Hagen. . Die IG Metall fordert fünf Prozent mehr Lohn, den Unternehmern ist das zu viel: Vor dem Auftakt der Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie in NRW sind die Fronten verhärtet.

Mit Spannung blicken Tarifparteien sowie die Arbeitnehmer der Branche auf die Metall-Tarifrunde in NRW, die am Montag, 14. März, beginnt. Die Forderung von fünf Prozent der IG Metall hatten die Arbeitgeber als unrealistisch zurückgewiesen und dies mit einem Gutachten zur uneinheitlichen Lage der Betriebe untermauert. Den Betrieben, denen es gut gehe, stünden andere gegenüber, die mit enormen Kostenproblemen zu kämpfen hätten.

„Es wird eine reine Lohnrunde“, betont Wolfgang Werth, erster Bevollmächtigter der IG Metall in Arnsberg, im Gespräch mit unserer Zeitung. Einer Umfrage unter Betriebsräten nach der wirtschaftlichen Situation ihrer Firmen zufolge befinde sich der überwiegende Teil der Unternehmen in einer „stabilen Verfassung“, wobei der eine oder andere „Ausreißer“ zu verzeichnen sei, etwa bei Gießereien oder Schmieden. Werth zufolge hat die Gewerkschaft mit ihrer Forderung von fünf Prozent „genau den Punkt getroffen.“ Diese Forderung sei die niedrigste seit zehn Jahren.

Unternehmensvertreter: Nicht allen Firmen geht es gut

„Maßhalten“, rufen dagegen Vertreter von Unternehmen in Südwestfalen, die Eisen und Stahl verarbeiten. Ihnen geht es wegen ihres höheren Lohnkostenanteils sowie steigender Strompreise und staatlicher Auflagen im Durchschnitt längst nicht so gut wie etwa den Autozulieferern. „Der Tarifabschluss muss maximal flexibel sein und den Unternehmen genügend Luft lassen“, betont Thomas Hüttenhein, Geschäftsführer des Hagener Schmiedebetriebs Schöttler.

Die Firma Schöttler aus Hagen fordert einen flexiblen Tarifabschluss.
Die Firma Schöttler aus Hagen fordert einen flexiblen Tarifabschluss. © WP Michael Kleinrensing

Schmieden und Gießereien könnten derzeit im harten internationalen Wettbewerb „keine großen Sprünge machen“. Und schließlich brauchten auch Ungelernte und Angelernte Jobs. Die Tarifabschlüsse der Vergangenheit seien einfach „zu hoch“ gewesen. Abnehmer der Schöttler-Schmiedeprodukte sind der Maschinenbau, Bauerstausstatter und die Petrochemie.

Industrieverband: Wichtiger ist die Arbeitsplatzsicherung

Dem kann Dr. Theodor Tutmann, Geschäftsführer des Industrieverbandes Massivumformung, der die Schmieden vertritt, nur beipflichten: „Es gibt wenig Spielraum für das Verteilen von Geld“, betont er. Die Rahmenbedingungen gäben kräftige Lohnsteigerungen nicht her: „Arbeitsplatzsicherung sollte jetzt im Vordergrund stehen.“ Schließlich lasse auch die wirtschaftliche Dynamik bei den Autozulieferern etwas nach.

„Die Forderung von fünf Prozent ist realitätsfern“, meint auch Carl-Michael Schulte, Geschäftsführer der Firma Bandstahl Schulte im Hagener Lennetal. Selbst 2,5 bis drei Prozent seien schon zu viel. Vor dem Hintergrund der letzten Lohnrunden sei jetzt „Mäßigung erforderlich“. „Alles, was mit Autos zu tun hat, ist mengenmäßig gut ausgelastet, aber auch da sind die Erträge unter Druck.“

IG Metall: Fünf Prozent mehr Lohn sind realistisch

Dass die Lohnforderung von fünf Prozent unrealistisch sei, weist die Gewerkschaft natürlich zurück. „Die positiven wirtschaftlichen Kennzahlen haben auch mit der Lohnpolitik der vergangenen Jahre zu tun“, sagt der IG-Metall-Bezirksleiter in NRW, Knut Giesler. Das Wachstum sei wesentlich von einer starken Binnennachfrage getragen worden. Mit ihrer Fixierung auf kurzfristiges Kostendenken machten es sich die Arbeitgeber „sehr bequem.“ Die Besten bekomme man nur mit guter Bezahlung. „Auch darum sind die fünf Prozent ein richtiges Signal.“

„Wir rechnen mit einer sehr schwierigen Tarifrunde“, sagt Hubertus Engemann, Sprecher des Arbeitgeberverbandes Metall NRW in Düsseldorf. In den vergangenen drei bis vier Jahren hätten die Unternehmen rund 14 Prozent an Lohnsteigerungen hinnehmen müssen. „Das ist eine immense Kostenbelastung.“ Die Unternehmen erwarteten, dass das erkennbar anders werde. Immer mehr machten sich Gedanken, wo sie neue Investitionen tätigen sollen: hier oder im Ausland. Der Trend gehe zu Erhaltungs- und Modernisierungsinvestitionen bestehender Anlagen im Inland und Erweiterungsinvestitionen im Ausland.