Düsseldorf. Unangekündigte Streiks des Sicherheitspersonals führen am Donnerstagmorgen am Flughafen Düsseldorf zu Chaos und langen Warteschlangen.

Am frühen Donnerstagmorgen bricht wieder ein Chaos-Tag am Düsseldorfer Flughafen an. Einmal mehr stehen Hunderte Fluggäste in langen Schlangen in der Halle des Abflugterminals und wissen nicht so recht, ob sie in den Urlaub reisen können. Die Stimmung schwankt zwischen Frust und Wut. Diesmal ist es ein unangekündigter Warnstreik des Sicherheitspersonals, der zum Sand im Getriebe des viertgrößten deutschen Flughafens wird. „Das ist der Horror“, sagt eine ältere Frau, die vor der Sicherheitskontrolle an Gate A steht, der einzigen, an der gearbeitet wird.

Um 3.30 Uhr startet die Dienstleistungsgewerkschaft den Streik, den der Düsseldorfer Airport-Chef Lars Redeligx später am Tag als „völlig inakzeptabel“ und „äußerst verantwortungslos“ kritisieren wird. Der Flughafenbetreiber wird kalt erwischt. Anders als in Frankfurt oder Hamburg haben die Gewerkschafter diesen Streik nicht angekündigt. Das Chaos, das am Donnerstag ausbricht, haben sie einkalkuliert. Sie wollen dem Flughafenbetreiber klar machen, dass er sich in den laufenden Arbeitskampf nicht einzumischen hat. Sie fordern für das Sicherheitspersonal unter anderem 2,80 Euro mehr Lohn pro Stunde, die bisherigen fünf Verhandlungsrunden sind ergebnislos verlaufen.

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Kalt erwischt werden auch die Passagiere. Um viertel nach neun steht vor den Schaltern von Eurowings eine riesige Menschenmenge, daneben stehen Hunderte Menschen für die Sicherheitskontrolle an. Es herrscht Konfusion. Immer wieder die Durchsage: „Aufgrund eines unangekündigten Warnstreiks kann es zu Verzögerungen bei der Abfertigung kommen“.

Maren Becker ist aus Norddeutschland nach Düsseldorf gekommen, ihr Vater hat sie gefahren, weil ja die Bahngewerkschaft GDL streikt. Becker will nach Helsinki. „Ich sollte ab Hamburg fliegen, das habe ich umgebucht, weil in Hamburg Streiks angekündigt waren.“ Jetzt weiß sie nicht, ob sie ihren Flug in Düsseldorf bekommt, er soll um 11 Uhr starten, und irgendwie bewegt sich nichts. „Ich habe Verständnis für Streiks“, sagt sie. „Aber ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass die den hier nicht angekündigt haben.“

Am Flughafen Düsseldorf stehen die Menschen am Donnerstagmorgen an den Check-In-Schaltern, voran geht es kaum.
Am Flughafen Düsseldorf stehen die Menschen am Donnerstagmorgen an den Check-In-Schaltern, voran geht es kaum. © dpa | Thomas Banneyer

Vor den Ticketschaltern gegenüber steht um 10 Uhr eine lange Schlange von Passagieren, die wegen des Warnstreiks ihre Flüge bereits verpasst haben. Die Leute sind genervt, müde, und berichten von chaotischen Zuständen. Tim Hoßfeld ist mit zwei Freunden am frühen Morgen um 5 Uhr aus dem Thüringer Wald zum Flughafen gekommen, das Reiseziel: Funchal. „Es gab keine Informationen auf den Tafeln, keine Mitarbeiter, die uns was gesagt haben, später sind wir nur vertröstet worden.“

Der Flug der Thüringer sollte eigentlich um 7.20 Uhr gehen. „Dann haben sie uns gesagt, dass der Abflug für 10.35 Uhr geplant ist.“ Als Hoßfeld und seine Freunde ihre Koffer auf das Gepäckband legen wollen, wird ihnen gesagt, dass der Flug schon geschlossen ist. „Das war um 8.25 Uhr“, sagt Hoßfeld. Wie es weitergeht? Er zuckt mit den Schultern. Lesen Sie auch: Unangekündigt – Streiks an Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn

Auch Michel Maczewski aus Gelsenkirchen ist mit seiner Familie seit den frühen Morgenstunden hier, sie wollten nach Mallorca. „Es ist ein großes Durcheinander.“ Seit fünf Stunden, klagt er, würden sie von einem Schalter zum nächsten geschickt. Was er von den Warnstreiks hält? „Die haben hier schon ziemliches Chaos angerichtet“, sagt er. Aber die Leute sollten streiken dürfen, und er hoffe, dass der Streik wirke. „Damit sich das nicht wiederholt.“

Gewerkschaftssekretär Tarim: Schuld für das Chaos trägt nicht Verdi

Ein Stockwerk höher schaut sich Gewerkschaftssekretär Özay Tarim das Chaos an. Er hat Verständnis für den Ärger der Fluggäste, sagt er. Die Schuld daran trage aber nicht Verdi. Bislang habe man Streikmaßnahmen immer angekündigt, um den Fluggästen Planungssicherheit zu geben.

Der Flughafenbetreiber, der in dem Arbeitskampf keine Konfliktpartei sei, habe das immer unterlaufen, „mischt sich immer wieder aktiv in den Konflikt ein und setzt eigenes Personal an Positionen ein, um den Betrieb aufrecht zu erhalten“. Tarim behauptet: „Wir werden den Betrieb erheblich stören, aber es wird nicht dazu führen, dass die Fluggäste hier nicht wegkommen.“ Den Fluggästen das Chaos erklären, das müsse der Flughafenbetreiber.

Airport-Chef: Verdi schürt Unsicherheit und Unruhe

Der wiederum schiebt der Gewerkschaft den Schwarzen Peter zu. Der unangekündigte Warnstreik ziele „bewusst darauf ab, unseren Flughafen und unsere Passagiere zu schädigen“, fährt Airport-Chef Lars Redeligx größtmögliches Verbal-Geschütz auf. Die Art des Ausstands schüre „Unsicherheit und Unruhe“, schimpft Redeligx in einem schriftlichen Statement, das erst acht Stunden nach dem Beginn des Warnstreiks veröffentlicht wird. Man werde in „aller Entschlossenheit handeln, um den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten“. Das allerdings gelingt nicht sonderlich gut, zumal auch das Bodenpersonal der Lufthansa streikt.

Am Donnerstag sind am Flughafen Düsseldorf 350 Starts und Landungen geplant. Die Lufthansa hat bereits 30 dieser Flüge annulliert. Bis um 13.30 Uhr werden durch den unangekündigten Streik zusätzlich 49 Flüge gestrichen. Und Hunderte, wenn nicht Tausende Passagiere verpassen ihre Flüge. Und der Ausstand ist bis Donnerstagnachmittag noch lange nicht vorbei. Verdi will bis Mitternacht streiken.

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