Hagen. . Es geht aufwärts. Zum Beispiel im Kreis Olpe. 50,1 Prozent betrug die Frauenerwerbsquote im vergangenen Jahr.

50,1 Prozent der Frauen zwischen 15 und 65 Jahren sind 2015 einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen. Zehn Jahre zuvor waren es nur 38,7 Prozent.

Dieses gute Ergebnis wird allerdings zum einen dadurch geschmälert, dass die Beschäftigungsquote der Männer nach wie vor deutlich höher liegt: Im Kreis Olpe bei 69,6. Zu anderen ist die die Quote der Frauen nicht viel stärker gestiegen als die Beschäftigungsquote insgesamt: Auch die ist im Kreis Olpe in den vergangenen zehn Jahren um zehn Prozentpunkte emporgeklettert. Der Vorsprung der Männer also ist kaum kleiner geworden. Und Olpe steht hier für ganz Südwestfalen.

5000 Arbeitskräfte zusätzlich

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Die niedrige Beschäftigungsquote der Frauen ist ein Grund, warum die Region im Ranking des Instituts der deutschen Wirtschaft nicht so gut abgeschnitten hat, wie man vom drittstärksten Industriestandorts Deutschland erwarten würde. Denn niedrige Beschäftigungsquoten erhöhen das Risiko von Altersarmut bei Frauen. Vor allem aber geht das Arbeitskräftepotenzial in einer Region wie Südwestfalen zurück – deshalb brauchen die Unternehmen Frauen: „Bedingt durch die demografische Entwicklung wird die Rolle der Frau in den Unternehmen immer wichtiger“, so Volker Verch vom Unternehmensverband Westfalen-Mitte.

5000 Arbeitskräfte würde man allein in der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe zusätzlich gewinnen, wenn die Beschäftigungsquote der Frauen auf das Niveau der Männer stiege, so Petra Kepping von der dortigen Regionalagentur.

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Warum aber liegt dann die Beschäftigungsquote in einer Region, die über Fachkräftemangel klagt, unter dem Bundesdurchschnitt und weit hinter manchem Landkreis in Ostwestfalen oder Ostdeutschland? „Fast die Hälfte der Arbeitsplätze bei uns gibt es im Bereich des produzierenden Gewerbes, die meisten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten gibt es in den Metallberufen“, so Kristina Kraft vom Kompetenzzentrum Frau & Beruf in Siegen-Wittgenstein/Olpe. Diese Arbeitsplätze reizen Frauen offenbar nach wie vor nicht. Sie sind aber besser bezahlt als die klassischen Frauenberufe – mit der Folge, dass die schlechter verdienenden Mütter zu Hause bleiben, wenn ein Kind kommt.

Auch Simone Freyhoff ist nach der Geburt ihres Sohnes zu Hause geblieben – neun Monate lang. Ihr Arbeitgeber, der Automobilzulieferer Hella in Lippstadt, hat den Kontakt zu ihr gehalten; sie war informiert, dass sie nach ihrer Rückkehr aus der Babypause eine Beförderung für sie ansteht. „Ich wusste, da wartet eine spannende Aufgabe auf mich.“ Nun ist sie Vollzeit im Job, ihr Mann arbeitet Teilzeit bei Hella, der Sohn geht in den Betriebskindergarten. Wenn ihr Mann auf Geschäftsreise geht, dann kann Simone Freyhoff früher los und den Sohn aus der Kita abholen.

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So wie Hella bieten längst viele Unternehmen in der Region flexible Arbeitszeiten an, Teilzeitmodelle, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern, erklärt Volker Verch. Immer mehr Betriebe im Soest, im Hochsauerland, im Märkischen Kreis und Hagen lassen sich als familienfreundlich zertifizieren, um damit zu werben. Mit Mentoring-Programmen versucht man, Frauen in Führungspositionen zu bringen.

Mehr Frauen bewerben sich

„Das Engagement und die Bereitschaft der Unternehmen ist da“, sagt Anne Sandner vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Mark-Ruhr. „Trotzdem werden die jungen Frauen lieber Verkäuferin oder Friseurin.“ Das werde sich erst ändern, wenn die Frauen in den Unternehmen in einer Gruppe ankommen, glaubt sie, „wenn sie sich nicht mehr als Exoten fühlen müssen“.

Immerhin: nach vielen Girls’ Days, vielen Informationsveranstaltungen über technische Berufe in den Schulen, über berufliche Perspektiven und gute Verdienstmöglichkeiten scheinen sich doch die ersten auf den Weg zu machen: „Tatsächlich bewerben sich immer mehr Frauen um Ausbildungsplätze in der Industrie“, so Volker Verch.