Hagen. . Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht am zweiten Tag in NRW Altena, Arnsberg, Duisburg und Dortmund.
Morgens in Duisburg-Marxloh in einer Grundschule, mittags im Polizeipräsidium in Dortmund, nachmittags in der Burg Holtzbrinck in Altena und abends in Arnsberg bei der Bezirksregierung. Am zweiten Tag seines Antrittsbesuches in Nordrhein-Westfalen hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seiner Frau Elke Büdenbender mit den Menschen beschäftigt, die sich auf den Baustellen der Republik engagieren.
Altena
Das Präsidentenpaar kommt direkt aus dem Polizeipräsidium in Dortmund nach Altena. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit spricht es mit zwölf jungen Kommissarinnen und Kommissaren über den Alltag. Steinmeier, so heißt es, bedankt sich für ihre „manchmal sehr schwierige Arbeit in einem Beruf, der in letzter Zeit nicht einfacher geworden ist“. Nicht minder einfacher ist es für Kommunalpolitiker geworden. Am Eingang des Erlebnisaufzuges in Altena fordert Steinmeier vor dem Hintergrund des Anschlags auf Bürgermeister Andreas Hollstein (CDU) im November, „es hat mich erschüttert“, zu mehr kommunalpolitischem Engagement auf: „Wir brauchen Menschen, die auf der Ebene der Gemeinde und der Stadt bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.“ Das sei der Ort, in dem Probleme zuerst aufschlagen würden und Lösungen gefragt seien. „Deshalb brauchen wir mutige Menschen. Der Besuch hier ist ein Bemühen um Rückenstärkung für die Politiker vor Ort.“ Sein Blick gehört Hollstein. Mit ihm besucht er Ahmet Demir in seinem Döner-Imbiss. Es ist der Mann, der mit seinem Vater Abdullah, die Messer-Attacke auf den Bürgermeister abwehrte. Die beiden fühlen sich vom hohen Besuch geehrt. Vorher spricht das Ehepaar Steinmeier in Burg Holtzbrinck mit Flüchtlingen und Kümmerern. Das sind Einheimische, die sich der Sorgen und Nöte der Neuankömmlinge ehrenamtlich annehmen. Hollstein: „Niemand hat sich vorgeführt gefühlt.“ Auffällig an diesem Nachmittag: Die Fußgängerzone ist bis in den letzten Winkel blitzeblank. Arno Spielker, einer der wenigen Schaulustigen bei Dauerregen und 7 Grad: „Hier ist drei Tage gefegt worden.“ Der 77-Jährige findet Steinmeier gut. Auch die Wirtin im Cafe Talstation, Ilona Hahn, sagt nichts anderes: „Er macht einen guten Job.“
Arnsberg
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Es ist für ihn ein Heimspiel: Obwohl Steinmeier schon einen langen Tag hinter sich hat, gibt er sich im großen Sitzungssaal der Bezirksregierung Arnsberg auf der letzten Station seiner NRW-Rundreise entspannt und locker. Hier nutzt er beim Empfang ehrenamtlich engagierter Menschen die Gelegenheit, um diesen, stellvertretend für die vielen anderen, einmal Dank zu sagen. Gerade in persönlichen Gesprächen. „Denn hier sind Menschen, die sich um mehr kümmern als um sich selbst.“ Zuvor erinnert er mit Humor daran, dass sein Besuch in Arnsberg ursprünglich im Dezember hätte stattfinden sollen. Doch die geplatzten Jamaika-Sondierungsverhandlungen hätten seine Anwesenheit in Berlin erfordert. „Das ist deshalb der von allen am besten vorbereitete Besuch. Wir konnten schon einmal üben.“ Für die Absage im Dezember und Steinmeiers Einsatz für eine Regierungsbildung hatte jeder im Saal Verständnis. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) verweist auf die Bedeutung dieses präsidialen Einsatzes: „In dieser ungemütlichen Situation war der Bundespräsident ein Hort der Stabilität.“ Steinmeier unterstreicht, dass es trotz mehrmonatiger Hängepartie nicht ohne die Politik gehe. „Aber auch nicht ohne Sie.“ sagt er an die Adresse der ehrenamtlichen Kräfte.
Bundespräsident Steinmeier besucht Arnsberg
Duisburg
Wohl zum ersten Mal singt Steinmeier „Guten Morgen“ auf Albanisch: „Miremengies.“ Mit seiner Ehefrau besucht er die Grundschule Henriettenstraße in Marxloh. Hier haben mehr als 90 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Elf Sprachen werden an der Schule gesprochen. Wenig später geht es in einer geschlossenen Gesprächsrunde um die „Vorstellung der sozialräumlichen Situation“ in dem Stadtteil. Quasi um die Ecke, steht der Gast vor einer verrammelten Schrottimmobilie.
Oberbürgermeister Sören Link (SPD) und Polizeipräsidentin Elke Bartels sprechen von kriminellen Vermietern, von Rumänen und Bulgaren, die sich in solchen Häusern stapeln, von Müll und Verwahrlosung. Die beiden versäumen es nicht, auf den Einsatz jener städtischen Einsatzgruppe hinzuweisen, die versuchen, die Häuser leerzuziehen und in städtischen Besitz zu überführen. „Wie oft hat das denn schon geklappt?“, fragt Steinmeier. „Einmal“, antwortet Link. Steinmeier: „Einmal?“