Berlin. Bis Ende September wurden in Deutschland siebenmal so viele Masernfälle gemeldet wie 2023. Das sind laut Robert-Koch-Institut die Gründe.
In Deutschland sind in diesem Jahr deutlich mehr Menschen an Masern erkrankt als in den Jahren zuvor. Bis Donnerstag wurden rund 550 Fälle an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt, teilte eine Sprecherin mit. Die überwiegende Mehrzahl der Infizierten sei dabei nicht gegen Masern geimpft gewesen.
Schon jetzt wurden 2024 in Deutschland fast siebenmal so viele Masernfälle registriert, wie im vergangenen Jahr. 2023 gab es laut RKI 79 registrierte Maserninfektionen, 2022 wurden 15 Fälle übermittelt. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch schon deutlich mehr Fälle: 2015 wurden rund 2470 Masernerkrankungen registriert, 2013 waren es rund 1770. Laut der RKI-Sprecherin ist die Ausbreitung der Masern häufig auf infizierte Einreisende aus dem Ausland zurückzuführen, die dann in Deutschland weitere Menschen anstecken. Dieses Jahr treffe das auf knapp 15 Prozent der Fälle zu.
Maserntodesfälle sind laut RKI bislang keine bekannt. Die Infizierten waren dieses Jahr zwischen 0 und 75 Jahre alt, hieß es vom RKI. Insbesondere seien Kinder in den ersten beiden Lebensjahren betroffen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) für alle Kinder zwei Masernimpfstoffdosen – die Erste im Alter von 11 bis 14 Monaten, die Zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten.
Masernimpfung verhindert fast alle Infektionen
„Masern ist eine Erkrankung, die bis auf sehr wenige Ausnahmen mit einer Impfung komplett verhindert werden kann“, sagte der Leiter der Infektiologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander. Trotzdem stiegen derzeit in vielen Ländern die Fallzahlen. „Es ist kein deutsches Phänomen, es ist ein weltweiter Trend.“ Von einem großen Ausbruchsgeschehen könne man in Deutschland derzeit noch nicht sprechen. In Rumänien sehe es etwa mit bislang rund 18.000 Fällen viel schlimmer aus.
Eine einzelne Ursache gibt es für den Anstieg in Deutschland nicht, sagt. Es könnte zum einen damit zusammenhängen, dass die Immunität in der Bevölkerung leicht gesunken sei, weil viele durch die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie kaum in Kontakt mit Krankheitserregern gekommen seien. Zum anderen zeigten Studien, dass die Impfbereitschaft nachgelassen habe. „Es reicht schon, wenn ein paar weniger Leute sich impfen lassen, damit es zu Ausbrüchen kommt“, sagte Sander.
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Viele Kinder nicht oder nur unzureichen geimpft
Seit 2020 ist es in Kitas und Schulen vor der Neuaufnahme für mindestens ein Jahr alte Kinder Pflicht, eine Masernimpfung vorzuweisen. Nach Angaben des RKI erfolgt die Masernimpfung bei vielen Kindern aber zu spät oder nicht vollständig. Nur knapp 81 Prozent der Kinder, die 2019 geboren wurden, hatten im Alter von zwei Jahren beide Impfungen erhalten.
Masern gehören zu den ansteckendsten Infektionskrankheiten und können mitunter lebensbedrohlich sein. Übertragen werden sie unter anderem über Tröpfchen und Aerosole, die etwa beim Sprechen, Husten und Niesen abgegeben werden. Eine Infektion beginnt laut RKI in der Regel mit Fieber, Bindehautentzündung, Schnupfen, Husten und Kopfschmerzen und weißen bis blau-weißen Flecken an der Mundschleimhaut. Wenige Tage später steigt das Fieber und es bildet sich der für die Masern typische Hautausschlag mit bräunlich-rosafarbenen Flecken. Die Erkrankung könne zu Lungen- und Gehirnentzündungen führen und tödliche Folgen haben. Laut Sander stirbt statistisch gesehen einer von 1000 Erkrankten.
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