Berlin. Viele über 60-Jährige erkranken an Altersdepressionen. Ein Test mit Punkte-System soll das Risiko für Depression und Demenz senken.
Eine Depression kann viele Gesichter haben. Problematisch: Bei älteren Menschen wird sie oft gar nicht erst als solche erkannt. Dabei zählen Depressionen neben demenziellen Erkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im höheren Lebensalter. Doch es gibt Hoffnung: Eine neue Studie zeigt, dass der im Winter entwickelte „Brain Care Score“ (BCS) die Wahrscheinlichkeit voraussagen kann, später an einer Altersdepression zu erkranken.
Der neue Test wurde vom „McCance Center for Brain Health am Massachusetts General Hospital“ entwickelt – ursprünglich zur Beurteilung des Demenz- und Schlaganfallrisikos. Der Clou: Ein medizinischer Eingriff ist dabei nicht notwendig. Für den BCS werden drei Bereiche berücksichtigt:
- Körperliche Gesundheit: Zu den Komponenten zählen Blutdruck, Cholesterin-Level, das Hämoglobin A1c und der Body-Mass-Index.
- Lebensstil: Unter den Lebensstilfaktoren spielen die Ernährung, der Alkoholkonsum, aerobe Aktivitäten, das Schlaf- und Rauchverhalten eine Rolle.
- Sozial-emotionale Faktoren: Dazu zählen soziale und emotionale Aspekte wie Beziehungen und Stressbewältigung eine Rolle.
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Dabei können maximal 21 Punkte erreicht werden. Ein höherer BCS-Wert ist dabei laut den Wissenschaftlern mit einem reduzierten Risiko für Gehirnerkrankungen verbunden. Die aktuelle Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Frontiers in Psychiatry“, legt nahe, dass eine Verbesserung des BCS um fünf Punkte das Risiko für Altersdepressionen um 33 Prozent senken kann. Darüber hinaus kann das Gesamtrisiko durch den BCS für Demenz und Schlaganfall um 27 Prozent reduziert werden. Diese Erkenntnisse stammen aus einem Beobachtungszeitraum von durchschnittlich 13 Jahren und basieren auf Daten von über 350.000 Teilnehmern der UK Biobank-Studie.
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Depression: Frühe Gesundheitsvorsorge kann Risiko erheblich senken
Besonders überraschend: Bei den unter 50-Jährigen konnte ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem BCS-Basiswert und dem Depressionsrisiko festgestellt werden. Die Forscher waren zuvor davon ausgegangen, dass nur ältere Erwachsene neurodegenerative und entzündliche Veränderungen aufweisen, die zu Depressionen, Demenz und Schlaganfällen führen können.
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In dem Zusammenhang betonten die Wissenschaftler, wie wichtig es sei, schon frühzeitig auf die eigene Gesundheit zu achten. „Der Brain Care Score ist ein einfaches Tool, das jedem auf der Welt helfen soll, die Frage zu beantworten: ‚Was kann ich tun, um besser auf mein Gehirn aufzupassen?‘“, sagte Studienautor Dr. Jonathan Rosand, Mitbegründer des „McCance Center for Brain Health am Massachusetts General Hospital“ und leitender Entwickler des BCS, in einer Pressemitteilung.
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Dr. Sanjula Singh, Erstautorin der Studie, betonte außerdem die Notwendigkeit weiter in diesem Bereich zu forschen: „Unsere Ergebnisse zeigen die Bedeutung einer ganzheitlichen Betrachtung der Gehirngesundheit. Wir müssen die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Gehirnerkrankungen besser verstehen, um effektive Präventionsstrategien entwickeln zu können.“