Berlin. Die Masern breiten sich weltweit aus. Die Impfquote ging deutlich zurück, dabei ließe sich die Krankheit komplett ausrotten.

Die Zahl der Ansteckungen mit Masern ist einer Studie zufolge im vergangenen Jahr weltweit um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Wie aus der am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Arbeit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Gesundheitsbehörde CDC hervorgeht, infizierten sich im Jahr 2023 schätzungsweise 10,3 Millionen Menschen mit der Krankheit und damit 20 Prozent mehr als im Jahr 2022. Hauptgrund hierfür sei eine „unzureichende Immunisierung“.

Die Zahl der an Masern Gestorbenen ging hingegen im vergangenen Jahr zurück, um rund acht Prozent auf 107.500, die meisten davon Kleinkinder unter fünf Jahren. WHO und CDC erklärten dies in ihrer Studie damit, dass die Zahl der Ansteckungen insbesondere in den Ländern nach oben ging, in denen das Sterberisiko für Kinder aufgrund einer besseren Gesundheitsversorgung und Ernährungslage grundsätzlich geringer ist.

Masern steigen: Weltweite Impfquote sinkt

Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die schneller übertragen wird als etwa die Grippe. Neben typischen Symptomen wie Fieber und rotem Hautausschlag können auch lebensgefährliche Komplikationen wie eine Hirnhautentzündung auftreten. Obwohl die Masern landläufig oft als typische Kinderkrankheit wahrgenommen werden, können sich auch ungeimpfte Erwachsene infizieren.

Um die Masern auszurotten, müssen mindestens 95 Prozent einer Bevölkerung vollständig gegen die Krankheit geimpft sein. Die weltweite Impfquote ist nach Angaben der WHO zuletzt aber auf 83 Prozent gesunken, etwa durch verpasste Impfungen während der Corona-Pandemie. Lediglich 74 Prozent hatten demnach ihre zweite Impfdosis gegen Masern erhalten.

WHO-Chef: Impfung ist bester Schutz gegen Masern

„Impfungen gegen Masern haben in den vergangenen 50 Jahren mehr Leben gerettet als jede andere Impfung“, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Um noch mehr Leben zu retten und dieses tödliche Virus daran zu hindern, den am meisten Gefährdeten zu schaden, müssen wir in eine Immunisierung jeder Person investieren, egal wo sie lebt“, appellierte er. CDC-Direktorin Mandy Cohen erklärte, die Masern-Impfung sei der beste Schutz gegen das Virus.

Wegen weitverbreiteter Lücken in der Impfversorgung wurden der Studie zufolge im Jahr 2023 in 57 Ländern größere Ausbrüche verzeichnet. 2022 war dies in 36 Ländern der Fall gewesen. Mit Ausnahme des amerikanischen Kontinents waren alle Regionen betroffen, wobei fast die Hälfte aller Ausbrüche in der Region Afrika verzeichnet wurde. 

Das steckt hinter der Umbenennung in Mpox

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt seit November 2022, die englische Bezeichnung „Monkeypox“ in „Mpox“ zu ändern. Hintergrund ist nach Angaben der WHO, dass die Bezeichnung „Monkeypox“ (Affenpocken) als rassistisch wahrgenommen werden kann. Das Robert Koch-Institut (RKI) folgte dieser Empfehlung. Seitdem hat sich der Begriff „Mpox“ in der öffentlichen Diskussion weitgehend durchgesetzt. Nur vereinzelt taucht der Begriff Affenpocken noch in Datenbanken, bei Behörden oder in Mitteilungen auf.

Generell sollen nach den Vorgaben der WHO bei Namen für Krankheiten Hinweise auf bestimmte Länder, Regionen oder Tiere vermieden werden. Zudem soll der Name leicht aussprechbar sein.

RKI: Corona-Maßnahmen halfen auch gegen Masern-Ausbreitung

In Deutschland wurden in diesem Jahr dem Robert Koch-Institut (RKI) bislang 553 Masernfälle gemeldet, wie das RKI Ende September mitteilte. Damit sei das Niveau von vor der Corona-Pandemie wieder erreicht, nachdem die Zahl der übermittelten Masernfälle in den Jahren 2020 bis 2023 im ein- und zweistelligen Bereich gelegen habe. Die Eindämmungsmaßnahmen während der Pandemie hätten zu einem starken Absinken der Fallzahlen geführt.

Betroffen waren in diesem Jahr dem RKI zufolge vor allem Kinder in den ersten beiden Lebensjahren, aber auch Menschen anderer Altersgruppen wie etwa 25- bis 30-Jährige. Bisher sei in diesem Jahr kein Todesfall infolge einer Masernerkrankung gemeldet worden, teilte das RKI mit.

Grundsätzlich könne in Deutschland von einer hohen Immunität gegen Masern in der Bevölkerung ausgegangen werden. Allerdings zeigten Daten der Impfsurveillance der Kassenärztlichen Vereinigungen am RKI, dass die zweimalige Masernimpfung von Kindern häufig nicht rechtzeitig gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) bis zum Alter von 15 Monaten erfolge.