Hochfilzen/Winterberg. . Laura Dahlmeier lag erschöpft im Schnee. Zuvor hatte sie der deutschen Biathlon-Staffel WM-Gold gesichert – und Maren Hammerschmidt jubelte mit.
- Athletin des SK Winterberg behält am Schießstand die Nerven
- Laura Dahlmeier krönt sich endgültig zur Biathlon-Königin
- Hammerschmidt am Sonntag vermutlich nur Zuschauerin
Sie nestelte eine gefühlte Ewigkeit an ihrem Gewehr herum. Eine Patrone hatte Maren Hammerschmidt bei ihrem Stehendschießen noch zum Nachladen zur Verfügung. Nur eine Patrone – die sie und die deutsche Damenstaffel bei der Biathlon-WM in Hochfilzen von einer Strafrunde trennte. Der Traum vom deutschen Staffel-Gold bei der Weltmeisterschaft in Österreich drohte ziemlich früh zu platzen. Doch Maren Hammerschmidt behielt die Nerven, steckte die verbliebene Patrone doch noch in das Patronenlager, zielte – und traf.
„Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich echt lange dafür gebraucht habe“, kommentierte die aus Winterberg stammende 27-Jährige diese Schlüsselszene des deutschen Staffelrennens wenig später schmunzelnd. Irgendwann war sie überhaupt kein Thema mehr. Denn angeführt von Schlussläuferin Laura Dahlmeier gewannen Vanessa Hinz, Maren Hammerschmidt und Franziska Hildebrand tatsächlich die Goldmedaille. 6,4 Sekunden betrug ihr Vorsprung nach 4x6 Kilometern und insgesamt neun Nachladern auf die zweitplatzierten Ukrainerinnen und 8,1 Sekunden auf die Französinnen auf dem dritten Platz.
Dahlmeier: Zehn Medaillen in Folge
„Es ist gigantisch, aber ich möchte herausheben, dass wir ein ganz tolles Team sind“, sagte Dahlmeier erschöpft in der ARD. Sie hatte zwar am Schießstand ebenfalls ein wenig geschwächelt, den Triumph am Ende aber doch perfekt gemacht – und sich damit endgültig zur neuen Biathlon-Königin gekrönt. Dahlmeier ist mit nun zehn WM-Medaillen nacheinander die erfolgreichste Seriensiegerin im Biathlon-Zirkus.
Dabei wird der letzte Akt der Dahlmeier-Festspiele in Tirol erst noch aufgeführt. Im Massenstart am Sonntag (11.30 Uhr/ARD und Eurosport) kann die 23-Jährige mit ihrem fünften Titel das schaffen, was im Biathlon-Sport noch niemals einer Frau oder einem Mann gelang. In einem Punkt ist Dahlmeier schon besser als Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner, die als beste Ausbeute dreimal Gold und zweimal Silber bei einer WM mitnehmen konnte.
Hammerschmidt steigert sich bei WM
Maren Hammerschmidt und Vanessa Hinz hievten ihre Teamkollegin daher auch unverzüglich auf ihre Schultern und trugen sie unter dem Jubel der deutschen Fans durch den Zielbereich. „Sie ist unser Joker und sehr wichtig“, hatte die Sauerländerin Hammerschmidt im Vorfeld über Dahlmeier gesagt und augenzwinkernd verraten, dass an der Wand im gemeinsamen Zimmer in Hochfilzen noch Platz für eine Medaille sei.
Während ihre Zimmerkollegin eine fast perfekte WM erlebt, haderte Hammerschmidt bis zum Einzelrennen am Mittwoch, das sie auf Platz sieben beendete, ein wenig mit ihrer Leistung. 55. im Sprint, 40. in der Verfolgung – das hatte sich die 27-jährige Athletin des SK Winterberg im Vorfeld doch etwas anders vorgestellt.
Hammerschmidts Beine zittern
Umso größer war die Freude über die Goldmedaille, die der vierte Sieg der deutschen Staffel im vierten Saisonrennen mit sich brachte. „Die Bedingungen waren nicht einfach“, sagte Hammerschmidt, „ich hatte besonders beim Stehendschießen zittrige Beine.“ Außerdem sei es nicht leicht gewesen, dem nach drei Saisonsiegen selbst auferlegten Druck stand zu halten. Als Dahlmeier zur letzten Schießeinlage antrat, konnte die Winterbergerin kaum hinschauen.
Nach WM-Bronze im vergangenen Jahr bringt sie nun beim nächsten Besuch eine Goldmedaille mit ins Hochsauerland. Den Massenstart am Sonntag verfolgt Hammerschmidt allerdings vermutlich nur als Zuschauerin. „Ich bin vierte Nachrückerin“, sagte sie, „ich bleibe auf jeden Fall bis Sonntag hier, wer weiß, was noch passiert.“