavisch an seine Aufzeichnungen hielt er sich nicht (ich schon). Er war Improvisationsgärtner (ich nicht).

Kreative Gartengestaltung

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Manchmal ging bei ihm die Gärtnerei gar ins Architektonisch-Künstlerische über. Dann legte er kurzerhand in einem zukünftigen Zwiebelbeet beispielsweise einen Teich für Kaulquappen an, einen niedlichen Zierstrauch um oder eine halbvolle Bierflasche ab, die er dort dann wochenlang vergaß.

Mein Vater bestellte seinen Acker sehr Laisser-faire. Ein Garten geführt im Geiste des Jahres 1969, Woodstock. Mein Garten ist Ruhrpott 1950.

Die vage Hoffnung auf bessere Zeiten, Entbehrung, harte Arbeit und Schmerzen gehören für mich dazu. Ich ertrage all das aber wie der Sieger einer mythologischen Schlacht, den seine Wunden nur heldenhafter zeichnen.

Die Frücht schlagen zurück

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Im Nahkampf mit meiner Brombeerhecke allerdings wäre ich letztens beinahe verstorben. Man muss dazu wissen, dass diese Hecke sich ohne Einhalt die vergangenen zehn, zwölf Jahre zu einer dornigen Trutzburg auswachsen konnte.

Das hatte zur Folge, dass der Großteil der Früchte unerreichbar blieb. Und Sommer für Sommer beschlagnahmte diese Pflanze mehr Rasenfläche. Das konnte ich ihr nun wirklich nicht länger durchgehen lassen.

Mutig griff ich zur Gartenschere.

Das Brombeer-Massaker

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Die blutigen Details dieses Aufeinandertreffens Mensch gegen Brombeere verschweige ich, könnte ja jemand bei der Lektüre dieses Textes gerade in ein Marmeladenbrötchen beißen. Jedenfalls sah, anders als meine Waden, Schenkel, Unterarme, Hände, mein Nacken und weite Teile meines Gesichts, der Busch nachher recht hübsch aus.

Die Situation ist jetzt folgende: Der Brombeerbusch trägt extrem viele Früchte, zudem einfach zu erntende. Noch viel extremer aber ist die Größe, Anzahl und Härte der Fruchtkerne innerhalb der Beeren. Kann man kaum essen, die Dinger. Dafür haben jetzt Hunderte Wespen bis weit hinein in den Oktober Nahrung im Übermaß.