Aus den Niederlanden. Die niederländische Watteninsel Schiermonnikoog bietet viel Ruhe. Langweilig ist das aber nicht – das sagt sogar der US-Sender CNN.

Die kleinste der fünf niederländischen Watteninseln wird immer berühmter. Der US-amerikanische Sender CNN hat Schiermonnikoog jüngst als eine der besten europäischen Inseln erwähnt, um mal „von allem und jedem“ wegzukommen.

Grund genug, das in Zeiten digitaler Reizüberflutung auszuprobieren. Schon auf dem Weg mit der Fähre vom Festland grüßen die zwei stummen Riesen der Insel: der weiße und der rote „Vuurtoren“.

Die Leuchttürme sollten die Watteninsel unverwechselbar und vor allem für Seeleute von ihren Nachbarinnen in der Nordsee unterscheidbar machen, erzählt Thijs de Boer. Der alteingesessene Insulaner spricht Deutsch und gibt verschiedene Themen-Touren auf Schiermonnikoog. An diesem Tag mit Fahrrad.

„Man wollte eigentlich einen ganz hohen Turm bauen, doch das war nicht umsetzbar“, sagt er. Stattdessen wurden es also zwei. In die Türme kann man allerdings nicht. Dafür gibt es anderes zu entdecken, Thijs de Boer sorgt dafür.

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Gleich zu Beginn der historischen „fietstocht“ am Mönchsdenkmal in der Ortsmitte hat der Guide auch gleich parat, warum die Insel eigentlich so heißt wie sie heißt. Und die Statue „De Schiere Monnik“ eignet sich besonders gut als Illustration.

„Rund 1200 Mönche lebten auf der Insel. Sie trugen graue Kleidung“ – und wurden daher die „grauen Mönche“ genannt. Das Wort „schier“ heißt grau, „monnik“ im Niederländischen Mönch und „oog“ Insel. Zusammen also Schiermonnikoog, die Insel der grauen Mönche.

Eine deutsche Familie auf Schiermonnikoog

So einsam wie zur Zeit der Mönche ist es heute allerdings nicht mehr, obwohl die Insel nur rund 950 Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Mit der Zeit wurde die Insel mehrmals verkauft. Zuletzt an eine reiche Familie aus Norddeutschland, die Schiermonnikoog Ende des 19. Jahrhunderts erwarb, erzählt Thijs de Boer.

Die Familie sei sehr beliebt gewesen, musste die Insel aber nach Ende des Zweiten Weltkriegs an den niederländischen Staat abtreten. Selbst außerhalb der Saison hört man auf Schiermonnikoog hier und da Gespräche auf Deutsch, viele Einwohnerinnen und Einwohner verstehen und sprechen die Sprache des Nachbarlands.

Käse von der Watteninsel

Deutsche scheinen also auf der kleinen Insel immer noch gerne gesehen. So auch im Käseladen „Van Schier“ in der Nähe des Mönch-Denkmals.

Rund 30 Prozent der Kundschaft komme aus dem Nachbarland, berichtet der Herr an der Kasse. Er verkauft ausschließlich Käse aus Milch von der Insel, der durch die salzige Meeresluft eine besondere Note bekomme.

Gemütlichkeit auf Schiermonnikoog

Der Dorfkern ist übersichtlich, alles sortiert sich rund um die Kirche aus dem 18. Jahrhundert und lässt sich mit einer kurzen Runde auf dem Rad erkunden: der Supermarkt, Tourismusinfo, Läden, Gastronomien.

Auf dem Weg durch den Ort erzählt Thijs de Boer noch mehr Anekdoten über die kleine Insel. Die historischen Häuschen im Ortskern, in denen inzwischen Restaurants oder kleine Läden eingezogen sind, zeugen noch von dem Leben auf der Insel, lange vor den Zeiten des Tourismus.

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Damals sorgten vor allem Seefahrt und Fischerei fürs tägliche Brot der Inselbewohnerinnen und -Bewohner – und das Wasser eine noch größere Gefahr war.

Anekdoten über die Insel

Davon erzählen etwa die besonders geformten Dächer, die dem Inselwetter besser standhalten sollten. Oder die länglichen Gärten hinter den alten Häusern, die einst dem Trocknen und Einlegen des Fischfangs dienten.

Auch spannend: Alle größeren Bäume auf der Insel wurden einst künstlich eingepflanzt, um den Wind, der das ganze Jahr über die Insel fegt, etwas abzuschwächen.

