Dortmund. Der Druck auf den Verein Deutscher Sprache wächst. Mitglieder zeigten sich empört. Vorstandsmitglied Silke Schröder trat daraufhin zurück.
Silke Schröder, Vorstandsmitglied des Vereins Deutscher Sprache (VDS), ist wegen ihrer Teilnahme an einem Geheimtreffen mit Rechtsradikalen in einem Potsdamer Hotel im November in die Kritik geraten. Nun tritt sie aus dem Verein aus, wie der VDS auf Nachfrage bestätigt. Eigentlich wollte der Vorstand des Vereins im Laufe der Woche über den Ausschluss von Silke Schröder beraten. Offenbar ist sie diesem Schritt nun zuvorgekommen. Vereinsvorsitzender Prof. Walter Krämer teilte auf Anfrage mit: „Wir haben am Freitag Vorstandssitzung, da wird über einen Ausschlussantrag abgestimmt.“
Zuvor hatte sich der Verein mit Sitz in Dortmund in einer Stellungnahme von den „privaten Tätigkeiten seines Vorstandsmitglieds Silke Schröder“ klar distanziert. „Insbesondere war die aktuell kritisierte Aktion von Silke Schröder weder mit dem VDS abgesprochen noch gar von diesem initiiert oder autorisiert“, heißt es weiter. Der Verein unterstütze keine Aktionen, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind und lehne Diskriminierung in jeder Form ab, so der VDS.
Immobilienunternehmerin und Publizistin
Laut Berichten des Recherchenetzwerks „Correctiv“ gehörte die Autorin, Immobilienunternehmerin und „Sprachschützerin“ Silke Schröder zu den Teilnehmern des Potsdamer Treffens. Bei der Veranstaltung in einem Hotel mit hochrangigen AfD-Politikern, Neonazis und Unternehmern, über das „Correctiv“ vergangene Woche berichtete, soll die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland besprochen worden sein. Insgesamt sollen etwa zwei Dutzend Personen dabei gewesen sein. Diskutiert wurde dabei laut den Berichten, wie Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus dem Land gebracht werden könnten, auch wenn die Betroffenen einen deutschen Pass besitzen.
In ihrem Austrittsschreiben inszeniere sich Silke Schröder laut einem Bericht der Ruhr-Nachrichten als Opfer. Sie schreibe von dem „Versuch, auch durch unlautere Mittel, wie der Unterstützung gezielter Verleumdungskampagnen, Opposition und politisch kritische Menschen im Land auf fast schon hysterische Weise zu diffamieren“.
Verein spricht von „klärendem Gewitter“
Seit die Teilnahme des VDS-Vorstandsmitglieds an dem Treffen der Neonazis bekannt wurde, wächst der Druck auf den Dortmunder Sprachverein. Weitere Mitglieder verlassen offenbar wegen der Vorfälle rund um Silke Schröder den Verein oder übten öffentliche Kritik. Vorsitzender Krämer bestätigte Berichte, wonach der prominente Philosoph Peter Sloterdijk seine Mitgliedschaft zurückgegeben habe.
Der Kabarettist und Berliner Theaterintendant Dieter Hallervorden, der dem Verein angehört, äußerte sich empört. Dem Deutschlandfunk sagte er: „Ich bin entsetzt. Und die Frau muss diesen Verein schnellstens verlassen.“ Wie der Spiegel berichtete, sei der Kabarettist und Musiker Matthias Brodowy mit „sofortiger Wirkung“ ausgetreten. Einige Mitglieder forderten demnach eine klare Abgrenzung des Vereins gegen rechtsextreme Positionen.
Krämer selbst scheint die Aufregung rund um den VDS indes nicht aus der Fassung zu bringen. „Ein klärendes Gewitter ist manchmal mittelfristig ganz nützlich“, sagte er dieser Redaktion. „Der VDS wird auch weiter wachsen, blühen und gedeihen.“
Plan: Vertreibung von Ausländern und Migranten
Auf der Web-Seite des Dortmunder Sprachvereins VDS ist die Berliner Immobilien-Unternehmerin Silke Schröder nicht mehr zu finden. Nebenher betätigt sich die Unternehmerin als Autorin für den „Deutschland-Kurier“. Die Publikation gilt als AfD-nahe. Für das Medium verfasst sie die Kolumne „Schröders Wochenrückblick“. Zuletzt lautete am 30. Dezember der Titel ihres Beitrags: „Ein Jahr voller Skandale und Desaster - Deutschlands Weg in den Abgrund“.
Der VDS setzt sich für die deutsche „Standardsprache“ ein und kämpft gegen gendergerechte Formulierungen und Anglizismen. Der langjährige erste Vorsitzende ist Walter Krämer, er war bis 2021 Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik am Fachbereich Statistik der Universität Dortmund. Dr Verein wurde 1997 gegründet. Nach eigenen Angaben hat er rund 36.000 Mitglieder.