Winterberg. Winterberg erlebt in dieser Saison den ersten Ansturm auf Pisten, Loipen und Wegen. Wanderer erorbern den Kahlen Asten. 100 Lifte laufen

  • Winterberg erlebt ersten Ansturm in dieser Saison
  • Wanderer eroberen den Kahlen Asten
  • Schneedecke bis zu 50 Zentimetern

Die Flocke. Sie ist sechseckig. Sie fällt aus allen Wolken, wenn es im Himmel kälter ist als minus zwölf Grad. Keine sieht aus wie die andere. Das hat mit der Struktur der Wassermoleküle zu tun. Wer will das wissen? Wenige. Nur die reine Lehre zählt.

Wo? Im Schnee in Winterberg.

Also raus aus dem Haus und rein in die Landschaft. Ein Traum in Weiß - seit Freitag am und um den Kahlen Asten herum. Tausende haben darauf gewartet. Sie machen sich am Wochenende aus allen Himmelsrichtungen auf den Weg.

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Aus Koblenz ist Angela Brenzel angereist. „Drei Stunden haben wir gebraucht“, sagt die 25-jährige Studentin der Betriebswirtschaft. Frustriert sitzt sie im Schnee, die Füßen stecken im Snowboard. „Ich hätte nie gedacht, dass es mich so anstrengt.“

Immer am Boden unterwegs ist Corrie Starreveld aus dem niederländischen Gouda. Voll Freude, ohne Frust. Mit der Plastikscheibe unterm Po gibt sie auf der Piste Gas. Ob das nicht gefährlich in ihrem Alter sei? „Nein es ist kein Risiko dabei“, die 55-Jährige lacht über die Frage. „Kein Problem. So kann ich auf jeden Fall nicht stürzen.“ Wer das so sieht, kennt keine Gefahr.

Lange nicht an Schnee geglaubt

Erste Gehversuche im Schnee unternehmen Anja Stegt (30) und Christian Fronhoff (31). Das junge Glück aus Münster strahlt. Es ist zum ersten Mal in Winterberg. „Wir haben uns kurzfristig entschieden. Es hat sich gelohnt. Endlich Schnee und Berge.“ Irgendwann hatte das Pärchen bei der Fahrt mit der Bahn nicht mehr an das Winter-Wunderland geglaubt. Warum? „Weil lange vom Schnee nichts zu sehen war.“

Lothar Hartmann haben bei der Anfahrt nie Zweifel beschlichen. „Wir sind ja nicht zum ersten Mal hier, wir sind von Herne.“ Mit dem elfjährigen Enkel Kilian im Rücken donnert der Opa mit dem Luft gefederten Gefährt gnadenlos bergab. „Super. Mein Rücken macht mit. Ich spüre keine Schläge“, freut sich der 62-Jährige.

Schläge spürt Miriam Sitarek auch nicht. Der 25-jährigen sitzt die Angst im Nacken. Wer in ihr Gesicht schaut, ahnt es. Das Gespür für die Bretter, die den Spaß im Schnee bedeuten, muss noch wachsen. Ihre Freundinnen, „wir sind aus Ahlen in Westfalen“, helfen. Nicole Krellmann (24) und Pia Schwarz (25) nehmen sie in die Mitte, versuchen mit sanften Schwüngen langsam Fahrt aufzunehmen. Voll in Fahrt sind die Studentinnen und Studenten aus Amsterdam. Sie gönnen sich an der St. Georg-Schanze eine Pause. Drei Tage will die sechsköpfige Clique den Schnee auskosten. „Wir sind zum ersten Mal hier“, sagt Lisette Brom. „Und es ist very schön.“ Gelächter. Die Gruppe verbreitet gute Laune. Schnee macht glücklich und froh.

Wandern ist der neue Wintersport

Ganz gleich, wer gefragt wird. Wenn Frau Holle, sie darf in diesem Text nicht fehlen, ihre Betten ausschüttelt, gibt es bei den Wintersportlern kein Halten mehr. Schnee entschleunigt, Schnee ist mehr als ein Tropfen, der an einem Staubteilchen gefriert, Schnee macht aktiv. Von Regen ist dergleichen nicht bekannt. Kein Wunder also, dass die Menschen den Kontakt mit Schnee suchen. „An diesem Wochenende“, sagt Susanne Schulten, Sprecherin der Wintersport-Arena Sauerland, „sind unglaublich viele Leute zu Fuß am Kahlen Asten unterwegs gewesen.“

Kurzum: Der Trend zum Wintersport, den niemand erlernen muss, gewinnt zunehmend neue Freunde. Der Flocke ist es egal, wer sich auf ihr bewegt. Wer von Natur aus unter dem Mikroskop als Kristall glänzt, den erschüttert nichts.