Wenden. . Peter Liese (CDU) lädt zur Diskussion über die landärztliche Versorgung in Südwestfalen und erklärt, weshalb er nicht mehr selbst praktiziert.

Ungesunde Luft. Der Saal im Restaurant Zeppenfeld in Wenden ist viel zu voll. Weil Gesundheit interessiert. Auf Kosten derselben? Das wäre übertrieben. Aber es sind deutlich mehr Besucher als erwartet zur Veranstaltung gekommen, zu der der Europaabgeordnete Peter Liese (CDU) eingeladen hat: „Landarzt dringend gesucht - Die Zukunft der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum - Optionen für Südwestfalen“.

Der Politiker

Liese startet. Er kennt als ehemaliger niedergelassener Kinderarzt die Probleme, wenn Ärzte – 40 Prozent in Südwestfalen sind älter als 60 Jahre – keine Nachfolger finden. Und er beantwortet gleich die Frage, warum er nicht Arzt im Sauerland geblieben ist, wenn die so knapp sind: „Weil der Ärztemangel im Europäischen Parlament noch größer ist.“

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Europa löse zwar einige Probleme – 42.604 ausländische Ärzte sind in Deutschland tätig, die meisten aus Rumänien – aber die fehlten zu Hause: „Das ist nicht der Austausch, den wir uns wünschen.“ Was dann? Studienplätze nicht nur in Ballungszentren, sondern in Siegen, eine Landarztquote und stetige Arbeit an der Attraktivität der Region. Und warum hat die Politik so spät reagiert? „Wir haben zu lange auf die puren Zahlen geschaut. Es gibt ja mehr Ärzte. Aber immer mehr arbeiten Teilzeit.“

Der Arzt

Hausarzt Stefan Spieren aus Wenden ist zornig. Es fehle überall an Wertschätzung für die Ärzte, an Arbeitsplätzen für Partner, an Kinderbetreuung. Mangelnde Deutschkenntnisse ausländischer Krankenhausärzte seien äußerst problematisch. Und die Skepsis angesichts der Telemedizin? „Vielleicht sind Sie in fünf Jahren froh, wenn Sie an einer Videosprechstunde teilnehmen können.“ Kollegen beschwerten sich über zu viel Bürokratie und vorgegebene Budgets, die den Verdienst schmälerten.

Der Nachwuchs

Gordina Cremer (26) ist Assistenzärztin in Attendorn. Sie stammt aus Finnentrop-Rönkhausen. Sie hätte sich zu Studienbeginn nicht als Landärztin verpflichtet: „Man weiß nicht, wie sich das persönliche Leben entwickelt.“ Was mehr Ärzte aufs Land locken könnte? „Praktika. Kleine Kliniken können attraktiv sein.“ Als Hauptproblem sieht sie das Auswahlverfahren: „Ein 1,0-Abitur ist kein geeignetes Kriterium.“ Unis müssten sich mehr Mühe mit dem Auswahlverfahren geben.