Nordrhein-Westfalen. Es ist dunkel und nass, Laub liegt auf den Straßen. Warum Autofahrer den November als unangenehm empfinden - und was das mit dem Verkehr macht.

Die Tage werden kürzer, Laub liegt auf den Straßen, die Temperaturen sinken und die Straßen sind nass. Der November gilt unter Autofahrern als besonders unangenehmer Staumonat. Doch stimmt das wirklich?

Ist der November der Monat mit dem meisten Verkehr?

Tatsächlich gehört der November mit Oktober und Mai zu den drei verkehrsreichsten Monaten im Jahr. Im Mai liegt das vor allem an den Brückentagen, die viele Menschen für den einen oder anderen Kurzurlaub nutzen. Im Oktober und November gibt es verschiedene Gründe, weshalb der Straßenverkehr zunimmt, erklärt die Direktorin der Autobahn GmbH in Westfalen, Elfriede Sauerwein-Braksiek: "Im November hat kaum jemand Urlaub und es pendeln weniger wegen des schlechteren Wetters und früher Dunkelheit mit dem Rad. Außerdem haben die Menschen weniger Lust, am zugigen Bahnsteig zu warten. Der Straßenverkehr nimmt also zu."

Stau auf der A40 in Essen: Die Monate Mai, Oktober und November sind die drei verkehrsreichsten im Jahr.
Stau auf der A40 in Essen: Die Monate Mai, Oktober und November sind die drei verkehrsreichsten im Jahr. © picture alliance | Rupert Oberhäuser

Gibt es im November deshalb auch die meisten Staus?

Mehr Verkehr führt auch zu mehr Stau - klingt logisch, gilt aber nicht für den durchschnittlichen Verkehr im Laufe eines Tages. "Tatsächlich ist es im Berufsverkehr voller als normal“, so die Expertin. Zwischen 6.30 und 9 Uhr sowie zwischen 15.30 und 18 Uhr staue sich der Verkehr durchaus mehr als zu anderen Jahreszeiten. Außerhalb dieser Zeiten sei der Verkehr aber nicht viel auffälliger.

Wie lässt sich Stau vermeiden?

„Wenn wir wollen, dass NRW nicht mehr Stau-Land Nummer eins ist, müssen wir bei den Arbeitszeiten der 2,5 Millionen Berufspendler ansetzen“, betont ADAC-Mobilitätsexperte Roman Suthold. Sofern es der Job zulasse, empfiehlt er Pendlern, die Stoßzeiten morgens und nachmittags zu meiden. „Um die Verkehrslage zu entspannen, können Pendler zum Beispiel von zuhause aus Mails bearbeiten und erst mittags ins Büro fahren.“

Auch die Etablierung des Homeoffice reduziere das Stauaufkommen, meint der Bochumer Verkehrsforscher und Professor für Verkehrswesen Justin Geistefeldt.

Was gilt es zu verbessern?

Neben dem Pendlerverkehr sorge auch die Vielzahl an Baustellen für Stauprobleme, sagt Verkehrsforscher Geistefeldt. Gerade die maroden Brücken seien ein Nadelöhr und verursachten lange Umwege. Ersatzneubauten, wie die A45-Talbrücke Rahmede, sollten planungsrechtlich nicht wie Neubauten behandelt werden, fordert Geistefeldt. „Die Politik muss hier die Planungsverfahren beschleunigen.“ Ein zusätzliches Problem sei der Personalmangel. Auf den Baustellen fehlten Planer und Facharbeiter, um die notwendigen Baumaßnahmen umzusetzen.

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Verhalten sich die Autofahrer im November anders?

"Nebel, Dunkelheit, schlechte Sicht, Laub und Nässe auf den Fahrbahnen erfordern eine erhöhte Aufmerksamkeit. Und an diese neuen Gefahren müssen sich Autofahrer erst wieder gewöhnen. Sie reagieren mit verhaltenem und unsicherem Fahren, zum Beispiel durch frühes oder abruptes Abbremsen", warnt der Landesbetrieb Straßen.NRW.

Und: Nässe reduziere die Kapazität einer Autobahn. Denn die Verkehrsteilnehmer halten wegen der Sichtbehinderungen größere Abstände ein. Wenn dann vor einem die Bremslichter aufleuchten, wirkt das gleich viel dramatischer als bei guter Sicht. Das ist dann der berühmte Stau, der wie aus dem Nichts auf einmal auftaucht.

Zum November beginnen die Autobahnmeistereien mit dem Winterdienst (Symbolbild).
Zum November beginnen die Autobahnmeistereien mit dem Winterdienst (Symbolbild). © dpa

Gibt es zum Jahresende mehr Baustellen?

Im Gegenteil, sagt Elfriede Sauerwein-Braksiek: „Die Anzahl der Baustellen nimmt im Winter grundsätzlich ab. Die Gründe für den Rückgang liegen vorrangig in den unbeständigen und für den Straßenbau ungünstigen Witterungsbedingungen.“ Am 1. November beginne zudem der Winterdienst. Das heißt: Die Winterdienstzentralen nehmen den Betrieb auf. Doch auch die Straßen- und Autobahnmeistereien sind zu diesem Zeitpunkt bereits auf den Winter vorbereitet. Schneepflüge sowie Streumaschinen für Salz und Sole rüsten sich für den Einsatz.

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Was können Autofahrer tun, um Unfälle zu vermeiden?

Autofahrer sollten ihre Fahrweise der Witterung anpassen: Es gilt die einfache Regel: Ist die Straße nass, Fuß vom Gas. Assistenzsysteme wie ABS und ESP nützen etwa bei nassem Laub auf der Straße nur bedingt. Winterreifen haben nicht nur bei Eis und Schnee, sondern bereits bei Temperaturen unterhalb von sieben Grad Celsius bessere Griffigkeitswerte als Sommerreifen. Spätestens jetzt bietet sich auch ein Wintercheck an: Kühlwasser und Frostschutz kontrollieren, Batterie prüfen, Scheibenwischer erneuern, betont Straßen.NRW. (mko)

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