Berlar. . Tonnenweise Klärschlamm aus dem Hennesee soll nach Velmede abgefahren werden. Tierschützer sind in Sorge. Doch jetzt schöpfen sie Hoffnung.

  • Klärschlamm aus dem Hennesee soll nach Velmede gebracht werden
  • Ortstermin am Kahlen Kopf lässt Naturschützer hoffen
  • Kein Fotobeweis für seltene Geburtshelferkröte

Naturschützer sorgen sich um geschützte Amphibien, die im Bereich des Kahlen Kopfes in Velmede leben könnten. Denn: Dort sollen noch in diesem Monat Bereiche mit tonnenweise Klärschlamm aus dem Hennesee zugeschüttet werden. Einen kleinen Funken Hoffnung setzen die Naturschützer jetzt in einen Ortstermin, der am Dienstag stattfinden soll. Johannes Schröder, Vorsitzender des Naturschutzbeirates, trifft sich dann mit Vertretern der Unteren Naturschutzbehörde, um zu besprechen, ob es eine Lösung gibt.

Streng geschützte Geburtshelferkröte

Die betroffenen Teiche im Gebiet am Kahlen Kopf sind bereits trocken gelegt worden, aber es gebe wohl noch verschiedene Wasserflächen, die als Laichmöglichkeit der vorkommenden Amphibien genutzt werden. So sieht es zumindest Heinz Bökamp, von der Arbeitsgemeinschaft Natur, Umwelt und Kultur. Er dokumentierte bei einem Besuch die dortigen artgeschützten Tiere, wie zum Beispiel den Bergmolch. Er vermutet außerdem, dass die streng geschützte Geburtshelferkröte dort lebt. Einen Bildbeweis gibt es für die Anwesenheit der Kröte aber noch nicht. „Die Naturschutzbehörde war hier und sagt, es gibt kein Tiervorkommen, aber das ist ein Irrtum“, ist Bökamp überzeugt.

Auch Diplom-Biologe Christian Huber von der Abteilung Flussgebietsmanagement im Ruhrverband schaute sich den Platz für die Projektplanung seinerzeit an. Auch er sah keine Tiere vor Ort, aber er erkannte damals, dass das Potenzial für einen Lebensraum gegeben ist. Er riet daraufhin, dass die vernässten Flächen bestehen bleiben und nicht der ganze zur Verfügung stehende Bereich am Kahlen Kopf mit Sediment zugeschüttet wird. So könnten die Laichgewässer bestehen bleiben.

Huber zweifelt nicht an der Richtigkeit von Bökamps Aussage. Sollten die Amphibien tatsächlich dort leben, hätte dieser Kenntnisstand laut Huber bei der Planung der Sedimentablagerung in Bestwig stärker berücksichtigt werden können.

Erkenntnisse berücksichtigen

„Die neuen Erkenntnisse müssen berücksichtigt werden und dem müssen wir nachgehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mit dem Projekt gestartet wird, das wäre ein Verfahrensfehler“, sagt Johannes Schröder vom Naturschutzbeirat. Es werde sicher eine einvernehmliche Lösung geben, hofft er. Einen konkreten Plan gebe es zwar noch nicht, aber er könne sich vorstellen, dass Ersatzleichgewässer angelegt werden, in denen dann die Amphibien leben können. Diese Aufgabe käme der Unteren Naturschutzbehörde zu. Sie muss das Projekt genehmigen und kann gegebenenfalls Auflagen bestimmen, wie zum Beispiel, dass der Schutz der Tiere gewährleistet sein muss.

Das Problem: Das Vorhaben ist bereits seit dem 25. April durch die Behörde genehmigt, weil sie immer davon ausgegangen ist, dass sich keine planungsrelevanten Tierarten in dem Bereich des Kahlen Kopfes befinden. Wie Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises, sagt, gab es mehrere Prüfungen durch die Untere Naturschutzbehörde inklusive Dokumentation. Jedes Mal seien keine geschützten Arten entdeckt worden. Geplant sei bislang lediglich, Johannes Schröder bei dem Ortstermin am kommenden Dienstag auf den aktuellen Stand des Projektes zu bringen, so Reuther.

4500 Lkw-Ladung sind erforderlich

Sedimente behindern derzeit den Zulauf der Hennetalsperre, daher soll Ende Mai der Schlamm aus dem Vorbecken des Hennesees ausgebaggert und an einen anderen Ort transportiert werden. Mehr als 4500 Lkw-Ladungen kommen dabei zusammen.

Das Projekt geriet schon vor wenigen Wochen in den Fokus, als der Verein für Umwelt- und Naturschutz die Kreisverwaltung aufforderte, dass sich die fünf Windräder in Berlar tagsüber nicht mehr drehen sollten. Grund dafür sei ein Schwarzstorchpaar, das in Berlar brütet. Es suche sich nach Feststellung der Naturschützer seine Nahrung im Bereich des Kahlen Kopfes. Durch die Deponie würde der Storch eine Nahrungsquelle verlieren, so dass er neue Quellen nahe des Windparks aufsuchen müsse. Das könne für ihn schnell lebensgefährlich werden.

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