Roboter "Pepper" – Der neue Begleiter im Altenheim
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Siegen. . Die Uni Siegen bereitet einen Roboter auf den Einsatz im Altenheim vor. Er soll aber keine Pflegekräfte ersetzen – sondern sie unterstützen.
Die Uni Siegen bereitet einen Roboter auf den Einsatz im Altenheim vor
Der Ersatz von menschlichen Pflegekräften durch Maschinen ist nicht geplant
In Japan ist die Entwicklung schon erheblich weiter
„Hallo Pepper“, sagt der Mensch. „Hallo Mensch“, antwortet Pepper und schaut nett mit seinem Kindchen-Gesicht. Pepper heißt der Roboter, den Experten der Uni Siegen gerade fit machen für einen Einsatz im Altenheim.
Der Roboter
Pepper wurde in Frankreich entwickelt, von der Firma, die auch Klein-Roboter Nao entwickelt hat. Pepper ist kindgroß, kann hören, sehen, sprechen und sich bewegen. In Japan ist er seit 2014 auf dem Markt, ein Konsortium aus einer japanischen Telekommunikationsfirma, einem taiwanesischen Elektronikproduzenten, dem chinesischen Handelsriesen Alibaba und IBM will ihn für die Massenproduktion weiter entwickeln. Bislang wird Pepper vor allem zur Verkaufsförderung eingesetzt, begrüßt Kunden im Nespresso-Shop oder führt erste Kundengespräche.
Roboter Pepper soll Senioren helfen
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Das Altenheim
Die Uni Siegen arbeitet schon länger mit dem Marienheim in Siegen-Weidenau zusammen. Pepper hat sich dort vorgestellt. Die Pflegekräfte waren begeistert, die Bewohner skeptisch. Anfangs. „Nach ein paar Minuten war das Eis gebrochen“, erzählt Projektleiter Dr. Rainer Wieching vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und neue Medien. „Die Senioren merken schnell, dass sie Spaß mit Pepper haben können.“ Pepper rät das Alter seines Gegenübers (manchmal nicht so gut). Pepper tanzt. Pepper musiziert. Er zaubert („Hast Du den unsichtbaren Vogel gesehen, der aus meiner Hand kam?“) und führt Pantomimen vor, die erraten werden müssen. Er kann Tai Chi und Ghetto-Faust. Wenn man ihm über den Kopf streicht, ertönt ein gluckerndes Lachen oder er sagt: „Ich fühle mich wie eine Katze.“
Pepper ist kein Pflegeroboter. Er gehört eher in die Abteilung Unterhaltungselektronik. Als „Begleiter“ sieht ihn Rainer Wieching. Er soll Wartezeiten abwechslungsreicher gestalten und Freiräume füllen mit kleinen Spielen. Das war der Wunsch im Pflegeheim. Studenten hatten dort nachgefragt. Und wie der Roboter sich entwickeln wird, hängt auch von den Bedürfnissen der Bewohner und der Beschäftigten ab. „Pepper ist ein Gefäß, das mit vielem befüllbar ist“, erklärt Wieching. Er funktioniert mit dem Internet, über die Cloud kann man mit ihn mit allen möglichen Diensten koppeln. Die Vorstellung der Wissenschaftler: „Anwender entwickeln Programme, die man in einem App-Store laden kann. Ziel ist, dass die Pflegekräfte Pepper Aufgaben zuweisen können, ohne programmieren zu müssen.“
Die Universität
Die Siegener Wissenschaftler müssen Pepper, der sich bislang japanisch und englisch verständigt hat, auf die deutsche Sprache umprogrammieren. Der Einsatz technischer Medien in Wohnungen und besonders für Senioren wurde schon in vielen Forschungsprojekten untersucht. Daran wird der Roboter-Einsatz anknüpfen. Künftig soll Pepper Senioren dazu motivieren, körperliche Übungen zur Prävention von Stürzen zu machen, er soll die Bewohner aktiv ansprechen, Übungen erklären und positives Feedback geben. Das kann individuell geschehen, weil die Technik prinzipiell in der Lage ist, Personen und ihre Befindlichkeit zu erkennen. „Wir sind nach zwei Monaten noch am Anfang“, sagt Wieching. „Bis zum Einsatz wird es ein bis zwei Jahre dauern.“ Die Siegener Wissenschaftler kooperieren mit der Fachhochschule Kiel und der Waseda Universität in Tokio.
„In Japan werden bereits Pflegeroboter eingesetzt“, berichtet Rainer Wieching. Das habe zwei Gründe. Einen kulturellen: „In der japanischen Philosophie können auch Dinge oder Steine eine Seele haben. Deshalb gibt es weniger Vorbehalte.“ Und einen demografischen: „Die Überalterung ist in Japan weiter fortgeschritten.“ Dies werde in China (Ein-Kind-Politik) und in einigen Schwellenländern noch dramatisch. Wieching kann sich bei uns aber keinen Ersatz von Pflegekräften durch Roboter vorstellen: „Roboter und Menschen sollen zusammenarbeiten.“ Künftig werde es dabei nicht nur um Programmierung gehen, sondern um ethische, rechtliche und soziale Fragestellungen. Ganz so abwegig erscheine eine Roboter-Pflege aber nicht allen: „Laut Umfragen würden sich manche Menschen lieber von Maschinen betreuen lassen als von fremden Menschen.“
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