Hagen. . Singen Sie mit! Unser Liederprojekt stellt die Musik der Engel vor. Warum die so schön ist, erfahren Sie hier.

In unserem crossmedialen Liederprojekt stellen wir Ihnen bis zum Heiligen Abend jeden Tag ein Stück Himmelsmusik vor und laden Sie ein, mitzusingen. Im Internet finden Sie jeweils das Notenblatt zum Herunterladen oder Ausdrucken und dazu Audiodateien. Wer bei unserer Aktion mitmacht, kann zudem wertvolle Preise gewinnen.

>>> UNSER LIED DES TAGES:

Die Idee von der Sinfonie des Himmels ist uralt. Dahinter steckt eine tief verwurzelte Sehnsucht, die Grenzen zwischen der irdischen Mühsal und dem Reich der Herrlichkeit dort oben wenigstens für einen Augenblick überwinden zu können. Im Weihnachtslied wird dieser Wunsch Wirklichkeit. Denn hier hört die Gemeinde nicht nur dem Chor der Engel zu, sie singt selber mit den himmlischen Heerscharen.

Seit über tausend Jahren erzählen Komponisten die Weihnachtsgeschichte in Klängen. Alle Situationen und handelnden Personen an der Krippe erhalten ihre eigenen Töne: Es gibt Wiegenlieder mit ihren archaischen „Eia“- und „Susani“-Rufen und Hirtenlieder mit fröhlich-eilenden Melodien. Doch auch die Engel stehen im Mittelpunkt, und gerade ihre Gesänge sind nicht ohne Grund häufig in Kriegs- und Umbruchzeiten entstanden. Gleichzeitig lassen sich typische Situationen beobachten.

Die Engel verkünden den Hirten die frohe Botschaft

"Der Heiland ist geboren" schwingt sich zum Jubel auf

Gleich zwei Regionen machen sich die Urheberschaft des Liedes „Der Heiland ist geboren“ streitig: Oberösterreich und Schlesien.

Erstmals nachgewiesen wurde das Lied 1638 durch einen Flugblattdruck aus Innsbruck, allerdings mit anderer Melodie. Die heute verwendete Melodie ist seit etwa 1780 durch eine Handschrift aus dem Kloster Weyarn überliefert.

In der schlesischen Grafschaft Glatz, die in Liederbüchern oft als Herkunft des Textes angegeben wird, ist das Lied dagegen erst ab 1911 mit etwas umgeformtem Text nachweisbar. Wir drucken in unserem Notenblatt die Strophen 2 bis 4 aus der Glatzer Fassung ab.

Besonders auffällig an „Der Heiland ist geboren“ ist die Melodie, die sich auf dem Wort „geboren“ in einem überaus jubelnden Sprung über das Intervall einer ganzen Oktave aufschwingt.

Martin Luther lässt den Verkündigungsengel in „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (1539) in der „Ich“-Form singen. Das ist geradezu revolutionär. Wer sich die Noten des Chorals ansieht, stellt fest, dass Luther eine Fanfaren-Melodie verwendet und damit auf das Motiv des Tubaengels oder Posaunen-Engels anspielt, wie er bis heute als Christbaumschmuck gebräuchlich ist. Mit einer Tuba ausgestattete Engelsherolde finden sich seit alters her an den Pfeilern oder als Außenfiguren von Kirchen. Mit dem Begriff „Tuba“ ist zunächst das Widderhorn des alten Testamentes gemeint und seit dem 11. Jahrhundert die Busine, die Signaltrompete mit ihrer langen geraden Form.

Das himmlische Orchester und seine Instrumente

Gleich ein ganzes Orchester führt „Vom Himmel hoch, o Engel, kommt“ ins Feld, um den Menschensohn in den Schlaf zu singen. Dabei handelt es sich um eine Mischform aus Wiegenlied und Engelschoral. Der Jesuit Friedrich Spee (1591–1635) hat den Text verfasst und der alten Paderborner Weise „Puer natus in Bethlehem“ unterlegt.

Friedrich Spee, Kirchenlieddichter und Kritiker der Hexenprozesse, kann gar nicht damit aufhören, die Instrumente der himmlischen Heerscharen aufzulisten: Singen und klingen sollen die Engel, pfeifen und tromben, dazu Lauten, Harfen, Geigen und die Orgel mitbringen. Das Lied entstand in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648), und man kann sich gut vorstellen, wie die leidgeprüften Menschen in Westfalen und im Rheinland mitten im dunklen Winter mit dieser Engelssinfonie gegen ihre Angst ansingen.

Die Engel lobpreisen Gott in unendlichen Chören

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Das Gloria der Engel ist natürlich besonders reizvoll für Komponisten. Eine Note alleine reicht längst nicht aus, um den Höchsten zu lobpreisen, also werden auf das „o“ in Gloria so viele verschiedene Töne gepackt, wie es nur geht. Den Rekord hält „Les anges dans nos campagnes“, das in Deutschland je nach Konfession in mehreren Übersetzungen populär ist, als „Hört der Engel helle Lieder“ oder „Engel auf den Feldern singen“. Ganze 18 Töne machen aus diesem Gloria-Ruf den schönsten denkbaren weihnachtlichen Ausbruch jubelnder Freude - und sind hart an der Grenze dessen, was ein Laiensänger gerade noch schafft, ohne Luft zu holen.

Komponist und Textdichter des französischen Volksliedes sind unbekannt. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert aus der Region Languedoc. Seit 1800 wird es in England als „Angels, from the realms of glory“ angestimmt, es gibt weitere Übersetzungen in viele Sprachen. Ob in Deutschland, England oder Spanien, die Gloria-Sänger kennen den französischen Ursprung meistens nicht, sondern sind überall der festen Überzeugung, dass es sich um ein Lied in ihrer Muttersprache handelt.

Und damit ist ein weiteres Phänomen der Weihnachtslieder angesprochen: Sie überwinden Grenzen. Die Friedensbotschaft der Engel ist international.

>>> GEWINNSPIEL: Wir verlosen fünf wertvolle Liederbücher

  • Singen Sie auch so gerne Weihnachtslieder? Bei welchen Gelegenheiten stimmen Sie „O du fröhliche“ oder „Stille Nacht“ an? Im Familienkreis? Im Kindergarten? Auf der Weihnachtsfeier? Oder in der Kirche?
  • Schreiben Sie uns, ob und wie Weihnachtslieder zu ihrem Leben gehören!
  • Unter den Teilnehmern verlosen wir fünf Exemplare des neuen Buchs „Die schönsten Lieder“ aus dem Carus-Verlag (49 Euro). Der von Frank Walka illustrierte Schmuckband enthält 166 Lieder aus sieben Jahrhunderten.
  • Einsendungen bis zum 9. Dezember 2017 an kultur@westfalenpost.de
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