Hagen/Altena. . Der Prozess zur Messer-Attacke auf den Bürgermeister von Altena startet am Dienstag. Angeklagter drohte Hollstein: „Ich steche dich ab.“
Die Erste Große Strafkammer am Landgericht Hagen verhandelt ab Dienstag die Messerattacke auf den Altenaer Bürgermeister Andreas Hollstein. Auf der Anklagebank sitzt der 56-jährige Werner S. aus Altena. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft versuchten Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor. Ein Rückblick auf das Geschehen.
Mann attackiert Bürgermeister in Imbiss mit Messer
Es ist Montagabend, der 27. November. Hollstein hält sich im „City Döner Pizza“-Imbiss auf. Ein Mann tritt ihm entgegen, fragt, ob er tatsächlich der Bürgermeister sei. Er bestätigt das. In dem Moment holt der Angeklagte ein Küchenmesser mit einer etwa 22 Zentimeter langen Klinge aus seiner Umhängetasche und brüllt ihn an: „Ich steche dich ab. Du lässt mich verdursten und holst 200 Ausländer in die Stadt.“
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Der Täter nimmt ihn in den Schwitzkasten, schneidet ihm unterhalb der linken Schlagader in den Hals und versucht, Schlagader und Luftröhre zu durchtrennen.
Imbiss-Betreiber retten Hollstein wohl das Leben
Die Imbiss-Betreiber Ahmet Demir (27) und sein Vater Abdullah Demir (60) helfen dem Opfer. Es kommt zum Handgemenge. Polizisten aus der 50 Meter entfernten Wache beenden mit gezogener Waffe die Auseinandersetzung.
15 Stunden nach dem Messerangriff gibt Bürgermeister Hollstein im Altenaer Rathaus eine Pressekonferenz. Seine Verletzungen sind leichter als befürchtet.
„Ja“, gibt er zu, „ich habe um mein Leben gefürchtet.“ Wenn ihm die Besitzer des Imbisses nicht geholfen hätten, „bin ich mir nicht sicher, ob ich noch leben würde“.
Nach Attacke: Hollstein telefoniert mit Merkel
Bundesweit ist die Bestürzung über dieses Verbrechen groß. Hollstein telefoniert mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Armin Laschet.
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Von seinem politischen Kurs lässt sich der vierfache Familienvater nicht abbringen: „Ich mache weiter. Ich weiß, wofür ich das mache. Für alle Menschen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund.“ Hollstein damals weiter: „Ich kannte den Mann nicht. Er ist eigentlich kein Täter, sondern ein Werkzeug der politischen Brunnenvergifter in unserem Land.“ Schuld treffe diejenigen, die Gewalt predigen und die Menschen verachten. „Hass, Gewalt und Polemik - das darf, gerade in den sozialen Netzwerken, so nicht weitergehen.“
Opfer sagt am zweiten Verhandlungstag vor Gericht aus
Heute, fast sechs Monate später, sieht er es genauso. „Ich empfinde keinen Hass gegen ihn.“ Im Gespräch mit dieser Zeitung zeigt er sich aber erleichtert, dass der Anschlag jetzt juristisch aufgearbeitet wird. „Mit dem Prozess wird endlich ein Schlussstrich unter die Geschichte gezogen. Das finde ich gut.“
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Gesundheitlich geht es beim 55-Jährigen aufwärts. „Im Dezember und im Februar hatte ich einen Hörsturz. Davon habe ich mich mittlerweile erholt.“ Hollstein ist am zweiten Verhandlungstag am Hagener Landgericht als Zeuge geladen. Insgesamt sollen 27 Zeugen vernommen werden.
Erste Informationen zum Angeklagten
Über den Angeklagten liegen nur spärliche Informationen vor. Er hat bis Februar vergangenen Jahres als Maurer gearbeitet, seither ist er arbeitslos. Bei der Tat soll er 1,2 Promille im Blut gehabt haben. Neben einer politischen Motivation hält die Staatsanwaltschaft Hagen auch ganz andere Umstände für die Tat nicht für ausgeschlossen.
So soll das Wasser in seinem Haus abgestellt worden sein, weil es zwangsversteigert werden sollte. Auch gibt es neben finanziellen Nöten Hinweise auf psychische Probleme des geschiedenen Mannes. Es soll ein Gutachten über seine Schuldfähigkeit erstellt werden.