Menden. . Was krabbelt da an der Wand? Eine Mendenerin hat in ihrem Schlafzimmer einen lebenden Skorpion entdeckt. Wie kam das Tier überhaupt dahin?
„Was krabbelt denn da an meiner Schlafzimmerwand?“, denkt sich die Mendenerin Bettina Simon. Als die 47-Jährige nach ihrer Brille greift, ist sie noch voll der Hoffnung, dass es sich nicht um eine Spinne handelt. Spinnen mag sie nämlich gar nicht. Dann bekommt sie einen Schreck: „Ich habe gedacht: Das kann nicht wahr sein!“
Ein brauner Skorpion ist an der oberen Kante zwischen Decke und Wand im Schlafzimmer unterwegs. Das Tier ist nur wenige Zentimeter klein, die Aufregung aber groß, schließlich gehören diese Wesen nicht zur üblichen Mendener Fauna. „Ich hatte außerhalb eines Zoos noch nie einen Skorpion gesehen“, berichtet Bettina Simon im Gespräch mit der Westfalenpost.
Skorpion im Schlafzimmer: Erinnerung lässt Mendenerin schaudern
Entenrettung und Schlangensichtung
Einen Skorpion musste die Mendener Feuerwehr bislang nicht einfangen. Dafür allerhand andere Tiere. Gemeinsam mit der Polizei sorgten die Rettungskräfte beispielsweise im April dafür, dass eine Entenmutter mit ihren Küken wieder den Weg in die Hönne fand – die Ente hatten auf dem Dach eines Supermarktes gebrütet.
Bei exotischeren Tieren handele es sich meistens um Schlangenfunde, erklärt Wehrsprecher Fabian Kreutz. Zwei solcher Fälle habe es im vergangenen Jahr gegeben, beide entpuppten sich als Irrtümer: Die Schlange in der Dachrinne war in Wirklichkeit ein Spielzeug; die Schlange vor einem Geschäft, die eine ältere Dame gesehen haben wollte, ein Seil.
Dass die Mendener den Skorpion an einen Arbeitskollegen weitergaben, sieht die Polizei nicht als problematisch an. Polizeisprecher Dietmar Boronowski gibt nur zu bedenken: „Die Eigentumsverhältnisse sind natürlich ungeklärt.“
Die Mendenerin ruft ihren Lebensgefährten Holger Klawonn auf der Arbeit an. Der gibt ihr einen Auftrag: „Bewach das Tier, bis ich da bin!“ Erst hält Bettina Simon wenig von der Idee, sich alleine mit dem Skorpion in einem Raum aufzuhalten, doch ein Argument ihres Lebensgefährten überzeugt sie: „Wenn wir den nicht wiederfinden, kriegen wir kein Auge zu.“
45 Minuten braucht Holger Klawonn aus Garbeck nach Hause. „Allein, wenn ich an diesen Tag zurückdenke, fangen meine Hände zu schwitzen an“, erinnert sich Bettina Simon und reibt die Handflächen aneinander.
Was wenn hier ein zweiter Skorpion unterwegs ist?
Ihr Lebensgefährte hat weder Furcht noch Ekel vor Krabbelviechern, macht sich mit einem Plastikbehälter auf die Jagd nach dem Skorpion: „Ich hatte keine Angst vor dem Skorpion. Selbst, wenn der giftig gewesen wäre: Der ist doch nicht schnell“, sagt der 44-Jährige.
Das Paar ist tierlieb. Noch immer sind beide traurig, dass ihr geliebter Schäferhund-Kangal-Mischling im Sommer eingeschläfert werden musste. Deswegen stand für beide sofort fest: Der Skorpion wird gefangen, nicht erschlagen!
Tierliebe hin, Tierliebe her – die Erlebnisse begleiten Bettina Simon in den Schlaf: „Die erste Nacht war fürchterlich. Ich habe mich komplett in meine Decke geklemmt und mich gefragt: Was, wenn hier ein zweiter Skorpion unterwegs ist?“
Wie kam der Skorpion nach Menden?
Ihr Lebensgefährte macht es dem Skorpion unterdessen gemütlich. Holger Klawonn holt Sand aus dem Garten, einen Ast. Er fängt sogar eine Fliege und verfüttert sie an den Skorpion.
Wo der Skorpion herkommt, ist unklar. Holger Klawonns Theorie: „Vielleicht hat der sich im Mallorca-Urlaub im Koffer versteckt.“ Die Analyse eines Arbeitskollegen, der das Tier letztendlich bei sich aufgenommen hat, geht in eine andere Richtung: „Der wollte ihn bestimmen und hält ihn für einen Bergskorpion.“ Der Haken an der Sache: „Bergskorpione gibt es nur in Italien“, sagt Klawonn. Und da ist keiner von beiden in der letzten Zeit gewesen.