Siegen. . Eine Fakultät für Lebenswissenschaft soll mit Bonn, Mainz und Rotterdam kooperieren. Reformstudiengang setzt auf mobile regionale Versorgung.

  • Ein Wissensmanager organisiert die Fakultät für Lebenswissenschaft
  • Kooperation mit Bonn, Mainz und Rotterdam und den Siegener Kliniken
  • Es geht um eine mobile, regionale Versorgung. Digitalisierung ist wichtig

Wie soll das gehen: ein Medizinstudium in Siegen, wenn das NRW-Wissenschaftsministerium die Einrichtung einer zusätzlichen medizinischen Fakultät klar ablehnt? Das Konzept dazu hat die Universität auf der CDU-Veranstaltung in Wenden jetzt erstmals öffentlich im Detail vorgestellt. Das Szenario sieht Kooperationen mit anderen Universitäten vor und könnte als Versuchsmodell für fünf Jahre bereits im Jahr 2018 starten.

Der Manager

Dr. Olaf Gaus, der den Stand der Dinge erläuterte, ist seit September 2016 als Leitender Wissenschaftsmanager im Rektorat der Uni Siegen tätig. Der Aufbau einer Lebenswissenschaftlichen Fakultät ist sein Hauptprojekt.

Die Fakultät

Die Fakultät soll neben Medizin noch Medizintechnik und -informatik enthalten, Psychologie, Soziologie und Ökonomie, Gesundheitswissenschaften inklusive Pflege. Das alles soll dem Ziel einer regionalen mobilen medizinischen Versorgung dienen. Eine besondere Rolle wird dabei die Digitalisierung spielen.

Die Partner

Die Uni Siegen arbeitet dabei mit den vier Siegener Krankenhäusern zusammen, die schon heute als Lehrkliniken dienen. 25 Studenten der Uni Mainz, die nicht genug Plätze am eigenen Uni-Klinikum hat, könnten ihr Klinikum an Siegener Krankenhäusern absolvieren. Die Uni Bonn ist als Hauptpartner des geplanten Angebots vorgesehen. Das NRW-Wissenschaftsministerium will Bonn 25 zusätzliche Medizin-Studenten bewilligen, die ihre klinische Ausbildung und ihr praktisches Jahr in Siegen machen sollen.

Auch interessant

Inhaltlich soll sich das Siegener Medizinstudium am Erasmus University Medical Center Rotterdam orientieren. Das heißt: integrierte Kurse nach Themen, Konfrontation mit konkreten Erkrankungen von Anfang an, Training zum Mediziner als Teamplayer. Es ist ein Austausch von Studenten und forschenden Wissenschaftlern mit Rotterdam vorgesehen. Eventuell soll es einen gemeinsamen Master-Studiengang geben. Absolventen könnten in ganz Europa als Spezialisten für digitale Medizin arbeiten.

Der Zeitplan

Wenn die Universitätsgremien zustimmen, könnte die Gründung der Fakultät bereits im Sommer erfolgen. Die Verhandlungen über die Kooperation mit der Uni Bonn laufen noch, könnten aber auch im Sommer abgeschlossen sein. Dann befindet das Wissenschaftsministerium abschließend, ob der experimentelle Reformstudiengang bewilligt werden kann. Unter optimalen Voraussetzungen – ein Unsicherheitsfaktor ist die Landtagswahl – könnte auch das im Sommer erfolgen. Vom genauen Zuschnitt der Kooperation hängt der mögliche Starttermin ab; angestrebt ist: so schnell wie möglich. Grundsätzlich könnte es im Wintersemester 2018/19 losgehen.

Die Erwartungen

Die Hoffnung ist natürlich, dass das befristete Experiment verlängert wird und Schule macht: Probleme mit der ärztlichen Versorgung gibt es in vielen ländlichen Regionen.