Pyeongchang/Hagen. . Die 22-jährige Skeleton-Pilotin Jacqueline Lölling holte nach Europa- und Weltmeisterschaft nun auch den Gesamt-Weltcup.

  • Nach EM und WM holt Jacqueline Lölling nun auch den Gesamt-Weltcup
  • Das schaffte noch keine Frau zuvor - und die Brachbacherin ist erst 22 Jahre alt
  • Für Olympia 2018 gilt die Pilotin von der RSG Hochsauerland jetzt als große Favoritin

Als Jacqueline Lölling die Tür ihres Hotelzimmers hinter sich schloss, herrschte für einen Moment Ruhe. Zum ersten Mal seit einiger Zeit. Seit sie bäuchlings und mit dem Kopf voraus über die Ziellinie des Eiskanals im koreanischen Pyeongchang raste, um es genau zu benennen. Anschließend drehte sich in der Skeleton-Welt der Frauen fast alles nur noch um Lölling, die 22-jährige Pilotin der in Olsberg beheimateten RSG Hochsauerland, die aus Brachbach im Siegerland stammt.

Europameisterin und jüngste Weltmeisterin aller Zeiten war sie bereits vor der Abreise nach Südkorea. Wenn sie am Montag wieder in Deutschland eintrifft, ist Jacqueline Lölling außerdem Gewinnerin des Gesamt-Weltcups.

„Ich freue mich wahnsinnig, ich kann es nicht so richtig glauben“, sagte Lölling unmittelbar nach ihrem dritten Weltcup-Sieg. Mit 0,30 Sekunden Vorsprung hatte sie vor der Russin Elena Nikitina gewonnen und dabei im zweiten Lauf mit 52,75 Sekunden auch den Bahnrekord aufgestellt.

„Das war eine fahrerisch hervorragende Leistung“, lobte auch Bundestrainer Jens Müller seine Nummer 1 dieser Saison, die im oberen Teil der Bahn noch 44 Hundertstel Rückstand auf Nikitina gehabt hatte. Doch wie so oft in dieser Saison ließ Lölling ihrem verbesserten, aber weiterhin verhaltenen Start eine fast perfekte Fahrt folgen und profitierte zudem von ihrer enormen Geschwindigkeit im unteren Teil der Bahn. Sie selbst erkannte später noch Steigerungspotenzial: „Die Bahn ist anspruchsvoll, vor allem die Kurve neun, da habe ich heute gleich zweimal Probleme gehabt. Aber es macht Spaß.“

Weniger Spaß machte es der Siegerländerin allerdings, über ihre vermeintliche Favoritenrolle bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in Pyeongchang zu sprechen. Als Europameisterin, Weltmeisterin und Gesamtweltcup-Siegerin gehört die Bundespolizistin bei Olympia ebenso wie ihre Mannschaftskollegin Tina Hermann – Zweite im Gesamtweltcup, aber nur Neunte beim Weltcup-Rennen im „Alpensia Sliding Centre“ – automatisch zum Favoritenkreis. „Aber“, sagte Lölling, „auch die olympische Saison startet für alle bei Null.“

Ihr erstes Ziel sei es, „mich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, bevor ich mir weitergehende Gedanken mache“. Lölling weiß, dass ihrem fast kometenhaften Aufstieg in diesem Jahr – sie ist die erste Skeleton-Pilotin, der dieses Triple gelang – auch Ernüchterung folgen kann. Bundestrainer Jens Müller denkt hingegen positiv: „In dem Ausmaß haben wir mit ihren Erfolgen nicht gerechnet. Und wenn man bedenkt, dass sie erst 22 Jahre alt ist, ahnt man, was da noch kommen kann“, sagte er.

Augenzwinkernde Kampfansage

Die interne Konkurrenz machte, wenn auch augenzwinkernd, deshalb bereits in Pyeongchang eine Kampfansage: „Nächstes Jahr wird es schwierig, mich zu schlagen“, sagte Tina Hermann, der Lölling in diesem Winter den WM- und den Gesamtweltcup-Titel entriss. „Bei mir lief es in dieser Saison einfach und das macht Lust auf mehr“, konterte Jacqueline Lölling verbal. Sprach es – und stürzte sich erstmal wieder hinaus aus dem Hotelzimmer in den Trubel einer Triple-Siegerin. Und das hielt für Freitagabend Ortszeit erstmal eine intensive Siegesfeier bereit.