Sauerland. Zu Beginn der Motorradsaison klagen Anwohner im Sauerland wieder über Ruhestörung. Der Bundesverband der Motorradfahrer sieht wenige schwarze Schafe.
- Motorrad-Saison ist eröffnet
- Anwohner klagen über Motorradlärm
- Verband sieht wenige schwarze Schafe
Die Emotionen schlagen hoch wie der „Sound“ mancher heißer Öfen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Motorrad-Saison begonnen hat. Für die einen ist der Klang eines Motorrads das Sinnbild von Freiheit, für die anderen reine Ruhestörung. Eine Auseinandersetzung mit dem Zankapfel Motorradlärm.
Die Anwohner
Jens Kunen wohnt mit seiner Familie in Sundern-Hellefeld - in der „Hellefelder Hölle“, wie Motorradfahrer die kurvige (Renn-)Strecke im Sauerland in sozialen Netzwerken nennen. „Wenn eine Gruppe Biker vorbei fährt, kommt es uns vor, als würden wir direkt am Nürburgring wohnen“, sagt Kunen, der zusammen mit anderen Anwohnern die „Interessengemeinschaft Motorradlärm und Raserei“ gegründet hat.
Vor einiger Zeit haben Kunen & Co. an einem Samstag Motorräder gezählt. Es waren 300 pro Stunde. Darunter Biker, die die Natur genießen wollen - „die sind uns willkommen“. Aber auch Fahrer, die gleich fünf Mal über die selbe Strecke düsen. Mit aufgemotzten und aufgedrehten Maschinen. „Dass Wände und Gläser wackeln, ist fast noch harmlos. Das helle Kreischen verursacht ein Flirren im Ohr, das richtig weh tut.“
Kunen sieht Nachteile für den Tourismus: „Schauen Sie sich Bewertungen im Internet an. Die Urlauber wollen die Ruhe des Sauerlandes genießen und schreiben dann, dass es zu laut war.“
Die Motorradfahrer
Michael Lenzen vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM) bemüht sich um Ausgleich: „Wir wollen niemanden belästigen und appellieren an die Vernunft der Fahrer.“ Er spricht von einer verschwindend geringen Zahl schwarzer Schafe. Eben der Querschnitt der Gesellschaft: „Leute, die auffallen und sich produzieren wollen auf Kosten anderer.“
Lenzen gibt zu, dass sich das Lärm-Problem angesichts mittlerweile mehr als 2 Millionen angemeldeter schwerer Motorräder in den vergangenen Jahren verschärft hat. „Und die Maschinen sind legal lauter geworden.“ BVDM-Mann Michael Wilczynski aus Schwerte-Ergste spricht von Schlupflöchern für Hersteller, die der Gesetzgeber bislang zugelassen habe. Zum Beispiel in Bezug auf Auspuffanlagen. Das soll sich mit einer am 1. Januar in Kraft getretenen neuen EU-Regelung ändern. Die allerdings nur für Neuzulassungen gilt. „Bedenkt man, dass ein Fahrer sein Motorrad im Schnitt 16 Jahre nutzt, wird es noch einige Zeit dauern, bis die Maschinen leiser werden.“
Das Biker-Hotel
Annette und Ulrich Vanselow führen das Hotel Haus Recke in Balve-Binolen im Hönnetal und organisieren für ihre Gäste Motorradtouren durch das Sauerland. Die Fahrt durch das Hönnetal ist sehr beliebt - „es ist das Einfallstour ins Sauerland“, sagt Annette Vanselow, „hier müssen alle durch, die nicht die Autobahn in Richtung Meschede nutzen wollen.“ Gerade mit den ersten längeren Sonnenperioden drubbele es sich schon auf den Straßen: „Die ersten Frühlingsfahrten reizen die Leute“, sagt sie. „Aber das relativiert sich wieder.“
Der Motorrad-Pastor
Klaus Reuber ist Motorrad-Pastor bei der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Der Sound - die Musik eines Motorrads - gehört zum Fahren einfach dazu“, sagt der Lüdenscheider. Aber: Man dürfe die Sache nicht überdrehen. „Es geht nicht, wenn ein paar unvernünftige Hitzköpfe aus den Töpfen alle Siebe rausholen, bis dass die Flammen rausschlagen.“ Reuber fordert eine sachliche Diskussion: „Ich halte nichts von einem ,Krieg’ zwischen Bikern und Anwohnern.“