Hagen. . Der Signalkrebs aus Amerika droht seine europäischen Artgenossen zu verdrängen. Wie man in Südwestfalen die hiesigen Edelkrebse retten will.
- Signalkrebs aus Amerika breitet sich in heimischen Gewässern aus
- Als Überträger der Krebspest bedroht er einheimische Arten
- Experte erklärt, wie hiesige Krebse gerettet werden sollen
Sie krebsen nicht herum. Im Gegenteil, die amerikanischen Einwanderer sind weiter auf dem Vormarsch – und bedrohen ihre europäischen Artgenossen. Deshalb kämpft man in Südwestfalen vielerorts darum, die heimischen Edel- vor den eingewanderten Signalkrebsen zu retten. Denn letztere übertragen die Krebspest, eine Pilzerkrankung, gegen die sie selbst immun sind, die aber für die heimischen Tiere tödlich ist.
Nicht überall allerdings geht man gegen die Neuen mit so Aufsehen erregenden Maßnahmen vor wie in Brilon-Madfeld. Nachdem im dortigen Wolfgangsee einzelne Signalkrebse gesichtet worden sind, soll der Baggersee, ein beliebtes Ausflugsziel, nun vorübergehend verfüllt werden, um die Population auszurotten.
Trinkwasser in Gefahr
Die Sorge ist groß, dass die Signalkrebse auf der Suche nach neuen Revieren den Wolfgangsee verlassen, in den nächsten Bach wandern und so bis in die Aabachtalsperre im Kreis Paderborn gelangen, wo die größte Edelkrebspopulation Nordrhein-Westfalens lebt. Wenn die Signalkrebse dort ihre heimischen Verwandten mit der Pest ansteckten, würde die gefährdete Art weiter dezimiert.
Rechtliche Bestimmungen und Hinweise zu Flusskrebsen
Hunderttausende Kadaver dümpelten in der Talsperre und die Trinkwasserversorgung für 250 000 Menschen in den Kreisen Soest, Paderborn, Güterslohn und Warendorf wäre in Gefahr. Die Kosten für den Kampf gegen die Invasoren von 100 000 Euro werden aus EU-Fördergeldern, Mitteln des Hochsauerlandkreises und vom Wasserverband Aabachtalsperre getragen.
Kaum noch aufzuhalten sind die Signalkrebse in der Ennepe. Vor langer Zeit habe es auch dort noch Edelkrebse gegeben, erzählt Wolfgang Schweer vom Angel- und Gewässerschutzverein Ennepe. Er hat sich vom Edelkrebs-Projekt NRW zum Kartierer ausbilden lassen, geht nachts mit Taschenlampe oder Reusen auf die Suche nach den Tieren, um so zur Erhaltung der Art beizutragen.
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Mittlerweile seien die heimischen Tiere durch die von den amerikanischen Krebsen übertragene Krebspest so gut wie ausgestorben – bis auf eine Stelle weit den Flusslauf hinauf, zu der die Signalkrebse nicht vorgedrungen sind. Noch nicht.
Wehre können Signalkrebse aufhalten
Denn die Europäische Wasserrahmenrichtlinie sieht vor, dass die Gewässer durchgängig gemacht werden und Hindernisse, wie zum Beispiel Wehre ab- oder umgebaut werden müssen. Diese Hürden können Signalkrebse nicht oder nur schwer überwinden, verschwinden die Wehre, wandern die Tiere weiter den Flusslauf hinauf, fürchtet Wolfgang Schweer.
Ohne zusätzliche Hürden sieht auch Achim Wickel seine Arbeit in Gefahr. In Bad Laasphe-Feudingen hat er die europäischen Edelkrebse wieder angesiedelt, mittlerweile leben sie dort in vier Teichen: „Sie fühlen sich pudelwohl.“
Doch die Gefahr lauert in der Lahn, nur weniger Kilometer entfernt. Von dort könnten die Signalkrebse über den Dernbach bis zu den Teichen gelangen. Nun hofft Wickel, dass für den Dernbach eine Ausnahme von der EU-Richtlinie gemacht wird.
Aquarianer setzen Signalkrebse in Gewässern aus
Doch selbst dann ist die Gefahr nicht gebannt. Denn oft sind es Menschen, die die Signalkrebse weitertragen. Die Tiere, die für wenige Euro im Handel zu kaufen sind, werden auch gern im Aquarium gehalten, berichtet Achim Wickel. „Wenn die Halter von den Tiere genug haben, setzen sie sie aus.“
Ist der Signalkrebs erst einmal da, dann wird man ihn kaum noch los – außer vielleicht durch Zuschütten eines Teiches wie in Brilon-Madfeld. Wenn solche Maßnahmen nicht möglich sind, könne sich die Population so stark entwickeln, dass das auch Auswirkungen auf andere Tiere wie kleine Fische habe, warnt Harald Groß vom Edelkrebsprojekt NRW. „Man kann nur noch über die Nutzung herangehen, also die Krebse herausfangen.“ Und dann? „Essen“, sagt Harald Groß. Die Tiere gelten als äußerst schmackhaft.