Berlin. Der Januar ist für viele belastend, der dritte Montag gilt als der traurigste Tag des Jahres. Woher kommt diese Einschätzung?

Wenig Tageslicht, frostige Temperaturen, das Ende der Feiertagsstimmung und womöglich die ersten gescheiterten Vorsätze: Der dritte Montag im Januar hat den Ruf, der traurigste Tag des Jahres zu sein – die Rede ist vom Blue Monday.

Zurück geht der Begriff auf den britischen Psychologen Cliff Arnall. Dabei steht blue nicht für blau sondern für deprimiert und traurig. Im Jahr 2005 präsentierte Arnall eine Formel, die angeblich den „traurigsten Tag des Jahres“ berechnen kann. Laut seiner Theorie fällt dieser sogenannte „Blue Monday“ stets auf den dritten Montag im Januar – in diesem Jahr der 20. Januar 2025.

Die Aussage basiert auf einer Gleichung, die Faktoren wie „Schulden“, „Motivation“, „Wetter“, „Handlungsbedarf“ und weitere Variablen einbezieht, die schwierig zu messen und miteinander zu vergleichen sind. Die Wissenschaftlichtlichkeit und Kausalitäten sind bis heute umstritten. Auch Experten wehren sich gegen die Bezeichnung. Doch ist trotzdem etwas Wahres dran?

Winterliche Verstimmungen: Dr. Hanne Horvath erklärt, warum der Januar belastend ist – und wie man damit umgeht

Auch wenn der „Blue Monday“ wissenschaftlich nicht haltbar ist, empfinden viele Menschen den Januar als belastend. Psychologin und Mitgründerin der Online-Therapieplattform „Hello Better“, einem der weltweit führenden Anbieter digitaler Medizinprodukte, Dr. Hanne Horvath, erklärt: „Unser Gehirn reagiert auf die kürzeren Tage, indem es verstärkt das Schlafhormon Melatonin ausschüttet.“ Dieses Hormon unterdrücke anregende Stoffe wie Noradrenalin und Serotonin, die uns wach und glücklich machen. Außerhalb der Wintermonate sei dieser Mechanismus sehr hilfreich, doch im Winter könne er bei vielen Menschen depressive Symptome hervorrufen.

Dr. Hanne Horvath betont, wie wichtig es sei, in der Winterzeit aktiv zu bleiben – auch wenn das manchmal schwerfällt. Ihre repräsentative Studie zur mentalen Gesundheit in Deutschland zeigt, welche Maßnahmen besonders hilfreich sind:

  • Bewegung in der Natur (39 Prozent): Horvath empfiehlt tägliche Spaziergänge, idealerweise bei Tageslicht: „Wenn die Sonne scheint, einfach einen Moment Zeit nehmen und das Licht ins Gesicht scheinen lassen. Das mag einfach klingen, aber es hilft dem Körper, seinen natürlichen Rhythmus zu finden.“
  • Musik hören (33 Prozent): Laut der Studie wirkt Musik heilsam. „Ob zu Hause oder auf Konzerten – Musik kann unsere Stimmung deutlich aufhellen“, so Horvath.
  • Pflege sozialer Kontakte: Familie (31 Prozent) und enge Freundschaften (26 Prozent) geben vielen Menschen Halt.
  • Den Fokus auf Positives lenken (27 Prozent): „Nehmen Sie den Winter mit seinen schönen Seiten an“, schlägt Dr. Horvath vor. Dazu könnten eine gemütlich gestaltete Wohnung, Winteraktivitäten wie Schlittschuhlaufen oder ein heißer Tee nach einem Spaziergang gehören.

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Wintertief oder ernsthafte psychische Erkrankung?

Wenn die Selbsthilfestrategien keine spürbare Besserung bringen, solle man einen Therapeuten aufsuchen, rät Horvath. In der Psychotherapie würden gezielt Stressauslöser bearbeitet und neue, gesunde Bewältigungsstrategien entwickelt. Dazu gehöre auch konkretes Üben und das Einplanen von Aktivitäten, die neue Energie bringen. Dr. Hanne Horvath empfiehlt, bei anhaltenden Beschwerden frühzeitig Unterstützung zu suchen.

Laut ihrer Studie sind solche winterlichen Verstimmungen weit verbreitet: 25 Prozent der Befragten gaben an, sich erschöpft und energielos zu fühlen, 23 Prozent berichten von Antriebslosigkeit und fehlender Motivation, und fast jede:r Fünfte zieht sich zunehmend von anderen Menschen zurück. Kritisch wird es jedoch, wenn solche Beschwerden über längere Zeit anhalten oder den Alltag deutlich beeinträchtigen. In solchen Fällen könnte es sich um ernsthafte psychische Probleme handeln, die ärztliche Unterstützung erfordern.