Düsseldorf. Die ADAC-Staubilanz 2023 ist deprimierend für Pendler in NRW. Und dieses Jahr dürfte noch schwieriger werden. Das sind die Gründe.
2023 haben Autofahrerinnen und Autofahrer so lange auf Autobahnen gestanden wie lange nicht mehr. Wahrscheinlich haben sie auch so viel geschimpft wie lange nicht mehr. Doch 2024 wird in NRW noch schwieriger, erwartet der ADAC: Noch mehr Verkehr stoße auf zusehends schlechtere Straßen und Brücken und eine wachsende Zahl von Autobahn-Baustellen. „Das Verkehrsaufkommen steigt und trifft auf eine marode Infrastruktur“, sagt ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold: Autofahrer „brauchen weiterhin viel Geduld und starke Nerven, denn die Sanierungsmaßnahmen sind alternativlos“.
Nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums müssen in den nächsten Jahren allein in NRW 873 Autobahnbrücken saniert oder ersetzt werden. 40 bis 50 Prozent aller Autobahnbaustellen in Deutschland liegen bereits in NRW. „Und immer wieder kommen neue Hiobsbotschaften hinzu“, sagt Suthold: „Brücken fallen von einem auf den anderen Tag komplett aus.“
NRW war auch 2023 das am meisten zugestaute Bundesland
Nach der Staubilanz war Nordrhein-Westfalen auch 2023 wieder das am meisten zugestaute Bundesland. Der ADAC hat Länge und Dauer der Staus summiert und kommt auf 167.000 Staus mit einer Gesamtlänge von 255.000 Kilometern. Fahrer und Fahrerinnen hätten darin 5984 Stunden gewartet, ein satter Zuwachs von 38 Prozent zum Jahr 2022.
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Allerdings lag die Zahl 2019, bevor Corona kam, noch höher. „Nähert sich der Berufspendlerverkehr weiter dem Vor-Corona-Niveau, droht vor allem im Ruhrgebiet noch mehr Stillstand auf den Autobahnen.“ Für NRW sei wenigstens die Freigabe der neuen A1-Autobahnbrücke bei Leverkusen „ein Lichtblick“.
Forderung: Sanierung von Brücken nach Anfälligkeit staffeln
Um die Situation etwas zu entspannen, fordert der ADAC, Bau oder Sanierung von Autobahnbrücken danach zu staffeln, wie hoch das Risiko einer Sperrung ist. Planung und Genehmigung sollten vereinfacht und beschleunigt werden, Land und Bund müssten an einem Strang ziehen: „Diskussionen über Zuständigkeiten interessieren weder Berufspendler noch Unternehmer.“
Die Probleme mit Baustellen würden halbiert, wenn man sie früh und offen ankündigt: auch den betreffenden Städten gegenüber. Sie könnten dann Ausweichrouten besser planen und ein größeres innerstädtisches Verkehrschaos verhindern. „Hier ist noch Luft nach oben. Das zeigt zum Beispiel die Brückensperrung der A42“, wo genaue Informationen über Details und Dauer der Sperrung zu spät geflossen seien.
Die meisten Staumeldungen gab es zwischen Dortmund und Kamp-Lintfort
Tatsächlich haben aber auch Fahrer und Fahrerinnen selbst großen Einfluss auf ihren persönlichen Stau. Und damit einen kleinen Einfluss auf den Stau aller. Viele müssten nicht zu den Stoßzeiten ins Büro fahren. Wenn das Verkehrsaufkommen um fünf bis zehn Prozent sinke, habe das großen Einfluss auf das Stau-Geschehen. Und natürlich: Wer zwei Tage in der Woche zuhause arbeitet, „senkt seinen persönlichen Berufsverkehr um 40 Prozent“.
Ansonsten besteht die Staubilanz aus einem riesigen Zahlenwust. Hier die interessantesten: Danach war (immer im Vergleich innerhalb von Nordrhein-Westfalen) der Autobahnabschnitt mit den meisten Staus der auf der A 42 zwischen Dortmund und Kamp-Lintfort mit 12.639 Meldungen. Die in Summe längsten Staus gab es mit 17.975 Kilometern auf der A3 zwischen Oberhausen und Köln. Hier kam auch die meiste Wartezeit zusammen: 10.172 Stunden.
Der längste Stau hat sich über 44 Kilometer gezogen
Auch bei der Zahl der Staustunden pro Kilometer Autobahn ist das Ruhrgebiet vorne (oder besser hinten?) dabei. Die A40 zwischen Duisburg und Essen erreicht den Höchstwert: 299 Stunden. Die A52 Essen-Düsseldorf kommt auf 216 Stunden, die A59 Duisburg-Dinslaken auf 195, die A42 Kamp-Lintfort-Dortmund auf 162 und die A40 im Abschnitt Dortmund-Essen auf 148. Andere Abschnitte mit so hohen Werten liegen, nicht sehr überraschend, in Köln, dann in Aachen und Düsseldorf.
Der längste Stau in NRW trat ein am 25. August: 44 Kilometer Länge auf der A3 zwischen Kreuz Breitscheid und Königsforst.Der Monat mit den meisten Staus war wieder der November mit 16.192 Meldungen. Die drei Tage mit den meisten Staus lagen allerdings früher, lagen nach den Herbstferien: am 20., 25. und 27 Oktober.
Der ADAC ermittelt diese Daten aus Geschwindigkeits- und Positionsangaben von Navigationsgeräten und Smartphone-Apps, die diese anonymisiert und automatisiert senden. Das seien täglich mehr als eine Milliarde Daten. In die Längenbilanz fließen Verkehrsstörungen ab einem Kilometer ein. Als Stau gilt ein Tempo von unter 20 über mindestens zehn Minuten. Die Zahlen der Staubilanz 2023, heißt es, seien mit denen der Vorjahre nur bedingt zu vergleichen: „Sehr kleine Staus von sehr kurzer Dauer werden nicht mehr berücksichtigt. Die neue Methodik führt zu einem Rückgang der Stauanzahl und der Staulängen.“