“Wie gehören Weihnachtslieder zu Ihrem Leben?“ hatten wir gefragt. Die Antworten unserer Leser waren beeindruckend. Hier eine Auswahl.

Weihnachtslieder haben einen herausragenden Stellenwert im Alltag. Sie sind biographische Landmarken. Sie sorgen für den Zusammenhalt in der Familie, im Freundeskreis oder in der Gemeinde. Sie erzeugen Glücksgefühle. Und sie sind das, was bleibt, wenn Krankheiten wie Demenz die Erinnerung an alles andere längst aufgezehrt haben.

Auch interessant

Diese unerwarteten Aussagen ergeben sich aus der Auswertung der Umfrage unseres Liederprojektes.„Schreiben Sie uns, ob und wie Weihnachtslieder zu Ihrem Leben gehören“, haben wir gefragt. Die gewaltige Resonanz auf diesen Aufruf hat uns selbst überrascht. Dass das Singen von Weihnachtsliedern in einer Zeit, in der sogar das Christfest zusehends kommerzialisiert wird, weiterhin unverzichtbar scheint, geht zu Herzen.

Ebenfalls berührend sind die unterschiedlichen Anlässe, zu denen „O du fröhliche“ & Co. angestimmt werden.Viele Teilnehmer unserer Umfrage singen im Chor oder sind ehrenamtlich aktiv. Überhaupt ist die Kirche der Ort, an dem Weihnachtslieder in der Seele lange nachhallen. Im Familienkreis hingegen stiften Weihnachtslieder Gemeinschaft und Geborgenheit. Zur Bescherung gehören sie einfach dazu. Viele Familien haben ihre eigenen Bräuche entwickelt, die sie an ihre Kinder weitergeben.

  • "Nach dem Abendessen an Heiligabend wurden bei uns schon immer Weihnachtslieder gesungen, damit das Christkind die verschlossene Tür zum Wohnzimmer öffnet und es endlich die Bescherung gibt. Diese Tradition hat sich bis heute gehalten. Aber nicht nur in der Familie singe ich Weihnachtslieder. Ich leite einen sehr multikulturellen Kinderchor. Viele dieser Kinder singen zu Hause überhaupt nicht. Deswegen versuche ich, ihnen die Freude gerade an Weihnachtsliedern weiterzugeben." Stephanie Fischotter, Hagen
  • "Wir sind sieben Familien mit Kindern. Seit 2001 treffen wir uns in der Adventszeit in wechselnder Besetzung und stimmen uns auf Weihnachten ein. Wir fangen mit einem Lied an, und dann werden Liedvorschläge aufgenommen und teilweise mehrstimmig gesungen. Dieses lockere, ungezwungene Zusammentreffen tut uns allen sehr gut. Die Zeit vergeht wie im Flug, und trotzdem werden wir alle entschleunigt." Emanuele Strick, Brilon
  • "Ich höre und singe eigentlich am liebsten mit meiner dreijährigen Tochter Weihnachtslieder. Da kann es passieren, dass wir zum Einkaufen gehen, im Auto sitzen, beim Essen sitzen oder spielen. Wir fangen einfach an zu singen und haben unseren Spaß dabei. Ich hoffe, dass das noch lange so bleiben wird." Alexandra Gerres, Iserlohn
  • "Bei uns in der Familie wurde an jedem Adventssonntag gesungen, beim so genannten Dämmerstündchen. Das habe ich später mit meinen Kindern genauso gehalten." Barbara Korte, Hagen
  • "Pünktlich zum Advent stimmen wir Weihnachtslieder an. Jeden Abend vor dem Schlafengehen standen wir mit unseren Kindern unter dem Adventskranz und haben Weihnachtslieder gesungen; es war wunderschön und wir denken gern daran zurück. Nunmehr haben unsere Kinder diese Tradition aufgegriffen." Angelika und Joachim Hees, Hagen

Doch nicht nur vor der Bescherung kommen Weihnachtslieder zu Ehren. Unsere Leser haben eine Vielzahl von Anlässen genannt, bei denen es sich gut singen lässt: beim Autofahren, Plätzchenbacken, Putzen, Spazierengehen, auf der Terrasse, schon morgens im Badezimmer, auf der Arbeit und sogar Heiligabend ganz in Ruhe alleine unter dem Baum, wenn alle im Bett sind.

  • "Insbesondere Weihnachtslieder sind für mich Erinnerungen mit Wohlbehagen an die Kindheit. Und die singe ich automatisch. Als heute morgen Schnee auf den Dächern lag, sang ich für mich alleine „Leise rieselt der Schnee“." Carolina Maria Diskakis, Hagen
  • "In der Kirche an einem Weihnachtsmorgen mit Orgelbegleitung das „O du fröhliche“, das ist mit der vorhandenen Akustik etwas ganz Erhabenes. „Stille Nacht“ ganz gern im engsten Familienkreis oder in unserem Männergesangverein MGV 1891 Girkhausen bei öffentlichen Auftritten. Beide Lieder summe ich oder singe ich auch lautstark in meinem Pkw bei Überlandfahrten." Heinrich Nölling, Bad Berleburg-Girkhausen
  • "Vor zwei Jahren, als das Wetter zu Heiligabend so mild und schön war, haben wir mit geschmücktem Minibäumchen und Spritzgebäck auf der Terrasse gesessen und Weihnachtslieder gesummt." Petra Lüttecke, Attendorn
  • "Egal, was ich gerade tue, ich singe laut, leise oder summe den ganzen Dezember über alle mir bekannten Lieder. Am liebsten singe ich, wenn ich in der Natur spazieren gehe – ob mich einer hört oder nicht. Das ist meine Einstimmung auf Weihnachten." Heidi Wilcke, Gevelsberg

Ältere Leser erinnern sich an Weihnachtslieder vor allem im Zusammenhang mit Flucht, Vertreibung und den Notjahren der Kriegs- und Nachkriegszeit. Heute werden Weihnachtslieder in der Betreuung von Demenzkranken immer wichtiger.

  • "Besonders berührend finde ich das gemeinsame Singen im Seniorenzentrum, wo ich mit Demenzkranken arbeite. Manche können sich nicht mehr mitteilen. Aber Musik erreicht alle Menschen. Die Augen leuchten, und es wird mitgesungen. Die Texte der Weihnachtslieder und die Melodien sind nicht vergessen. Das ist ganz wunderbar." Janina Hofmann, Bad Laasphe-Feudingen

Weihnachtslieder sind tröstlich und beständig. Die meisten von ihnen werden seit Jahrhunderten angestimmt. Wenn heute Eltern ihren Jungen und Mädchen „Zu Bethlehem geboren“ vorsingen, besteht Hoffnung, dass die Kinder dieses Erbe an ihren eigenen Nachwuchs weitergeben. So kommen Weihnachtslieder tief aus unserer Geschichte und reichen weit über uns hinaus in die Zukunft.