Siegen. . Das Museum für Gegenwartskunst in Siegen kann mit 23,5 Millionen Euro Versteigerungs-Erlös auf lange Sicht Werke der Rubenspreisträger sammeln.
- 23,5 Millionen Euro hat die Versteigerung von über 40 Bildern der Privatsammlung Lambrecht-Schadeberg ergeben
- Die Krombacher-Gesellschafterin unterstützt damit das Museum für Gegenwartskunst
- Dieses bürgerschaftliche Engagement ist beispiellos in der Kulturszene
Die internationale Kunstszene blickt derzeit mit Staunen und Bewunderung nach Siegen. Denn das kleine Museum für Gegenwartskunst mitten in der Provinz sozusagen muss sich keine Sorgen mehr um seinen Ankaufsetat für die kommenden Jahrzehnte machen. 23,5 Millionen Euro hat die Versteigerung der Privatsammlung der Krombacher-Gesellschafterin Barbara Lambrecht-Schadeberg bei Christie’s in London nun insgesamt erbracht. Damit ist der untere Schätzwert der 43 Bilder verdoppelt worden.
Genau definierter Zweck
Das Geld kommt dem Museum für Gegenwartskunst zugute, und zwar für einen genau definierten Zweck: Damit wird der Bestand der Sammlung der Rubenspreisträger der Stadt Siegen gesichert, und Werke der künftigen Rubenspreisträger können angekauft werden. Das ist eine Sensation in Zeiten, in denen selbst große Museen kaum noch Ankäufe tätigen können.
Auch für Christie’s war dieser Einsatz zugunsten eines Museums ungewöhnlich. „Frau Lambrecht-Schadeberg ist damit eine von wenigen, die so handelt“, sagt Jay Vincze, Leiter des Abendverkaufs.
Der wahre Wert der Kunst
Fast immer wird im Zusammenhang mit Kunstauktionen über Geld geredet, über Höchstpreise für Meisterwerke, die dann auf Nimmerwiedersehen in den Safes privater Sammler verschwinden. Deshalb ist das bürgerschaftliche Engagement, mit dem Barbara Lambrecht-Schadeberg die Kultur in ihrer Heimat zukunftsorientiert unterstützt, heutzutage singulär.
Der Siegerländerin geht es dabei um Werte, um die tiefe Überzeugung, dass Kunst und Kultur für alle Menschen lebensnotwendig sind und dass sie deshalb öffentlich zugänglich gemacht werden müssen. Das ist auch der wahre Wert der Kunst. Angesichts der bitteren Debatten über Kulturkürzungen in Zeiten knapper Kassen kann man sich nur wünschen, dass es mehr solcher vorbildlicher Persönlichkeiten gäbe.
„Besonders bedeutsam ist, dass hier Kunst verkauft wird, um andere Kunst zu ermöglichen, dass die Werke der Allgemeinheit zugänglich sind im Museum“, beschrieb Prof. Dr. Christian Spies den Wert des mäzenatischen Engagements. Der Frankfurter Kunsthistoriker ist Kurator der Sammlung Lambrecht-Schadeberg im Museum, die nicht mit der nun versteigerten Privatsammlung der 81-Jährigen verwechselt werden darf. Die Sammlung Lambrecht-Schadeberg entstand vor knapp 20 Jahren und ist mittlerweile auf einen Umfang von 200 Arbeiten angewachsen. Sie macht als Dauerleihgabe den Bestand des Museums aus.
Alle fünf Jahre vergibt die Stadt Siegen seit 1957 den Rubenspreis an herausragende zeitgenössische Künstler. Zu den Preisträgern gehören Emil Schumacher, Sigmar Polke, Antoni Tàpies und Cy Twombly. Im Juli erhält der Maler Niele Toroni den 13. Rubenspreis.
Die Werke von Künstlern dieses internationalen Kalibers sind für normale Museen kaum erschwinglich. Und doch kann das Museum für Gegenwartskunst in Siegen, das zu den Lieblingsprojekten der Kulturförderin Barbara Lambrecht-Schadeberg gehört, wichtige Arbeiten von ihnen sammeln und zeigen. Damit auf lange Sicht weitere Werke der Preisträger angekauft werden können, hat sich Lambrecht-Schadeberg von ihren privaten Lieblingsbildern getrennt. „Ich habe fünfzig Jahre mit den Werken gelebt. Nun freue ich mich, sie durch diese Auktion an nachfolgende Sammlergenerationen weiterzugeben und durch den Erlös die Zukunft der Sammlung der Rubenspreisträger im Museum für Gegenwartskunst Siegen zu sichern“, so Barbara Lambrecht-Schadeberg.
Soziales, Bildung und Kunst
Die 23,5 Millionen Euro fließen an die Peter Paul Rubens-Stiftung, die von der Mäzenin 1997 gegründet wurde und aus deren Erträgen sich das Museum trägt, das von der Kunsthistorikerin Dr. Eva Schmidt geleitet wird. Barbara Lambrecht-Schadeberg fördert nicht nur bildende Kunst. Eine ihrer Stiftungen unterstützt evangelische Schulen. 1999 war sie Mitgründerin einer Stiftung, die gemeinsam mit Bürgerschaft und Vereinen den Betrieb des Apollo-Theaters in Siegen ermöglicht. Mit dem Kreis Siegen-Wittgenstein rief sie 2006 eine weitere Stiftung zugunsten der Philharmonie Südwestfalen ins Leben.