Warstein. . NRW-Verkehrsminister Groschek und Hamburgs Verkehrssenator Horch werben für mehr Güterverkehr auf der Schiene. Warsteiner zeigt, wie es geht.

Mehr Güter auf die Schiene, darüber redet die Politik bereits seit mehr als 50 Jahren - und wird nicht müde. Gestern Abend erst wieder in der wunderbaren „Warsteiner Welt“, dem Besucherzentrum der Traditionsbrauerei im Sauerland.

Das lange Warten...

Dorthin, ins „Hinterland NRW“, hatte die Hamburger Hafen Marketinggesellschaft eingeladen. Eine Vielzahl von Logistik- und Verkehrsexperten kamen, und mit dem Hamburger Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) und NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) auch Spitzen der Landespolitik. Es galt den Startschuss zu geben für das Projekt „Hamburg-NRWplus“.

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Das Ziel: Enge Kooperation, um mehr Güter auf Schiene und (Binnen-)Schiff zu bringen. Schon vor 50 Jahren habe sein Genosse Georg Leber als Bundesverkehrsminister erkannt, dass mehr Güter auf die Schiene müssten, erinnert Groschek: „Seitdem warten wir und warten...“

Eigener Containerbahnhof seit 2005

Die Warsteiner-Brauerei schon längst nicht mehr. Albert Cramer, 2012 verstorbener Brauerei-Inhaber, verließ sich in den 1990er Jahren nicht auf Verkehrswegepläne mit Umsetzungsdaten in ferner Zukunft. Für die im Export enorm starke Brauerei wünschte Cramer einen Gleisanschluss, um verlässlich das Pils in alle Welt versenden zu können. Nicht einfach. Und billig schon gar nicht. Von Cramers Idee im Jahr 1993 bis zur Abfahrt des ersten mit Warsteiner Bier beladenen Zugs im Jahr 2005 verging scheinbar eine Ewigkeit. Andererseits: Mit Blick auf Minister Lebers Worte, ging es flott. Es kostete 30 Millionen Euro, den Schienenanschluss herzustellen und einen Containerbahnhof vor die Tür der Brauerei zu pflanzen. Dennoch keine Schnapsidee. Eine Überzeugungstat, wie Warsteiner-Technikdirektor Ulrich Brendel betont.

Verdoppelung der Containerzahl zum Hamburger Hafen

Warsteiner Brauerei Container.jpg

Seitdem werden von Warstein aus Container-Züge beladen, auch mit Waren anderer Firmen aus der Region. Sie werden nach Süden über München bis Verona, seit 2009 in die Hauptstadt Berlin und seit einem Jahr auch nach Hamburg zum Hafen geschickt - sonntags und mittwochs, Woche für Woche.

Politik kann nur appellieren

Der Warsteiner-Zug habe dazu beigetragen, dass sich die Zahl der Container aus NRW in Richtung Hamburger Hafen von 460 000 auf 480 000 erhöht habe, sagt Senator Horch. Dies sei beispielhaft, zukunftsweisend, lobt der Senator und nennt das Projektziel: „Eine Verdoppelung der Containertransporte bis 2030.“ Gewaltig, aber: „Die Politik kann nur Rahmenbedingungen verbessern“, erinnert der Hanseat. Ohne aktive Beteiligung der Unternehmen, die Bereitschaft, ihre Produkte nicht mehr im Stau auf der Autobahn stehen zu lassen, sondern zügig auf die Schiene zu geben - ohne die werde das Ziel so schnell nicht erreicht werden.

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek erinnert daran, wie zäh Umsetzungsprozesse in der Politk oft sind: Schon sein Genosse Bundesverkehrsminister Georg „Schorsch“ Leber habe vor 50 Jahren gefordert, dass mehr Güter auf die Schiene müssten. „Seitdem warten wir und warten...“

Die Crux: „Lkw sind viel zu preiswert, die Schiene viel zu teuer“, forderte der NRW-Minister eine Entlastung von der „Schienenmaut“. Von wem? Im Zweifel wohl vom Bundesverkehrsminister. Wann? Am besten noch vor Ende der Legislaturperiode (Groschek). Was für eine Maut er meint, dürfte der Warsteiner-Brauerei egal sein. Die Züge fahren einfach weiter.