Berlin. Über 500 Millionen Menschen leiden an Diabetes. Eine neue Stammzelltherapie könnte Typ-1-Diabetes-Patienten zukünftig heilen.
Weltweit leben aktuell mehr als eine halbe Milliarde Menschen mit Diabetes – Tendenz steigend. Laut einer im Fachjournal „The Lancet veröffentlichten Studie vom Juni 2023 könnte sich diese Zahl bis 2050 auf 1,3 Milliarden verdoppeln. Während der häufigere Typ-2-Diabetes in der Regel durch Lebensstilveränderungen behandelt werden kann, galt Typ-1-Diabetes bislang als unheilbar. Menschen mit dieser Form der Krankheit sind auf lebenslange Insulininjektionen angewiesen, um ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
Doch nun gibt es einen Hoffnungsschimmer: Bei einer 25-jährigen Frau aus Tianjin, China, ist es als erster Person weltweit gelungen, durch eine bahnbrechende Stammzelltherapie von Typ-1-Diabetes geheilt zu werden. Schon wenige Monate nach der Transplantation begann sie wieder eigenständig Insulin zu produzieren. „Ich kann jetzt Zucker essen“, sagte die Frau, die anonym bleiben möchte, gegenüber der Fachzeitschrift „Nature“. „Ich genieße es, alles zu essen.“
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Diabetes-Heilung: Wie die Genesung gelang
Die revolutionäre Methode basiert den Anaben zufolge auf der Verwendung von Stammzellen, die aus dem eigenen Körper der Patientin entnommen und dann zu insulinproduzierenden Zellen umprogrammiert wurden. Typ-1-Diabetes entsteht, weil das Immunsystem genau diese Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreift und zerstört. Doch dank modernster Biotechnologie konnte ein Forscherteam um den Biologen Deng Hongkui von der Peking-Universität diese zerstörten Zellen im Labor nachbilden.
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Die Methode nutzt sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen), die sich in jede Art von Zelle im menschlichen Körper verwandeln können. Aus einer Gewebeprobe der Patientin wurden diese Zellen gewonnen, um sie dann zu 3D-Inselzellen zu formen, die in der Lage sind, Insulin zu produzieren. In einem minimalinvasiven Eingriff, der nur etwa 30 Minuten dauerte, wurden rund 1,5 Millionen dieser neuen Zellen in die Bauchmuskulatur der Frau injiziert.
Ein Leben ohne Insulin
Bereits nach zweieinhalb Monaten produzierte die Frau laut Nature-Bericht genug Insulin, um völlig auf zusätzliche Injektionen verzichten zu können. Seit über einem Jahr bleibt ihr Blutzuckerspiegel stabil, ohne gefährliche Schwankungen. James Shapiro, Transplantationschirurg und Forscher an der Universität von Alberta, der die Ergebnisse als „verblüffend“ beschreibt, erklärt: „Sie haben den Diabetes des Patienten, der vorher große Mengen Insulin benötigte, vollständig rückgängig gemacht“
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Das Besondere an dieser neuen Methode: Anders als bei bisherigen Inselzelltransplantationen, die in die Leber injiziert wurden, wählten die Forscher die Bauchmuskulatur als neuen Ort für die Zellen. Diese Methode ermöglicht eine bessere Überwachung und Kontrolle, und im Notfall könnten die Zellen leichter entfernt werden.
Diabetes-Heilung: Hoffnung für die Zukunft
Diese Ergebnisse machen Hoffnung, nicht nur für Menschen mit Typ 1-Diabetes, sondern auch für viele andere Betroffene. Der nächste Schritt ist die Ausweitung der Studie auf weitere Patienten, um zu prüfen, ob diese Methode auch im größeren Maßstab erfolgreich ist. Erste Ergebnisse seien vielversprechend, und das Forscherteam plant, die Versuche auf 10 bis 20 Personen auszuweiten.