Aus den Niederlanden. Ein niederländisches Institut erforscht Auswirkungen des Klimawandels aufs Wattenmeer – und hat eine wenig beachtete Gefahr entdeckt.

Die Artenvielfalt im niederländischen Wattenmeer wird durch die Folgen des Klimawandels immer stärker bedroht. Das geht aus einer internationalen Untersuchung des Nederlands Instituut voor Onderzoek der Zee (NIOZ, Niederländisches Institut für Meeresforschung) hervor.

Die immer heißeren Sommertemperaturen würden demnach nicht nur Tieren direkt schaden. Auch der schneller als erwartet steigende Meeresspiegel sorge für weniger trockendfallende Wattflächen.

Und vor allem ein wenig beachteter Aspekt bereite Fachleuten Sorge: Insbesondere während des Frühjahres strömt weniger Süßwasser aus niederländischen und deutschen Flüssen ins Wattenmeer.

Wattenmeer bei Wasserversorgung berücksichtigen

Das liege unter anderem an den Dürreperioden der vergangenen Jahre. Aber auch das gezielte Zurückhalten von Wasser im Ijsselmeer für Landwirtschaft und Trinkwassergewinnung im Nachbarland trage dazu bei.

„Dadurch fällt der natürliche, fließende Übergang von Süß- nach Salzwasser im Wattenmeer weg“, sagt Katja Philippart vom NIOZ. Das habe negative Auswirkungen auf Algen, Fischen und Vögeln im Watt.

So beinhalte das zuströmende Flusswasser etwa Nährstoffe, die zum Algenwachstum im Meer beitragen – und Süßwasseralgen, die wiederum Schalentieren im Watt als Nahrung dienen. Diese sind unterdessen Lebensgrundlage für Fische und Vögel.

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Die Erkenntnis sei eine Überraschung gewesen, sagt Katja Philippart. „Dass es immer wärmer wird und der Meeresspiegel steigt, hat inzwischen jeder auf dem Schirm.“ Doch über die Bedeutung des Verhältnisses zwischen Salz- und Süßwasser, darüber habe man „lange hinweggesehen“.

Die NIOZ-Forscherin ruft deshalb dazu auf, bei der landesweiten Wasserverteilung das Ökosystem Wattenmeer stärker zu berücksichtigen. „Wenn wir im Winter das Wasser besser zurückhalten, haben wir im Sommer mehr Wasser für das Wattenmeer. Davon profitiert übrigens nicht nur die Natur.“