Vogelvielfalt auf Schiermonnikoog

In den nur niedrig bewachsenen Dünen rund um die Ortschaft weht es je nach Wetterlage umso kräftiger. Dafür bieten die Sandhügel eine große Naturvielfalt, die ohne das raue Nordseeklima gar nicht denkbar wären.

„800 Wildpflanzen wachsen hier, auch besondere Orchideen“, sagt Thijs de Boer an einer Vogelhütte. „Mehr als 300 Vogelsorten haben wir hier. Es ist eine unglaublich reiche Insel.“

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Wer hier das Handy nicht für Fotos zückt, macht wohl „digital Detox“. Die Vogelvielfalt zieht viele Touristinnen und Touristen auf die Insel. Auf den Wegen zwischen den Dünen begegnen einem nicht umsonst viele Menschen mit Fernglas.

In Gummistiefeln durchs Wasser

Sehr zu empfehlen bei einer gemächlichen oder flotteren Rad- oder Wandertour über die Insel sind in den kühleren Monaten des Jahres Gummistiefel.

So kann es nach einigen Regentagen passieren, dass überschwemmte Wege die geplante Route blockieren. Da hilft nur: mit passender Ausrüstung durchwaten – oder umkehren und neue Wege suchen.

Ruhe suchen auf Schier

Die CNN scheint recht zu behalten: Gerade in der Nebensaison ist es auf Schiermonnikoog besondersruhig. Natürlich nicht geräuschlos.

Vogelgezwitscher oder Gekreische, Wind- und Wellenrauschen sowie das Knirschen von Fahrradreifen auf den Muschelwegen zwischen den Dünen bestimmen den Klang der Insel.

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Verkehrsgeräusche gibt es hingegen kaum, Touristinnen und Touristen müssen ihre Autos auf dem Festland lassen. Auch für Einwohnerinnen und Einwohner ist die Anzahl der Autos begrenzt. Unterwegs ist man vornehmlich zu Fuß oder auf dem Rad – entschleunigt eben.

Am Strand ist auch im Winter was los

Entspannung suchen internationale wie niederländische Touristinnen und Touristen auf Schiermonnikoog natürlich nicht nur zwischen den Dünen, sondern am Strand.

Der ist weiß und weit wie im Badeurlaub – auch wenn das Wasser selbst im Sommer für viele wohl zu kalt und wild zum Schwimmen sein dürfte. Dennoch wagen sich Menschen in die Wellen, wie ein Mitarbeiter von „Reactief Buitensport“ erzählt.

Das Unternehmen vermietet unter anderem Blokkarts und bietet Bogenschießen, Stand-up-Paddling und andere Aktivitäten am Strand von Schiermonnikoog an. Darunter auch Drachensteigen, Volleyball oder Golfen.

Wattwandern in der Nordsee

Selbst bei kälteren Temperaturen außerhalb der Hochsaison gibt es also einiges am Strand zu tun. Darunter natürlich Wattwandern je nach Gezeiten, auf eigene Faust oder mit einer geführten Tour.

Wenn das Wetter dann doch nicht für einen ganzen Tag im Freien mitmacht: einfach nach Beschäftigung drinnen suchen. Der ganze Ort hat sich auf Gäste eingestellt.

So gibt es passend zum Thema Gezeiten etwa „Ebb & Flow Yoga“, Konzerte, Galerien, Wellnessangebote, eine Bibliothek oder Museen, in denen sich ein verregneter Nachmittag verbringen lässt – wie das Bunkermuseum Schlei oder das Muschelmuseum von Thijs de Boer, der dort seine Strandfunde zeigt.

Gut Essen und Sterne gucken

Auch die Gastroszene ist für einen kleinen Ort recht vielfältig. Im Hafenpavillon „Wad Anderz“ etwa luncht man mit Ausblick aufs Meer, das „Brakzand“ wiederum vermittelt Bistro-Flair, im „Wantij“ gibt es eine extra Kinderkarte und deutschsprachiges Personal und die Räumlichkeiten der Weinbar „4 Dames“ laden zu einem oder mehreren Drinks ein.

Wenn nach einem Regentag der Himmel am Abend wieder aufklart, lässt sich auf „Schier“ wegen der geringen Lichtverschmutzung auch noch wunderbar Sternegucken – in aller Ruhe.